Diese Nachricht hat in Warnemünde längst die Runde gemacht: Am 31. Januar 2026 müssen die Schausteller Alfred „Fredi“ Geisler und seine Frau Katrin die Fläche ihres Treffs am Riesenrad auf der Mittelmole an die kommunale Wohnungsgesellschaft Wiro zurückgeben. Der Pachtvertrag wird nach fünf Jahren nicht verlängert. Mitarbeiter der Abteilung Gewerberaumbewirtschaftung der Wiro hatten dem Unternehmerpaar mitgeteilt, dass eine Fortsetzung des Vertrages ausgeschlossen sei, wie Katrin Geisler mit Bedauern berichtet. „Nach mehreren Jahren läuft der Vertrag mit den Schaustellern Ende Januar aus“, bestätigt Wiro-Sprecher Carsten Klehn. „Für die kommende Zeit haben wir uns für eine neue Partnerschaft entschieden“, erklärt er auf Nachfrage.
Bei den Geislers ist die Enttäuschung groß. Immerhin waren in der Saison bis zu 40 Mitarbeiter beschäftigt. Zudem hatten sie viel Herzblut in die Gestaltung des Areals investiert und zahlreiche Veranstaltungen organisiert – vom Oktoberfest über Silvesterfeiern bis hin zu unterschiedlichsten Themen-Partys.
Die Partnerschaft zwischen der Wiro und den Schaustellern begann zu Corona-Zeiten, als die Wiro der Familie die Fläche verpachtete – selbstverständlich unter den damaligen Auflagen. Mit Ein- und Ausgängen, Maskenpflicht und strengen Regeln entstand dennoch ein Ort, an dem die Warnemünder in schwierigen Zeiten ein Stück Normalität im Freien erleben konnten. Die Geislers ließen sich immer wieder Neues einfallen. Nach dem Tod der Rock-’n’-Roll-Legende Tina Turner organisierten sie etwa eine Tribute-Party zu Ehren der Sängerin.
Ein besonderer Anziehungspunkt war stets das Riesenrad. Nach dem 36 Meter hohen Modell folgte das moderne „Eye 55“ mit geschlossenen Gondeln, das bei gutem Wetter beeindruckende Ausblicke über das Areal und die vorbeifahrenden Schiffe bot.
Tourismusdirektor Matthias Fromm betont: „Wir schätzen das Engagement der Familie Geisler sehr. Das Riesenrad hat den Menschen großartige Perspektiven auf Rostocks Seebäder geboten.“ Er äußert den Wunsch, dass es an dieser Stelle auch künftig Angebote für Gäste und Einheimische geben wird, um die Aufenthaltsqualität am Alten Strom und auf der Mittelmole weiter zu stärken. Daran lässt die Wiro keinen Zweifel: „Auch künftig soll es dort Angebote zur Belebung des Ostseebades geben“, sagt Carsten Klehn. Er schließt nicht aus, dass erneut ein Riesenrad aufgestellt wird. Beschwerden aus der gegenüberliegenden Hotelanlage, wie sie in der Vergangenheit kursierten, habe es in diesem Jahr nicht gegeben.
Auch langjährige Stammgäste bedauern das Ende. „Es ist schon beeindruckend, was diese Schaustellerfamilie hier aufgebaut hat. Sie haben bei Wind und Wetter durchgehalten und immer ein abwechslungsreiches Angebot für Einheimische und Touristen geschaffen“, sagt Floristin Karina Boos von Boos kreativ aus der Mühlenstraße.
Bis Ende Januar bleiben die Geislers ihrem Standort treu – professionell und engagiert, wie es ihrer Schaustellerehre entspricht. Auf dem Programm stehen weiterhin Events wie Eisbein- und Rippenbraten „satt“, eine große Silvesterparty und am 9. Januar eine Nachsilvesterfeier mit dem Helene-Fischer-Double Nr. 1. Bereits am 3. Januar gibt es eine coole Kaiser-Party mit dem Roland-Kaiser-Double Steffen Heidrich. Den Saisonabschluss bildet eine Andrea-Berg-Double-Party mit Angelique. Für alle Veranstaltungen empfiehlt es sich, rechtzeitig Tickets zu sichern.
Damit der Abschied aus Warnemünde nicht allzu schwerfällt, hat die Familie bereits ein neues Kapitel begonnen. Seit dem 14. November betreiben sie täglich ab 14 Uhr am Kirchenplatz 9a das „Captain Bligh“, das Werner Liebenberg bereits 1924 als Stehbierhalle eröffnete. Neu ist, dass dort dank eines Sky-Vertrags Fußballspiele übertragen werden können. So schreiben die Geislers an diesem historischen Ort ihr nächstes Warnemünde-Kapitel als Unternehmer fort.
Maria Pistor
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