Brunnen im Stephan-Jantzen-Park bleibt leider verschlossen


14. Dezember 2023

Die gute Nachricht zuerst: Der rund 40 Jahre alte Brunnen im Warnemünder Stephan-Jantzen-Park ist noch förderfähig. Das ist das Ergebnis eines Pumpversuchs, Anfang Juli dieses Jahres. Die nicht so erfreuliche Nachricht: Sein Wasser ist für die Bewässerung der Grünanlagen offenbar nicht geeignet. Darüber informierten Mitarbeiter des Amtes für Stadtgrün Anfang Dezember auf der Sitzung des Ortsbeirates Warnemünde/ Diedrichshagen.

„Dass das Wasser nicht nutzbar ist, ist sehr bedauerlich und dieses Ergebnis überrascht uns“, so Annette Boog von der Bürgerinitiative „Rettet den Küstenwald“ (BI). Anfang Januar dieses Jahres war aus der BI heraus der Hinweis auf den alten Brunnen gekommen, dessen Wasser zu DDR-Zeiten Energielieferant für die Wärmepumpenheizung des Hotels Neptun war. Die Idee, den Brunnen in Zeiten zunehmend heißer und trockener Sommer zur Bewässerung des Grüns im Stephan-Jantzen-Park zu nutzen, fand im Amt für Stadtgrün offene Ohren. (DWM berichtete, 29.03.2023)

Obwohl die Brunnenentdecker wiederholt ihre Unterstützung und Mithilfe bei der Wiederbelebung des Brunnens angeboten hatten, passierte – für sie gefühlt – monatelang nichts. Ihre Ursprungsidee, das Brunnenwasser bereits ab diesem Frühjahr für die durstigen Pflanzen und Bäume im Park zu nutzen, platzte. Im zweiten Quartal ging der Brunnen dann offiziell in städtisches Eigentum über und wurde, vor allem aus Verkehrssicherungsgründen, vorsorglich erstmal wieder zugeschüttet. (DWM berichtet, 21.05.2023)

„Es hat alles ein bisschen gedauert, aber wir sind Verwaltung und mussten vorab verschiedene Fragen mit anderen Ämtern klären, unter anderem mit dem Liegenschafts- und dem Umweltamt“, erläutert Wenke Klut, Abteilungsleiterin Grünanlagenunterhaltung im Rostocker Amt für Stadtgrün. Ziel sei es gewesen, die Sanierungsfähigkeit dieses Tiefenbrunnens zu ermitteln. Mitte dieses Jahres gab es dazu einen sogenannten Leistungspumpversuch.

Nur zufällig hatten BI Mitglieder am 4. Juli Aktivitäten am Brunnen im Stephan-Jantzen-Park gesehen und sich gegenseitig informiert. Ein erfahrener Brunnenbaumeister aus Vorpommern und schwere Technik waren angerückt, um den alten Brunnen auf Herz und Nieren zu testen. Mithilfe eines großen Autokrans zogen die Männer die alte Pumpensteigleitung mit der daran montierten Pumpe wieder ans Tageslicht. Nach mehr als 30 Jahren unbenutzten Rumhängens im Wasser war sie augenscheinlich verrottet und nicht mehr funktionstüchtig. Das überraschte niemanden.

Um zu untersuchen, ob der Brunnen noch Wasser gibt – und wenn ja, wieviel – hatte der Brunnenbaumeister vorausschauend eine neue Testtauchpumpe im Gepäck. Den nötigen Betriebsstrom lieferte ein ebenfalls mitgebrachtes Aggregat. Punkt 13.15 Uhr ist der Versuchsaufbau komplett, ein langer Wasserschlauch ins Grün ausgerollt, die Männer schalten die Pumpe ein – jetzt wird es spannend: „Bei diesem Pumpversuch wird sich gleich zeigen, ob wir den alten Brunnen nur leerpumpen, oder ob unten, in etwa 20 Metern Tiefe, noch immer genügend Wasser nachfließt“, erklärt der Brunnenspezialist. Keine halbe Stunde später ist klar – es läuft! Immerhin gut zehn Kubikmeter pro Stunde pumpen sie aus dem alten Brunnen, ohne dass der Wasserstand sich weiter absenkt. Insgesamt läuft dieser Leistungspumpversuch über zwei Stunden, das hochgepumpte Wasser fließt in den umliegenden Park und versickert vor Ort wieder. So geschehen vor sechs Monaten.

„Im Ergebnis waren wir auch sehr überrascht, dass der Brunnen funktionsfähig ist, dass er eine sehr gute Ergiebigkeit aufweist, also dass man wirklich auch sehr viel Wasser damit – theoretisch – schöpfen kann“, informierte Wenke Klut nun auf der jüngsten Ortsbeiratssitzung.

„Das, was natürlich ernüchternd war, war die Untersuchung des Wassers, was dort abgepumpt worden ist. Man sieht anhand der Werte, dass wir einen ganz hohen Salzgehalt haben. Was wir vorgefunden haben, war um Mengen mehr, als die Toleranzwerte erlauben. Sowohl Brunnenbauer, als auch die Wassertechnik, die uns unterstützt haben und das Institut, in dem das Wasser untersucht wurde, haben uns dringend davon abgeraten, das Wasser zu nutzen für die Bewässerung von Pflanzen“ ergänzt, die Abteilungsleiterin Grünanlagenunterhaltung.

Das sei natürlich schade, weil der Brunnen eine gute Möglichkeit gewesen wäre, an Grundwasser zu kommen, hieß es weiter aus dem Amt für Stadtgrün. Alternativ werde daran gearbeitet, künftig vermehrt Regenwasser zur Bewässerung des städtischen Grüns zu nutzen. Regenwasserzwischenspeicher, also große Zisternen, sollen dazu gebaut werden mit angeschlossenem Bewässerungssystem – so, wie es viele Laubenpieper wohl in klein längst aus dem eigenen Garten kennen.

Wenn alles klappt, könnte das Pilotprojekt im Warnemünder Stephan-Jantzen-Park entstehen – das Regenwasser vom Dach des Parkhauses soll dann zum Bewässern der Pflanzen und großen Bäume in der Parkanlage genutzt werden. Wann es soweit sein könnte, ist noch unklar.

RikeM


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