Fischer Düwel in Not – Kollegen helfen


12. März 2021

„Hier verkauft der Düwel persönlich“ ist, wenn auch versteckt, noch immer am Fischstand von Eyke Düwel auf der Warnemünder Mittelmole zu lesen. Nur zu gern kokettierte der Fischer mit seinem Namen, was ihn auf dem Fischmarkt zu einer lebenden Legende machte. Doch es ist still geworden um Eyke Düwel. Er ist schwer erkrankt. Sein Fischstand ist zwar noch an der Bahnhofsbrücke zu finden, doch gibt dieser ein trauriges Bild ab. Genau wie der dazugehörige Kutter Barth, den Düwel als ehemaliger Mitarbeiter der Fischereiproduktionsgenossenschaft Warnemünde (FPG), gleich nach der Wende hatte kaufen dürfen. Anfangs habe er damit auch noch gut gefischt, weiß Kollege Ingo Pinnow, dessen Stand mit Kutter Christin sich etwas weiter nördlich befindet. Doch es kamen immer mehr Auflagen der See-Berufsgenossenschaft und das Geschäft lohnte bald nicht mehr. In den vergangenen Jahren war Eyke Düwel deshalb auch nur noch Fischer im Nebenerwerb. Mit leichter Schlagseite liegt sein etwas verwahrlost wirkender Kutter heute fest vertäut an der rechten Kaikante, von der Bahnhofsbrücke aus gesehen. Die Seite des Alten Stroms, die den aktiven Fischerbooten vorbehalten ist.

Das Bild ist sogar so traurig, dass das Hafen- und Seemannsamt der Stadt Rostock Gefahr im Verzug sieht. Der Kutter Barth weise offensichtliche Auffälligkeiten auf, heißt es. Schon im November hätte eine Besichtigung in Anwesenheit des Eigentümers stattgefunden. „Die Schwimmfähigkeit konnte zeitlich begrenzt nur mit der Bedingung von Auflagen erteilt werden, die durch den verantwortlichen Eigentümer mittlerweile erfüllt worden sind“, sagt Hafenkapitän Falk Zachau. Die Grundsubstanz des Kutters sei jedoch weiterhin schlecht, so dass es mittelfristig einer Dockung und signifikanten Reparaturen bedarf. Das gehe auch aus dem Schwimmfähigkeitsgutachten hervor. „Die Beseitigung der Mängel liegt in der Pflicht und Verantwortung des Eigentümers“, betont Zachau. Das Hafen- und Seemannsamt werde den Vorgang weiterhin ordnungsbehördlich begleiten.

Bis Ende April habe Eyke Düwel zur Wahrnehmung seiner Eigner-Verpflichtungen Zeit, erzählt man sich auf dem Warnemünder Fischmarkt. Krankheitsbedingt kann er sich aber gerade nicht darum kümmern, weshalb Kollege Ingo Pinnow eingesprungen ist: „Wir haben das Wasser rausgepumpt und das Schiff so gut wie möglich beräumt. Alle Betriebsstoffe sind gesichert und von Bord“, erklärt der hilfsbereite  Berufsfischer. Die schweren Behälter vorn habe er bewusst dort belassen. Sie bilden ein wichtiges Gegengewicht zur Maschine hinten. Außerdem habe er den morsch gewordenen Holzrumpf an der Backbordseite mit einer Bleiplatte ausgebessert. „Wir haben unser Möglichstes getan, um Eyke zu unterstützen“, sagt Ingo Pinnow und auf die Frage, weshalb er das alles tue, antwortet er geradeheraus: „Wir sind Kollegen und ich gehe davon aus, im Alter vielleicht auch einmal Hilfe zu benötigen.“ Eine einfache Rechnung.

Davon, dass der Zwölf-Meter-Kutter von Eyke Düwel wieder flott gemacht werden kann, geht Pinnow vorerst nicht aus. Auf einer Poeler Bootswerft wurde die Barth vor zehn Jahren zum letzten Mal überholt. Jetzt lohne das wahrscheinlich nicht mehr und es fehle wohl auch am Geld. Nächste und wohl auch letzte Station scheint deshalb fast zwangsläufig die Abwrackerei zu sein, womit wieder ein kleines Stück Warnemünder Geschichte endet.


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