Warnemünde: Langzeit-Budenzauber verärgert Unternehmer


20. Juli 2020

„Die Händlermeile auf der Strandpromenade polarisiert“, stellte Ortsbeiratsmitglied Jobst Mehlan auf der letzten Sitzung unmissverständlich aber wertungsfrei fest: Auf der einen Seite die Markthändler, denen man damit die Möglichkeit geben will, im Corona-Jahr verlorenes wenigstens ansatzweise wieder reinzuholen und natürlich die Urlaubsgäste, denen man Kurzweil bieten will (DWM berichtete). Auf der anderen Seite die örtlichen Gewerbetreibenden, darunter namhafte Hotels, Restaurants und Geschäfte in Warnemünde, die wegen des Shutdowns ebenfalls eine mehrmonatige Durststrecke erleben mussten, noch dazu hohe Mieten zahlen und denen die „Warnemünder Sommerpromenade“ ohne jegliche Absprache – selbst der Ortsbeirat wusste nicht Bescheid – einfach so vor die Nase gesetzt wurde. Seit dem vergangenen Donnerstag gibt es mit den Kunsthandwerkern sogar noch eine dritte Partei. Die Kreativen müssen nämlich anders als die Budenhändler in 50 Metern Entfernung sehr strenge Auflagen erfüllen, um überhaupt präsent sein zu dürfen.

Ihr Problem beschreiben uns die Hoteliers, Gastronomen, Geschäftsinhaber und Künstler einhellig so: Acht Wochen seien für eine Budenmeile in der ersten Reihe deutlich zu lange, die Kundenströme würden nachweislich umgelenkt und außerdem seien die fliegenden Händler offenbar weit weniger an die strengen Corona-Vorschriften gebunden, als die stationären, die einen gewaltigen Aufwand zur Umsetzung von Hygiene- und Abstandsregeln betreiben müssen.  

Dass sie wegen der Langzeit-Meile durch die Tourismuszentrale vorab noch nicht einmal informiert wurden, ärgert die Unternehmer in Warnemünde am allermeisten. „Die mehrmonatige Schließzeit hat uns allen sehr zugesetzt, es fehlen die großen Feste als wichtige Einnahmequellen und zu allem Überfluss setzt man uns dann noch die Konkurrenz direkt vor die Tür“, beschreibt der Inhaber der Samba Cocktailbar in der Seestraße, Steve Zimmermann, das Stimmungsbild im Ort. Verständnis für die schwierige Situation auch der Markthändler zeigt er trotzdem: „Ich kenne einige persönlich und weiß, dass es bei ihnen ums nackte Überleben geht. Aber jeder braucht Hilfe, auch wir!“

In Absprache mit der Tourismuszentrale hat die Agentur Kongress- u. Veranstaltungsservice GmbH (KVS) den Budenzauber initiiert. Geschäftsführer Jörg Bludau engagiert sich seit 30 Jahren im Ostseebad und organisiert ebenso lange schon Budenmeilen, die maßgeblich der Finanzierung von Events dienen. Von der Krise hart getroffen wagte er mit dem Angebot den Schritt nach vorn. „Kein Mensch konnte aber ahnen, dass das Markttreiben so strittig sein würde“, gibt Bludau zu Bedenken. In der Diskussion wurden für ihn Grenzen überschritten, denn er musste sich persönlicher Angriffe erwehren. Obwohl ihm der Spaß an der Sache damit abhandengekommen scheint, setzt er auf Kooperation statt Konfrontation. Federn gelassen hätten schließlich alle in den vergangenen Monaten schon zur Genüge. 

Die Fronten sind verhärtet und um sie wieder etwas aufzubrechen fand am letzten Donnerstag endlich eine Aussprache statt. Ein Brainstorming war das Mittel der Wahl, alle Akteure an einen Tisch zu holen und gemeinsam Ideen für attraktive Angebote in Warnemünde, auch ohne die großen Feste, zu entwickeln. Diese sollen vor allem den ortsansässigen Unternehmen und regionalen Künstlern zugutekommen. „Spätestens ab Anfang August kann die neue Veranstaltungsreihe ‚Kultur im Vorbeigehen‘ an den Start gehen“, verrät Bludau. An fünf Freitagen sollen die Künstler am Alten Strom entlang durch die Seestraße und Mühlenstraße ziehen um für Aufmerksamkeit zu sorgen. Anschließend könnte es noch eine „Verlängerung“ rund um den Leuchtturm gegen. Ebenfalls besprochen wurde eine Konzertreihe „Warnemünde in Concert“ im Kurhausgarten. Konkreteres dazu soll folgen.

Foto: Archiv


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