Forstamtsleiter übt heftige Kritik am Saisonverlauf


13. November 2021

„Seit 30 Jahre bin ich als Forstamtsleiter im Dienst, doch so eine Saison habe ich noch nicht erlebt“, polterte Forstamtsleiter Jörg Harmuth in der Ortsbeiratssitzung Warnemünde/ Diedrichshagen am Dienstagabend im Technologiepark. Der Tagesordnungspunkt hieß „Saisonauswertung“ – Tourismusdirektor Matthias Fromm war jedoch verhindert und ließ sich entschuldigen.

Geradezu drastisch schilderte der als besonnen geltende Stadtförster seine wenig blumige Sicht auf die zurückliegende Urlaubssaison 2021 und bezog sich dabei auf die gemeinsame Auswertung von Tourismuszentrale, Polizei und Ordnungsamt am 2. November: „Nach dem, was der Tourismusdirektor da alles erzählt hat, habe ich zwischendurch manchmal geglaubt, die falsche Saison erwischt zu haben“, so Harmuth, der grundsätzlich Verständnis für jeden zeigt, den es in Corona-Zeiten irgendwo in den Wald zieht.

Allerdings kann er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es vorwiegend jene Menschen in die freie Natur zog, die auch sonst gern irgendwo Randale machen: „Menschen, denen es nur um ihre persönliche Freiheit geht und denen der Natur- und Landschaftsschutz völlig egal sind, hatten wir in Massen. Sie überrennen uns und nehmen keine Rücksicht auf irgendwas.“ Es gäbe im strandnahen Bereich Abschnitte voller menschlicher Hinterlassenschaften, in denen kein Forstarbeiter mehr aufräumen mag. Die Grenze des Zumutbaren sei erreicht. Fast schon lachen musste Jörg Harmuth, über die Diskussion um saisonverlängernde Maßnahmen: „Das mag hier im urbanen Bereich von Warnemünde durchaus sinnvoll sein. Wenn ich aber meine Naturräume in der Stoltera und in der Rostocker Heide sehe, muss ich sagen, dass alles was mehr als zwei Beine hat, irgendwann auch mal in Ruhe gelassen werden will“, schimpfte der Stadtförster.

Dreh- und Angelpunkt seien aus seiner Sicht die knappen Finanzen und die daraus resultierende dünne Personaldecke: „Wenn man sich anschaut, dass nur vier Kollegen vom Kommunalen Ordnungsdienst sich um einen von Geinitzort bis zur Wiedortschneise reichenden Abschnitt kümmern sollen, brauchen wir uns nicht wundern, wenn wir die intakte Natur nicht mehr lange erleben werden.“ Zurzeit sehe es so aus, dass die Verwaltung jedes Jahr versuche sich mit dem, was sie hat, in die nächste Saison zu retten. „Das ist weder nachhaltig, noch zukunftsfähig. Wir brauchen unbedingt mehr Geld und mehr Personal auf der Fläche.“ Konkret fordert Harmuth mehr Sicherheitsdienste, die auch nach 22 Uhr noch unterwegs sind, und einen vernünftigen Strandvogt. „Die müssen dann zu zweit oder zu dritt unterwegs sein, um eine Truppe von 50 bis 60 ‚jugendlichen Helden‘, überhaupt in den Griff kriegen zu können.“ Die „Toleranz“ spräche sich hingegen rum und ziehe noch mehr Randalierer an. Vor den vier Mitarbeitern des Kommunalen Ordnungsdienstes ziehe er einfach nur den Hut.

Auch Andreas Bechmann vom städtischen Ordnungsamt warb dringend für mehr Personal: „Wir haben in dieser Saison eine zunehmende Aggressivität festgestellt. Manchmal ist es einfach nicht mehr hinnehmbar, was sich die Kollegen alles anhören müssen.“ Hier gäbe es dringenden Handlungsbedarf; Verwaltung und Bürgerschaft müssen reagieren. Breite Zustimmung gab es daraufhin von Seiten des Ortsbeirates und der Gäste. Die Wende von Masse zu Klasse forderte erneut Beiratsmitglied Stephan Porst. Auf Anfrage verweist die Tourismuszentrale daraufhin auf neue Erkenntnisse aus der in Entstehung befindlichen Fortschreibung der Tourismuskonzeption 2022 und die "Blaue Flagge" als Indikator für erfolgreichen Natur- und Umweltschutz am Strand.

Keinerlei Beanstandungen zur Saison hatte hingegen Hansi Richert vom Warnemünde Verein, einer der großen Veranstalter im Ort: „Wir können die Probleme nicht bestätigen. Unsere Gäste waren sehr diszipliniert.“ Die Kritiken waren durchweg positiv und Ansteckungen waren auch keine zu verzeichnen. Bemängelt hatte der Warnemünder abschließend nur die mangelnde Resonanz aus Stadtverwaltung, Fraktionen und Ortsbeirat: „Als einzigen Gast haben wir zur Eröffnung der Warnemünder Woche die Bürgerschaftspräsidentin begrüßen dürfen. Das ist zu wenig und wir wünschen uns deutlich mehr Wertschätzung.“


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