In Warnemünde nähert sich die Strandsaison ihrem Ende, und für Matthias Treichel, Betreiber der gleichnamigen Strandoase, war es ein besonders schwieriges Jahr. „200 Körbe gehen heute noch weg und es bleiben dann noch 50 fürs Wochenende“, berichtet er. Der Transport ins Winterlager ist bereits im vollen Gange, erleichtert durch einen großen Sattelauflieger, der pro Fahrt 32 Strandkörbe aufnehmen kann. In der Lagerhalle werden die Körbe nicht nur eingelagert, sondern auch renoviert, um im nächsten Sommer wieder einsatzbereit zu sein.
Die diesjährige Saison verlief alles andere als gut. Erst am 1. August konnte Matthias Treichel mit seiner Strandbewirtschaftung richtig beginnen – so spät wie nie zuvor in der Firmengeschichte. „Es war die kürzeste Saison, die wir je hatten“, erklärt er und spricht von einem „wirtschaftlichen Desaster“. Die verspätete Eröffnung und die daraus resultierende kurze Zeitspanne machten es nahezu unmöglich, das Jahr finanziell zu retten.
Am Abend des 12. Oktober endet die Saison für Treichel endgültig. Bereits am 14. Oktober um 23.59 Uhr muss der Strand besenrein an die Behörden übergeben werden.
Ein weiteres Hindernis in dieser Saison war das Fehlen eines modernen Strandpavillons. Stattdessen nutzte Treichel ein neun mal neun Meter Zelt als provisorische Strandbar. „Eine Behelfslösung, die weder unserem Anspruch noch einer zeitgemäßen Strandbewirtschaftung entspricht“, so der Unternehmer. Der Pavillon durfte wegen ausstehender Genehmigungen nicht aufgebaut werden. Die Hoffnung, im kommenden Jahr vielleicht doch wieder aufbauen zu dürfen, bleibt. „Ich bin aber auch kein Phantast. Mit meinem Architekten werde ich in den kommenden Wochen prüfen und abwägen. Es nützt uns nichts, wenn wir im April 2025 wieder in der Luft hängen.“
Trotz der schwierigen Umstände konnte die Strandoase Treichel in einem Bereich glänzen, der dem Unternehmer ganz besonders am Herzen liegt: Barrierefreiheit. Seit 18 Jahren setzt Matthias Treichel am Strandaufgang 4 auf behindertenfreundliche Strandbewirtschaftung – mit großem Erfolg. Besonders die „Wünschewagen“ aus ganz Deutschland, die schwerstkranken Menschen letzte Wünsche erfüllen, machen regelmäßig Station in seiner Strandoase. „Wir haben uns einen Namen gemacht und werden sehr gern angefahren“, berichtet der Warnemünder stolz.
Erst im August kam ein ganzer Bus aus Potsdam mit Bewohnern einer Pflegeeinrichtung, deren Rollstühlen und Begleitern, die Matthias Treichel und sein Team natürlich gern unterstützten. Diese Einsätze haben sich herumgesprochen, und immer wieder gibt es Anfragen von Pflegeeinrichtungen, die einen Besuch am Strand von Warnemünde planen.
Um über die Wintermonate zu kommen, wird Matthias Treichel zumindest zeitweise in seinen alten Beruf als Fahrlehrer zurückkehren. Dafür absolviert er gerade eine Weiterbildung. „Wir brauchen endlich mal wieder ein ‚normales‘ Geschäftsjahr für die Strandoase und nicht diesen ganzen Stress“, gibt er zu. Die Hoffnung auf eine bessere und normalere Saison im nächsten Jahr gibt er nicht auf.
Kommentieren Sie den Artikel
Wir wünschen Herrn Treichel alles Gute und viel Erfolg als Fahrlehrer!
Besonders wünschen wir allen Gewerbetreibenden der Strandversorgung
die nötige Einsicht der verantwortlichen Politiker. Diese haben ja bei ihren Gehältern und Pensionen keine finanziellen Sorgen. Die verstehen einfach nicht, dass Gewerbetreibende am Strand max. 6 Monate lang ein Einkommen haben.
Es ist immer wieder traurig anzusehen, wie Behörden Orte der Entspannung zu Grunde richten.
Wir haben hier wunderschöne Stunden verbracht.
Leider war es dieses Jahr nicht möglich.
Aber so ist das eben mit diesen verknöcherten Behörden.
Soviel zu den Worten unseres Kanzlers zum Bürokratieabbau
Die Saison wird immer mehr beschnitten. Es gab schon Jahre, in denen wir Halloween in der Strandoase erleben durften. Der Herbst als Reisezeit wird für Warnemündebesucher immer uninteressanter. Man wartet noch nicht mal mehr das Ferienende ab sondern vertreibt schon vorher jegliche Gastro vom Strand. Und wie so oft muss der "Klimawandel" wieder herhalten. Beschämend.
Wieder einmal ein Beispiel der ignoranten Politik und Verwaltung. Unternehmern und Touristen das Leben Schwer machen bis diese nach Schleswig-Holstein auswandern. Dort sind die Rahmenbedingungen mittlerweile leider wesentlich besser.