Wieder „normalere“ Saison nach zwei Corona-Sommern


10. November 2022

Es ist gute Tradition, dass sich Tourismuszentrale Rostock & Warnemünde (TZRW), Vertreter der Fachämter und Sicherheitskräfte zur Saisonauswertung in der Ortsbeiratssitzung treffen. So geschehen am Dienstagabend in Warnemünde.

Mit einem kleinen Abriss begann der zuständige Bereichsleiter der Tourismuszentrale, Steffen Herrmann: „Es war eine relativ normale Saison im Vergleich zu den Corona-Jahren 2020/21. Das Partyvolk blieb weg und die Lage hat sich wieder entspannt.“ Die Zusammenarbeit mit Fachämtern, Polizei, DRK-Wasserwacht, Wachdienst und Leistungsträgern sei reibungslos verlaufen.

Der Strand wurde vom 1. April bis 15. Oktober bewirtschaftet – elf Strandkorbvermieter hielten 2.200 Körbe vor. Neu ans Netz ging in diesem Jahr die 2021 verabschiedete Strandsatzung. Diese muss offenbar schon wieder nachgeschärft werden, denn es gab viele Probleme mit Hundehaltern, die sich entweder beratungsresistent zeigten, auf Hinweise nur widerwillig reagierten, oder mit der Beschilderung an den Strandaufgängen schlicht überfordert waren.

Mit Änderung der Satzung wurde auch der FKK-Bereich zwischen den Aufgängen 27 und 30 zum Hundestrand erklärt. Dagegen regt sich Widerstand. Eine Bürgerinitiative hat 300 Unterschriften gesammelt und fordert die Rücknahme der Entscheidung. „Der Strandabschnitt ist gerade bei Familien mit Kindern sehr beliebt, weil die Bäume Schatten spenden. Wir kommen mit dem Fahrrad seit Jahrzehnten hierher, jetzt entsteht durch die Hunde Unruhe und Gefahr. Die meisten sind ohne Leine unterwegs, sie streunen herum, auch im Wasser“, schimpfte eine Strandbesucherin. Auch sei die Doppelnutzung FKK/Hundestrand alles andere als optimal. Strandvogt Stefan Bischoff bestätigte viele Probleme mit Hundehaltern: „Mehr als 1.000 ‚Platzverweise‘ musste ich in diesem Sommer aussprechen. Die meisten hatten die Hinweisschilder nicht verstanden. Es war ihnen nicht klar, wann sie wo mit ihren Vierbeinern sein dürfen.“ Den Hinweis mit der verwirrenden Beschilderung wolle er mitnehmen, kündigte daraufhin Steffen Herrmann an. Auch könne der Ortsbeirat jederzeit Änderungsanträge für die Standsatzung einbringen.

Erfreulich: Erstmals war in der zurückliegenden Saison mit Stefan Bischoff wieder ein Strandvogt unterwegs. Doch es ist eben auch nur EINER für den 17 Kilometer langen Strandabschnitt von Geinitzort bis Torfbrücke. Unterstützt wurde Bischoff vom Bäderdienst des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD). „In der Regel haben wir zu dritt gearbeitet, häufig war ich aber auch allein unterwegs“, berichtete Bischoff. Die Beschilderung war selbst für ihn und die Mitarbeiter des KOD ein großes Thema. „Viele können ihr Fehlverhalten gar nicht erkennen, das erschwert die Arbeit der Ordnungskräfte. Da sind viel Geduld und Diplomatie gefragt“, ergänzte Amtsleiter Andreas Bechmann. „Immer, wenn es brenzlig wurde, etwa bei alkoholisierten oder gewaltbereiten Personen, konnte ich mich auf den Sicherheitsdienst JM-Security und die Polizei verlassen. Gemeinsam haben wir die eine oder andere nicht genehmigte Großveranstaltung mit mehreren hundert Leuten am Strand unterbinden können“, so der Strandvogt. Seine Arbeitszeit, 24/7, das heißt auch früh morgens, spät abends oder nachts. „Das ist so gewollt, denn wann wir wo auftauchen, soll nicht vorhersehbar sein“, so Bischoff, der nach eigenen Angaben sehr gut vernetzt ist. Um auch auf der anderen Seite der Warnow, in Markgrafenheide, mehr präsent zu sein, könne nur ein zweiter Strandvogt Abhilfe schaffen.

Zum Saisonbeginn hatten sich zwei Probleme aufgetan: Die Unterbringung der Rettungsschwimmer und die unsichere Situation der Strandbewirtschafter wegen des noch immer fehlenden Bebauungsplans. Das dürfe 2023 nicht wieder der Fall sein und die Weichen müssten rechtzeitig gestellt werden, forderte Uwe Jahnke vom Strukturausschuss. Die TZRW sei am Ball, versicherte Steffen Herrmann: „Für die Unterbringung der Rettungsschwimmer werden in Markgrafenheide zunächst wieder Finnhütten und Container bereitgestellt. Langfristig streben wir einen Mehrzweckbau auf dem alten Sportplatz an der Freiwilligen Feuerwehr im Heideort an. Bis es dafür Baurecht gibt, wird es allerdings noch ein paar Jahre dauern.“ Unterstützung für die Strandbewirtschafter sicherte Denise Johannßon, Sachgebietsleiterin bei der Tourismuszentrale, zu. Sie sprach von einem Termin am Folgetag mit verschiedenen städtischen Ämtern und dem Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg bzgl. der Vorbereitung des B-Plans Strand und um eine zeitnahe Lösung für den Aufbau 2023 zu finden.

Einmal mehr ging es dann um die kostenfreie Nutzung öffentlicher Toiletten. Diese würde tatsächlich geprüft, betonte Steffen Herrmann. Neue Finanzierungsmöglichkeiten hätten sich durch den Status „Tourismusort“ für die Stadt Rostock ergeben. Der Bereichsleiter kündigte außerdem an, dass die Kurabgabensatzung überarbeitet und im kommenden Jahr neu beschlossen würde: „Wir überlegen in dem Zusammenhang, unser Leistungsangebot, ähnlich wie es andere Kurorte machen, zu modifizieren. Unter anderem mit kostenfreien Toiletten. Noch kann ich aber nichts versprechen.“

Seit acht Jahren ist Stefan Damrath als Polizeihauptkommissar im Revier Rostock-Lichtenhagen auch für Warnemünde zuständig. Er nutzte die Saisonauswertung für einen „polizeilichen Rundumschlag“. Seine Behörde habe alle Veranstaltungen im Seebad begleitet. Für die Polizei sei ganzjährig Saison, betonte Damrath. Gerade jetzt sei man mit den Vorbereitungen der Neujahrsinszenierung Warnemünder Turmleuchten befasst.

Vor besondere Herausforderungen wurden seine Beamten durch die Hitze im Sommer gestellt. Sie seien durchweg mit speziellen Schutzwesten ausgestattet, was den Einsatz an heißen Tagen nicht einfacher mache. Im Hinblick auf Kriminalität sei Warnemünde – nach den beiden durch die Corona-Verordnung geprägten Jahren – kein polizeilicher Schwerpunkt. Mittlerweile sei allerdings häusliche Gewalt ein Thema. Nicht nur Einheimische, sondern auch Urlauber würden über die Stränge schlagen, so Damrath.

Besonders war die Lage mit Blick auf das „Versammlungsgeschehen“ Anfang des Jahres. Vermeintliche Frischluft-Genießer hatten zu „Spaziergängen“ durch den Ort eingeladen, um ihrem „Drang nach Freiheit“ Nachdruck zu verleihen. „Versammlungsfreiheit ist ein hohes Gut und ich habe alle Einsätze persönlich begleitet“, sagte der Polizeihauptkommissar. Allerdings gebe es klare rechtliche Rahmenbedingungen: Eine Versammlung muss immer beim Stadtamt angemeldet und ein Versammlungsleiter immer vorab benannt sein. „Der Rahmen in Warnemünde war nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben“, stellte der Revierleiter fest.

Mehr Geschwindigkeitskontrollen wünschten sich die Bewohner in der Parkstraße. „Viele Fahrzeuge halten sich trotz Ausschilderung oft nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung“, wusste Bärbel Riemer von der Bürgerinitiative zur Geschwindigkeitsbegrenzung in der Parkstraße zu berichten. Das soll sich ändern: „In den Wintermonaten, wo gewisse andere Belastungen zurücktreten, werden wir wieder mehr Kontrollen durchführen“, kündigte Damrath an.

Nach heftiger Kritik im Vorjahr (DWM berichtete) fand Forstamtsleiter Jörg Harmuth am Dienstag milde Worte. In diesem Jahr habe es aus seiner Sicht nur wenig zu kritisieren gegeben. „Gut, dass wir wieder einen Strandvogt haben“, lobte Harmuth. Er warb jedoch für deutlich weniger Besucherdruck und Trubel im Küstenwald, denn alles, was mehr als zwei Beine habe, brauche auch irgendwann seine Ruhe. So berichtete er von einem Mercedesfahrer, der kürzlich in Wilhelmshöhe durch das Naturschutzgebiet hindurch bis ans Wasser gefahren ist und im Sand stecken blieb. „Das gibt ein teures Bußgeld!“ Einmal mehr forderte der Amtsleiter mehr Personal für die Durchsetzung von Ordnung und Sicherheit links und rechts der Warnow.

Foto (Archiv): Taslair


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