Verjüngungskur im Küstenwald startet


16. September 2022

Die ersten Eckpfeiler sind eingeschlagen, zwei viereckige Flächen im Wald – zusammen etwa 5.000 Quadratmeter – sollen in Kürze eingezäunt werden. Diese Schutzmaßnahme für den Warnemünder Küstenwald erfolgt in enger Absprache zwischen dem Ortbeirat Warnemünde/ Diedrichshagen und dem Stadtforstamt Rostock. Auch aus Sicht der Förster – eine radikale Maßnahme.

„Das ist auch für uns ein bisschen irre und komplett neu. Normalerweise schützen wir Waldflächen so vor Wild – in diesem Fall sperren wir das erste Mal die Menschen aus, damit der Wald sich erholen kann“ erklärt der zuständige Revierförster Christoph Willert. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigten klar, der Besucherdruck hier im Küstenwald – gleich westlich von Warnemünde – ist extrem hoch. Auf dem Weg vom oder zum Strand latschen die Leute kreuz und quer, zu viele verrichten ihre Notdurft im Schutz der Bäume, dutzende Trampelpfade zerschneiden den Wald, Feinwurzeln werden zertreten. So habe dieser Wald keine Chance, sich natürlich zu verjüngen (DWM berichtete).

Deswegen ist nun dieses Pilotprojekt gestartet. Mit einer einfachen Handramme ohne Motor treibt Forstarbeiter Kevin Hoepner die acht Metallpfähle in den Boden – knapp einen halben Meter tief. Sie sollen später, etwa ab Mitte Oktober, den Zaun halten. Wie viele Bäume und Sträucher dann auf den eingezäunten Flächen nachgepflanzt werden, wird in Kürze entschieden – ebenso, welche Arten. „Hier brauchen wir auf jeden Fall robuste Baumsorten, weil die Gischt hier immer reinkommt, schließlich stehen diese Bäume in erster Reihe an der Ostsee“ so Revierförster Christoph Willert vom Rostocker Stadtforstamt. Neben diesem Küstenwald an der Stolteraa betreut er auch die Reviere „Schweizer Wald“ und „Stadtweider Wald“. Dort seien längst nicht so immens viele Besucher unterwegs, allerdings kämpfen auch diese Wälder mit der Trockenheit der letzten heißen Sommer. Willert zeigt auf einen Baum am südlichen Rand des schmalen Küstenwaldes und diagnostiziert: „Die Buche dort hat bspw. ‚Sonnenbrand‘, das sehen Sie an den vertrockneten Kronenblättern und am Stamm oben an der Rinde. Die Hitze der Sonne zerstört dabei die wasserführenden Zellen – den Baum müssen wir demnächst fällen, bevor der auf den Weg oder die angrenzenden Kleingärten fällt.“

Für die Nachpflanzungen innerhalb der eingezäunten Flächen kämen u.a. Eiche, Buche, Schlehe oder Weißdorn in Frage, vielleicht auch Birke – alle Pflanzen zwischen 50 und 80 Zentimeter klein. „Wir müssen einfach gucken, wie es wächst! Und wir hoffen auf ein großes Verständnis für diese neue Art der Besucherlenkung hier im Küstenwald“ resümiert Christoph Willert.

Nach knapp einer Stunde sind beide Flächen vorausgepflockt. Noch im Oktober wollen die Forstarbeiter die „Wildschutzzäune“ ziehen und dann können die Neuanpflanzungen beginnen. Bezahlt wird diese Schutzmaßnahme für den Küstenwald übrigens von der Hansestadt Rostock. Und vielleicht können wir Menschen uns ja ganz schnell daran gewöhnen, ein paar Schritte mehr zu gehen, wenn wir so dazu beitragen können, dass der über 120 Jahre alte Warnemünder Küstenwald erhalten bleibt.

RikeM


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