Warnemünde: Das charakteristische Ortsbild erhalten – Bürger äußern ihre Wünsche


12. Dezember 2020

Das fünfte und letzte Onlineforum zur Fortschreibung des Strukturkonzeptes Warnemünde stellte das Themenpaket Städtebau und Ortsbild sowie die Mittelmole in den Fokus. 28 Teilnehmer diskutierten am Mittwoch ihre Vorstellungen und Wünsche. Dabei ging es auch um die Entwicklung von Mittelmole und Werftbecken, der Mühlenstraße und des Ortseingangs.

Tenor war der Erhalt eines für Warnemünde typischen Ortsbildes. Doch was genau ist das? Bernd-Norbert Schubert aus Hohe Düne sprach von zwei Ortsbildern: Einem historischen (die Achterreeg) und das was danach entwickelt wurde. Als störend wurden vielfach unattraktive, klobige Neubauten benannt: „Die Würfelbauten des Quartiers Molenfeuer passen nicht zum Ortsbild und sollten eine Ausnahme bleiben“, meinte dazu Uwe Jahnke und Schubert ergänzte: „Weil ein Gebäude wie das andere aussieht, mangelt es an städtebaulicher Qualität. Er stellte sich nicht generell gegen Neubauten, etwa dann, wenn man nicht in Höhe, sondern in Qualität baut. Die Mitarbeiterin des Stadtplanungsamtes, Uta Janssen, verwies auf die Gestaltungssatzung: Man könne moderne Architektur mittels Gestaltungsdetails durchaus darstellen, ohne die Maßstäblichkeit und Formsprache der historischen Umgebung zu sprengen.

Vielfältig war das Spektrum, als es um die künftige Nutzung der Mittelmole ging. Die meisten Teilnehmer wünschten sich eine gemischte Nutzung aus Wassersport, Tourismus, Kreuzschifffahrt, Kultur, Gastronomie und Einzelhandel. Ein Rundweg steht ebenfalls ganz oben auf der Prioritätenliste. Wohnen ja, aber nur untergeordnet und maßvoll: Auf die Frage ob und in welcher Größenordnung auf der Mittelmole Wohnbebauung entstehen soll, sprachen sich nur 18 Prozent der Teilnehmer für die bislang geplanten 300 Wohneinheiten (WE) aus. 27 Prozent stimmten für unter 200 und weitere 14 unter 100 WE. 41 Prozent wünschten sich gar kein Wohnen auf der Mittelmole. Immer wieder kam die Rede auf ein Bürger- und Begegnungszentrum und in diesem Zusammenhang auf das Conexeum. Eine Idee die der verstorbene Warnemünder Maler und Grafiker Hansi Parczyk 2014 entwickelt hatte (DWM berichtete). Auf wenig Gegenliebe stieß das bei  Wiro-Mitarbeiter Christian Jentzsch, der dem Wohnen sogar noch mehr Raum einräumen wollte. Für den Warnemünder Lutz Postel wäre die Entwicklung der Mittelmole ein geeignetes Werkzeug, die Touristenströme im Ort besser lenken zu können. Der Erlebnisbereich sollte deutlich gestärkt werden und überhaupt: „Die Mittelmole ist das seeseitige Eingangstor zu Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland und zur Europäischen Union. Sie sollte dementsprechend gestaltet werden.“

Noch nicht ausgeträumt haben einige Warnemünder den Traum vom olympischen Segeln an der Warnowmündung: Wie Uwe Jahnke zu berichten wusste, könnte sich Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen eine weitere Bewerbung vorstellen. Kritisch sieht das Jörn Etzold von der Landessportschule: „Wenn vor Warnemünde ein Windpark gebaut wird, müssen wir uns nicht mehr um Olympia bewerben. Das schließt sich aus!“ Er kündigte an, dass das Gelände an der Nordkante auch nach dem Umbau begehbar sein wird. Die Entwicklung der Mittelmole betreffend, sprach Moderator Wolfgang Oehler von einem klassischen Dissens. Er freue sich schon auf das, was das mit dem Beteiligungsverfahren beauftragte Hamburger Büro, Urbanista, zu diesem Thema einbringen wird.

Was das alte Werftbecken betrifft, herrschte Konsens dahingehend, dass es im Zusammenhang mit der Mittelmole entwickelt werden muss. Es soll keinesfalls zugeschüttet, sondern erlebbar gemacht werden und die Identität Rostocks stärken. Hier könnten sich maritimes Gewerbe ansiedeln aber auch Liegeplätze für kleinere Kreuzfahrtschiffe und Traditionssegler entstehen.

Ideen wurden auch dazu gesammelt, was den Ortseingang Warnemündes an der Stadtautobahn B103 attraktiver machen würde. Hier stehen ein ansehnlich gestaltetes Parkhaus mit Umsteigemöglichkeiten auf den ÖPNV oder das Fahrrad, die Verbesserung des fließenden Verkehrs durch eine Rechtsabbiegespur in die Lortzingstraße, der Ausbau der Fahrradinfrastruktur und ein kostenfreier Shuttleverkehr zum Strand ganz oben auf der Agenda.

Am Ende ging es auch noch um die künftige Gestaltung der Mühlenstraße. Gewünscht ist hier eine autofreie Erlebnismeile mit Alleencharakter, wo auch die Plastik „Der Junge auf dem Mühlenstein“ wieder ihren Platz findet. Die Stadtplaner sprachen außerdem von einem „Ankerpunkt im Westen“, wussten aber noch nicht so recht, wie sich dieser darstellen ließe. Die alten Kopflinden sollten möglichst erhalten bleiben.

Immerhin 85 Prozent der Teilnehmer zeigten sich schlussendlich zufrieden mit der Umsetzung der Online Themenforen. Aber es gab auch kritische Stimmen: „Enttäuscht war ich zunächst über die geringe Teilnehmerzahl, wovon mindestens ein Drittel der Administration zuzuordnen waren. Hierdurch war die Bürgermeinung deutlich unterrepräsentiert und aussageverstärkende Erkenntnisse der ca. 600 Besucher im Rahmen der städtischen Aktivausstellung  konnten leicht umgedeutet bzw. verwässert werden“, bemängelte Heiko Schulze, der als Novize bei diesem Beteiligungsformat dabei war. Schulze kritisierte weiter, dass er sich zweimal erfolglos um das Einschalten der Audio-Funktion bemüht hatte. Eine solche Veranstaltung für ein so komplexes und polarisierendes Thema im engen Zeitkorsett von nur 1,5 Stunden hielten auch Billy Parczyk und Jürgen Dührkop aus Warnemünde für ungeeignet. Der notwendige Debattenraum für den Austausch von Argumenten fehlte gänzlich.

Doch bei den Onlineforen würde es nicht bleiben, versprach Oehler: Bilaterale Vor-Ortgespräche sollen Anfang kommenden Jahres im Rahmen von öffentlichen Stadtspaziergängen folgen. Selbstverständlich nur dann, wenn es die Corona-Situation zulässt. Alles bislang Gesagte oder Geschriebene soll zusammengefasst und auf der Webseite www.strukturkonzept-warnemuende.de veröffentlicht werden. Hier bleibe auch die Kommentarfunktion offen. Meinungen können außerdem weiterhin per E-Mail an fsk-warnemuende@bsr-hamburg.de geschickt werden.

Ein Entwurf des neuen Strukturkonzeptes wird dem Ortsbeirat vorgestellt. Ostern 2021, so kündigte Anja Epper vom Stadtplanungsamt an, soll ein fertiges Produkt zur Beschlussvorlage vorliegen. In Anbetracht der besonderen Umstände sei an dieser Stelle die Frage gestattet, warum es mit einmal alles so schnell gehen muss…

Foto: Taslair


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