Erneuter Baum-Zoff in Warnemünde: Tiefbauamt nimmt Fällungen vor


20. Januar 2021

Bei ihrer gestrigen Walkingrunde im Stoltera Küstenwald glaubte Billy Parczyk ihren Ohren und Augen nicht zu trauen: Im Bereich Parkstraße/ Groß Kleiner Weg war die Kettensäge im Einsatz. Acht gesunde Bäume, darunter zwei 80 bis 100 Jahre alte Alleelinden, wurden abgeholzt. Einfach so, ohne dass irgendjemand in Warnemünde davon wusste.

Das Rostocker Tiefbauamt hatte den Auftrag für die Baumfällungen ausgelöst. Fällgenehmigungen für alle acht Bäume lägen vor. Es gehe um das Bauvorhaben „Radweg Parkstraße Warnemünde, 1. Bauabschnitt“, heißt es aus der Behörde. Der vorhandene Gehweg im Groß Kleiner Weg soll verbreitert und als gemeinsamer Geh- und Radweg entlang der Parkstraße bis „Weststrand“ verlängert werden. Ein Vorhaben, das es so eigentlich gar nicht mehr gibt, denn das Projekt wurde im Juni 2020 durch Bausenator Holger Matthäus zu den Akten gelegt (DWM berichtete). Offenbar soll jetzt ein einzelner Bauabschnitt herausgelöst, als neues Vorhaben deklariert und durchgezogen werden, ohne dass Umweltausschuss, Bauausschuss, Ortsbeirat oder sonst irgendjemand einbezogen waren.

Für die Sprecherin der Bürgerinitiative „Rettet den Küstenwald“ (BI), Annette Boog, ist das ein grober Vertrauensbruch. Im März 2020 hatte die BI mit dem Rostocker Stadtgrünamt eine Vereinbarung getroffen, die alle Bäume im öffentlichen Raum betrifft: Wenn Fällungen oder andere größere Maßnahmen anstehen, muss das dem Ortsbeirat mindestens acht Wochen zuvor mitgeteilt werden. Dem Gremium soll damit die Möglichkeit eingeräumt werden, eigene Gutachten einzuholen, um – falls nötig – zu intervenieren. Im aktuellen Baumbericht der Stadt Rostock waren die acht Bäume nicht der Fällung preisgegeben. Auch bei einer gemeinsamen Begehung mit dem Stadtgrünamt kamen die Pläne nicht zur Sprache. Ist es gar so, dass das eine Amt nicht weiß, was das andere tut?

Fassungslos ob dieser, in einer Nacht- und Nebelaktion, geschaffenen Tatsachen zeigt sich Annette Boog. Von der Stadtverwaltung fühlt sie sich getäuscht: „Offensichtlich sind Dinge, die wir im vergangenen Jahr besprochen haben, jetzt nicht mehr wahr“, beklagt die Warnemünderin. Genau wie ihre Mitstreiter und wahrscheinlich die Mehrzahl der Warnemünder, ging auch sie fest davon aus, dass der geplante Ausbau des Geh- und Radwegs in der Parkstraße vorerst auf Eis liege. Und jetzt das. „Das sind acht Bäume, die uns keiner mehr zurückbringt.“

Nächstes Unheil kündigt sich bereits an: Betroffen sind die Pappeln im Diedrichshäger Waldweg, bis hin zur Fuchsbar. Auch deren Tage seien, nach Aussage Boogs, gezählt. Die Maßnahme soll bis Ende Februar vollstreckt werden und stößt bei den Baumschützern auf Unverständnis: „Ich habe dort keine einzige abgestorbene Pappel gesehen und es besteht keinerlei Veranlassung, die gesamt Baumreihe wegzunehmen.“

Fotos: Billy Parczyk


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