Elektrische Tretroller, auch als e-Scooter bekannt, haben längst ihren „Newcomer“-Status verloren. Sie sind mittlerweile fester Bestandteil des Stadtbildes vieler deutscher Städte. Ursprünglich als umweltfreundliche Alternative im Verkehrssystem gefeiert, zeigt sich jedoch immer mehr, dass sie oft nicht den erhofften positiven Beitrag zur Verkehrswende leisten. Stattdessen verdrängen sie allzu häufig den umweltfreundlicheren Fuß- und Radverkehr und tragen in Städten mit einem gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) sogar eher zur Umweltbelastung bei.
Die wachsende Kritik an den elektrischen Flitzern wird immer lauter. Besonders in touristischen Orten wie Warnemünde, wo der öffentliche Raum ohnehin knapp ist, entfaltet sich das Chaos: E-Scooter werden wahllos abgestellt, oft mitten im Weg, manchmal umgeworfen und manchmal findet sich ein Gefährt sogar im Alten Strom wieder.
Bereits im Dezember 2021 wurden in Warnemünde erste Rufe nach klar definierten Abstellflächen laut (DWM berichtete). Ein Pilotprojekt der Stadtverwaltung sah vor, bis zum Sommer 2022 geeignete Plätze am Rande der Abstellverbotszonen sowie an Knotenpunkten des ÖPNV zu schaffen. Doch bis heute ist in Warnemünde nichts davon umgesetzt worden. Statt klarer Regeln herrscht weiterhin Wildwuchs – und das auf Kosten der Anwohner, Touristen und letztlich der Umwelt.
Momentan ist es den Nutzern erlaubt, ihre e-Scooter innerhalb der Geschäftsgebiete der Anbieter nahezu überall abzustellen. Lediglich in definierten Parkverbotszonen, wie etwa am Alten Strom, auf der Promenade oder in Grünanlagen, ist das Abstellen untersagt. Aus Sicht des Amts für Stadtentwicklung, Stadtplanung und Mobilität würden die Anbieter der e-Scooter mittlerweile „relativ gut“ darauf achten, dass keine Behinderungen durch falsch abgestellte Roller entstehen. Allerdings ist man sich im Amt auch bewusst, dass der Einfluss auf das Verhalten der Nutzer begrenzt ist und viele Probleme weiterhin bestehen.
Ein Bürgerschaftsbeschluss vom September 2022 unterstützt die Verwaltung in ihrem Bestreben, feste Abstellflächen für e-Scooter einzurichten. Allerdings habe die Innenstadt zunächst Priorität. „Momentan befinden sich die ersten zwei Abstellflächen in der finalen Abstimmung und weitere Flächen in der Planung, so dass perspektivisch bis zum Jahr 2025/2026 in der Innenstadt flächendeckend Abstellflächen vorhanden sein werden“, heißt es in einer Stellungnahme aus dem Amt.
Ausgewiesene Abstellflächen sind perspektivisch auch in Warnemünde vorgesehen. Es sei beabsichtigt, diese im Rahmen des Ausbaus der Mobilpunkte zu berücksichtigen. Möglicherweise schon im kommenden Jahr könnten die ersten Anlagen auch in Warnemünde nutzbar sein. Die Planungen sollen dem Ortsbeirat frühzeitig vorgestellt werden.
Fakt ist: Ohne klare Spielregeln und konsequente Durchsetzung bleibt der gewünschte positive Effekt der e-Scooter aus. Stattdessen tragen sie in ihrer aktuellen Form eher zum Verkehrschaos und zur Umweltverschmutzung bei – ein Problem, das Warnemünde nur allzu gut kennt.
Kommentieren Sie den Artikel
Die "Gefährten" sind Land auf Land ab eine Plage. Ob in großen oder kleinen Städten - sie versperren, blockieren und bilden Stolperfallen wo auch immer sie stehen, liegen oder auf gefahren werden.
Es ist null Fortschritt - es ist eher eine Schande für die Umwelt.