Jetzt ist es endgültig: Der Kutter „Barth“ verlässt Warnemünde


22. Juni 2021

Heute Morgen um 8 Uhr ging in Warnemünde eine Ära zu Ende: Der Kutter Barth legte ab und begab sich auf seine voraussichtlich letzte Reise. Nicht aus eigener Kraft, sondern fest vertäut im Paket mit dem Spezialschiff Baltic Taucher 1 verließ das verwahrlost wirkende Holzboot – Baujahr 1955 – den Alten Strom. Einen Tag später als ursprünglich geplant, denn der starke Nordostwind gestern ließ das Vorhaben einfach nicht zu.

Die vom Hafen- und Seemannsamt gewährte Gnadenfrist für Eigner Eyke Düwel und seine Barth ist damit endgültig abgelaufen. Die Firma Baltic-Taucherei- und Bergungsbetrieb Rostock GmbH wurde beauftragt, das Schiff zum ehemaligen Ausrüstungskai der alten Neptun Werft in Rostock zu verholen. Wie Stadtsprecher Ulrich Kunze mitteilte, handelt es sich um eine städtische Fläche und genau hier soll der Kutter auf einer vorbereiteten Pallung „zwischengeparkt“ werden. Die Gelegenheit ist günstig, kommentierte Hafenkapitän Falk Zachau das Ablegemanöver in Warnemünde: „Schon gestern wurde nämlich der im Stadthafen havarierte Kutter Wernigerode an gleicher Stelle gehoben und ein Schwimmkran ist vor Ort noch immer in Stand-by. Das verringert die Kosten“, so Zachau.

Bezahlt werden Verholen, Hub und Pallung – es geht um eine vierstellige Summe – übrigens durch Alexander Kammerath, ein Berliner mit großem Herzen für Warnemünde. Von der Notsituation Eyke Düwels hatte er gelesen und umgehend über Hilfe auf dem kurzen Dienstweg nachgedacht. Doch wie so oft war es mit der Hilfestellung gar nicht so einfach: „Schnell hatte sich nämlich gezeigt, dass es wegen des sehr schlechten Allgemeinzustandes der Barth nur wenige Alternativen gab“, bekennt der 38-Jährige. Zielstellung war und ist für ihn, den für das Ostseebad so typischen, traditionellen Holzkutter irgendwo im Wasser oder aber an Land zu erhalten. Viele Ideen scheiterten bereits an den hohen Kosten. Das Minimalziel „Zwischenparken“ ist aber erstmal erreicht.

Geradezu überwältigt zeigt sich Alexander Kammerath von den großen Emotionen, die seine Initiative losgetreten hat: „Unglaublich, wie viele Menschen sich involviert gefühlt und ihre Hilfe angeboten haben“, freut sich der bekennende Warnemünde Fan. Gemeinsam mit dem Eigner und der Stadt Rostock will er in den nächsten Monaten ein Nachnutzungskonzept zum Erhalt des Kutters erarbeiten. Ob sich dieses am Ende auch erfolgreich umsetzen lässt, ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch völlig offen. Eine Warnemünderin – ihr Name ist der Redaktion bekannt – warf schon gestern eine erste Spontanidee in den Ring und könnte sich die Barth als bepflanzten Blumenkutter und somit Mini-Außenstandort der BUGA 2025 vorstellen. Bei Alexander Kammerath stieß dieser Gedanke schon mal auf große Zustimmung.

Wohl oder übel fügt sich Schiffseigner Eyke Düwel in sein Schicksal. Im eigenen PKW und nicht an Bord seines Kutters begleitetet er dann auch die letzte Fahrt. So richtig glauben kann er das Ende noch nicht, denn schließlich gehe damit ein Stück Warnemünder Geschichte zu Ende. Einziger Trost ist die Hoffnung, dass sein noch seetaugliches kleineres Fischerboot die Position 1 an der Bahnhofsbrücke einnehmen kann.


| | | |

Kommentieren Sie den Artikel

Name
E-Mail
(wird nicht veröffentlicht)
Kommentar
Sicherheitscode

Ich willige ein, dass DER WARNEMÜNDER die von mir überreichten Informationen und Kontaktdaten dazu verwendet um mit mir anlässlich meiner Kontaktaufnahme in Verbindung zu treten, hierüber zu kommunizieren und meine Anfrage abzuwickeln. Dies gilt insbesondere für die Verwendung der E-Mail-Adresse zum vorgenannten Zweck. Die Datenschutzerklärung kann hier eingesehen werden.*


|