Warnemünde ringt um Baustellen-Entlastung – Bürgerschaft beschließt Prüfauftrag


06. Oktober 2025

Kaum ein Thema bewegt das Ostseebad derzeit so sehr wie die Baustellen. Straßensperrungen, Lärm und Umwege belasten Anwohner, Gäste und Gewerbetreibende gleichermaßen. In ihrer jüngsten Sitzung entschied die Rostocker Bürgerschaft mit knapper Mehrheit von 20 zu 19 Stimmen, dass Oberbürgermeisterin Eva-Maria Krüger (Linke) nun prüfen soll, ob ab 2026 in Warnemünde zeitlich begrenzte Baupausen während der tourismusintensiven Hauptsaison möglich sind. Außerdem soll ermittelt werden, wie sich Baumaßnahmen durch eine bessere zeitliche Abstimmung so koordinieren lassen, dass gleichzeitige Belastungen für Handel, Tourismus und Anwohnerschaft vermieden werden.

Im Sommer 2025 hatten zahlreiche Händler, Gastgeber und Gastronomen massive Umsatzeinbußen beklagt. Vor allem die zentrale Fernwärme-Baustelle im Ortskern sorgte für Frust (DWM berichtete).

Baustellen als Geschäftsrisiko

Baustellen sind im Grunde ein gutes Zeichen, weil sie Entwicklung zeigen. Doch in Warnemünde können sie für Gewerbetreibende existenzbedrohend werden, mahnte Toralf Herzer von der Linksfraktion: „Gerade in saisonabhängigen Branchen haben Einbußen während der Saison massive Folgen für die wirtschaftliche Existenz.“ Besonders in den Sommermonaten dürften nicht mehrere Großprojekte gleichzeitig Handel, Tourismus und Anwohner beeinträchtigen.

Auch CDU-Fraktionschefin Chris Günther schlug Alarm und beantragte einen umfassenden Baustopp für nicht zwingend notwendige Arbeiten zwischen dem 15. März und dem 31. Oktober: „Wenn wir das nicht machen, ist Warnemünde tot.“ Feriengäste seien teils vorzeitig abgereist, weil sie ihre Unterkünfte nicht erreichen konnten. Ihr Antrag fand in der Bürgerschaft jedoch keine Mehrheit.

Skepsis bei SPD, FDP und AfD

Kritik kam von mehreren Fraktionen. SPD-Chef Thoralf Sens verwies auf die Kosten: Jeder Baustopp verursache fünf- bis sechsstellige Zusatzbeträge, da Baustellen ab- und später neu eingerichtet werden müssten. Zudem sei schwer zu entscheiden, welche Projekte „zwingend notwendig“ seien. „Strukturmaßnahmen bringen nun einmal Einschränkungen mit sich“, so Sens.

Auch Eric Adelsberger (FDP/Unabhängige) sprach sich gegen pauschale Baupausen aus: „Welche Maßnahmen wollen Sie denn in den Winter schieben?“ Verzögerungen und zusätzliche Bürokratie seien die Folge, ohne die Probleme der Gewerbetreibenden wirklich zu lösen. Stattdessen brauche es ein effizienteres Baustellenmanagement.

Der stellvertretende AfD-Fraktionschef Helmut Schulz, zugleich Mitglied im Ortsbeirat Warnemünde/Diedrichshagen, warnte vor praktischen Hürden: Tiefbauarbeiten seien im Winter bei Frost kaum möglich. Statt Baustopps brauche Warnemünde vor allem eine bessere Verkehrslenkung. „Seit Jahren kämpfen wir für ein Park-&-Ride-Angebot – aber es fehlt am Geld.“

Signal an Verwaltung und Wirtschaft

Mit der Entscheidung für den Antrag der Linken gibt es keinen sofortigen Baustopp, sondern zunächst eine Prüfung. Die Oberbürgermeisterin soll bis Ende des ersten Quartals 2026 darlegen, ob Baupausen in der Hauptsaison praktikabel sind und wie sich Bauphasen künftig besser staffeln lassen.

Die Debatte zeigte: Die Fronten sind verhärtet, der Handlungsdruck jedoch groß. Während Touristen Erholung suchen, erleben Händler und Gastgeber zunehmend einen Ausnahmezustand.

Knappes Votum, große Erwartungen

Am Ende stand ein hauchdünnes Ergebnis: Der Antrag der Linken fand mit 20 Stimmen eine knappe Mehrheit. Der CDU-Vorschlag mit strengeren Regeln scheiterte.

Nun liegt es an der Stadtverwaltung, einen Plan zu entwickeln, der die Balance zwischen notwendiger Infrastruktur und lebendigem Tourismus in Warnemünde wahrt.


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