Sportlerinnen und Sportler in Warnemünde fühlen sich im Stich gelassen – Hoffnung ruht auf der „Sportmilliarde“ des Bundes
Wer heute durch den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in der Parkstraße in Warnemünde geht, sieht auf den ersten Blick eine gepflegte Anlage – doch hinter den Kulissen brodelt es. Was hier eigentlich längst modernisiert sein sollte, steht seit Jahren still. Der einst ambitionierte Ausbauplan ist auf der Strecke geblieben, und die Ehrenamtlichen, die hier Tag für Tag sportliches Leben organisieren, fragen sich: Was ist das Wort der Stadt eigentlich noch wert?
Schon im Sportstättenentwicklungskonzept von 2009 war die Zukunft klar umrissen: Zwei neue Kunstrasenplätze (2011-2012), ein Vereinsgebäude (2014), eine moderne Sporthalle (2016) – und dann, als krönender Abschluss, die Sanierung des Stadions. Rostock wollte damals ein leuchtendes Beispiel dafür sein, wie gelungene Sportförderung funktioniert.
Doch seit der Eröffnung der Sporthalle herrscht Funkstille. „Die Sanierung des Stadionareals war fest eingeplant“, erinnert sich ein enttäuschter Vereinsvertreter. Noch Anfang 2025 klang es so, als würde endlich Bewegung in die Sache kommen. Elke Watzema, Leiterin des Amts für Schule und Sport, erklärte, dass Planungsbüros im ersten Halbjahr beauftragt werden sollten (DWM berichtete). Doch daraus wurde – nichts.
„Aufgrund der aktuellen Haushaltssituation werden die Planungen momentan nicht weiter vorangetrieben“, heißt es inzwischen aus dem Amt. Statt Investitionen sind für 2026 lediglich Instandhaltungsmaßnahmen eingeplant: Entkrautung, Geländereparaturen – kosmetische Eingriffe an einer Anlage, die eigentlich ein Herzstück der Warnemünder Sportlandschaft sein sollte.
Über 2.600 Sportbegeisterte trainieren regelmäßig in der Parkstraße. Doch sie alle – ob Leichtathleten, Fußballer, Handballer oder Footballspieler – stoßen an Grenzen.
Leichtathletiktrainer Gottfried Behrens vom SV Warnemünde 1949 bringt es auf den Punkt: „Wir Leichtathleten haben die schlechtesten Bedingungen. Die Laufbahn besteht noch aus Tenne – da wächst regelmäßig der Rasen rein! Wir brauchen dringend Tartan.“ Behrens, der schon 2021 gemeinsam mit dem Ortsbeirat eine Akutsanierung von Laufbahn und Sprunganlage durchgesetzt hatte, berichtet von einem Vorfall, der sinnbildlich für den Zustand steht: Eine Spitzenathletin aus Neubrandenburg reiste zur Vorbereitung auf die EMACS Masters Europameisterschaften in Madeira nach Warnemünde an – und fuhr gleich wieder ab, nachdem sie das Stadion gesehen hatte.
Auch Mathias Braun von den Rostock Griffins ist frustriert. Quasi „Heimatlos“ nutzen die Footballer das Gelände als eine von drei Spielstätten als Trainingsort für die Junior und Junior Flag Mannschaften. „Wir wollten in Warnemünde ein Trainingslager für die Tackle Jugend veranstalten, aber es gab keine Kapazitäten. Wir streiten uns ständig mit den Fußballern um die Plätze.“ Der Spielbetrieb sei kaum noch planbar, sagt Braun – und das in einer Stadt, die sich „Sportstadt Rostock“ nennt und sich um olympische Segelwettbewerbe bewirbt.
Mike Frahm, Vorstandsvorsitzender des SV Warnemünde Fußball, ist ebenso ernüchtert: „Seit elf Jahren macht die Stadt Versprechungen an das Ehrenamt, die nicht eingelöst werden. Eine offizielle Absage zur Sanierung habe ich bis heute nicht erhalten.“
Andreas Bülow, Vorsitzender des SV Warnemünde 1949, sieht das strukturelle Problem:
„Vereinssport ist in Rostock eine freiwillige Aufgabe, Schulsport eine Pflicht. Das merkt man an der Prioritätensetzung.“ Die neue Sportschule auf der Mittelmole sei zwar ein Leuchtturmprojekt, „aber ohne dazugehörigen Sportplatz bleibt sie unvollständig.“
Auch Mathias Stagat, engagierter Warnemünder Bürger und Elternvertreter, äußert Unverständnis: „Schulsport im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark wäre möglich, ist aber nicht gewollt. Stattdessen denkt man über Shuttlebusse nach. Das ist absurd – Kinder brauchen Bewegung, keine Transfers!“ (DWM berichtete).
Dass es auch anders geht, zeigt Jörg Burgstaler von der HSG Warnemünde: „Wir führen Schulsport-AGs mit der Hundertwasserschule Lichtenhagen durch – die Kinder kommen selbstständig zu uns nach Warnemünde. Das funktioniert hervorragend.“
Trotz aller Enttäuschung gibt es jetzt einen kleinen Hoffnungsschimmer: Die sogenannte „Sportmilliarde“. Die Mittel – bis zu eine Milliarde Euro bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode 2029 – stammen aus dem Bundesanteil des Sondervermögens zur Verbesserung der Infrastruktur und sollen bundesweit in die Sanierung kommunaler und vereinseigener Sportstätten fließen. Die Anträge sollen ab August 2026 gestellt werden können – unkompliziert und unbürokratisch.
„Das Präsidium des Leichtathletik-Verbandes Mecklenburg-Vorpommern hat sich mit der Bitte um Unterstützung für die Mittelbeantragung im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme der Planungsleistungen für den Sportpark Parkstraße bereits an den Landessportbund gewandt“, berichtet Gottfried Behrens.
Nun hoffen die Warnemünder Vereine, dass auch die Stadt Rostock aktiv wird – und endlich handelt. Denn die Zeit drängt: Das Stadion wurde 1954 fertiggestellt, in den letzten drei Jahrzehnten ist kaum etwas passiert. Der Zustand ist beschämend für eine Stadt, die sich sportlich präsentieren will.
Mathias Stagat fasst zusammen: „Jeder Verein ist Botschafter seiner Stadt und Region. Sportliche Erfolge entstehen durch ehrenamtliches Engagement – das verdient moderne Rahmenbedingungen.“ Gute Infrastruktur sei Aufgabe der Kommune, „den Rest machen die Vereine.“
Die vier betroffenen Vereine – SV Warnemünde 1949, SV Warnemünde Fußball, HSG Warnemünde und Rostock Griffins – wollen sich jetzt zusammenschließen und geschlossen an die Rostocker Bürgerschaft wenden.
„Wir erhoffen uns Unterstützung aus dem politischen Raum, damit endlich etwas passiert“, so Bülow. Denn eines ist klar: Ohne politischen Rückhalt wird der Traum von einem modernen Stadion in Warnemünde weiter auf Eis liegen.
Der Ortsbeirat Warnemünde/ Diedrichshagen unterstütze das Vorhaben seit vielen Jahren, betont der Vorsitzende, Axel Tolksdorff: „Sobald die Vergaberichtlinien für die Gelder bekannt sind, werden wir auch das unterstützen. Es ist davon auszugehen, dass das noch in diesem Jahr bekannt gemacht wird.“
Die Anwohner stehen einer Sanierung übrigens offen gegenüber. Sie haben nichts gegen das Stadion, wollen sich aber auch nicht mit einer acht Meter hohen Tribüne, angrenzend an ihre Grundstücke abfinden. Sie fordern die Tribüne an der Südseite des Stadions. Auch dieses Thema wurde Anfang Februar besprochen, doch die Stadtverwaltung hüllt sich nach wie vor in Schweigen.
Was bleibt, ist Ernüchterung. Seit Jahren wird in Warnemünde über das Stadion gesprochen, aber nichts passiert. Die Ehrenamtlichen, die hier Herzblut investieren, fühlen sich allein gelassen.
Vielleicht, so hoffen sie, bringt die „Sportmilliarde“ endlich Bewegung in das Thema. Doch bis dahin bleibt die Frage: Was ist das gesprochene Wort im Ehrenamt eigentlich noch wert – wenn ihm keine Taten folgen?
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