Steht Norma in Diedrichshagen vor dem Aus?


15. Oktober 2021

Wie es scheint, wird es im Ostseebad Diedrichshagen doch keinen Norma-Discounter geben. Zwar kämpft der Filialist seit Jahren darum, zwischen Warnemünde und Elmenhorst einen Fuß in die Tür zu bekommen, doch das Vorhaben krankte am fehlenden Grundstück (DWM berichtete). Das hat sich nicht geändert. Zwei mögliche Standortoptionen hatte die Rostocker Stadtverwaltung angeboten: Eine direkt am Kreisverkehr, nahe des Ortsteilzentrums, im Landschaftsschutzgebiet „Diedrichshäger Land“ (LSG), und eine weitere am Ortsausgang in Richtung Elmenhorst, auf der linken Straßenseite. Empfehlen mochte der Leiter des Stadtplanungsamtes, Ralph Müller, auf der Ortsbeiratssitzung am Dienstag keine der beiden.

Ein No-Go war für den Ortsbeirat von jeher eine Bebauung des Landschaftsschutzgebietes. Fange man damit erstmal an, sei auch eine Wohnbebauung nicht mehr weit weg, so die allgemeine Auffassung. Außerdem ist das Grundstück am Diedrichshäger Kreisel in Privathand und auf absehbare Zeit definitiv nicht verfügbar. Dem zweiten Standort am Ortsrand, südlich des zweiten Kreisels, steht eine sogenannte Siedlungszäsur zwischen den Ortslagen Diedrichshagen und Elmenhorst entgegen. „Ziel ist es, die Freiräume zu erhalten und die Grenzen nicht zu verwässern“, klärte Ralph Müller auf. Allerdings hat das Amt für Raumordnung und Landesplanung seinen Standpunkt bereits dahingehend aufgeweicht, dass es einer wohnraumnahen Versorgung zustimmen würde, wenn es im Ortszentrum keine Alternativen gibt.

Weil sich aber ein alleinstehender Einkaufsmarkt städtebaulich nicht wirklich einordnen lässt hatten Rostocks Stadtplaner einen Kompromissvorschlag mit zusätzlicher Wohnbebauung ausgearbeitet. Auch dieser wurde wieder verworfen. Grund: Die Bevölkerungsprognose der Stadt Rostock, so Müller, wurde 2019 deutlich nach unten korrigiert. Es werden weitaus weniger Wohnungen benötigt und gebaut. „Vor diesem Hintergrund gibt es in Rostock weitaus besser geeignete Standorte für den Wohnungsbau“, argumentierte Müller. Sein Fazit: Rein wirtschaftlich wäre eine weitere Nahversorgung zwar wünschenswert, städtebaulich könne er jedoch keine Empfehlung aussprechen. Die Stadtplaner werden ihren Standpunkt jetzt als Informationsvorlage in die Bürgerschaft reichen.

Die Leiterin Entwicklung beim Discounter Norma, Birte Martens, konnte ihre Enttäuschung kaum verhehlen. Seit vielen Jahren bearbeitet sie den Ansiedlungswunsch in Diedrichshagen. Den Ortsbeirat konnte sie bereits 2018 davon überzeugen, dass hier eine Nahversorgung sinnvoll ist. Auch Ralph Müller hatte persönlich mehrfach erklärt, dass eine Ansiedlung für Anwohner und Touristen wünschenswert wäre. „Umso mehr bedauere ich, dass er nach so vielen Jahren der Gespräche und positiven Unterstützung durch den Ortsbeirat heute nur negative Argumente für das Vorhaben vorgebracht hat“, sagte Birte Martens. Schon aufgrund des jüngst beschlossenen Einzelhandelskonzeptes, wonach im Tourismusgebiet Diedrichshagen durchaus ein weiteren Nahversorger etabliert werden könnte, hätte sie sich das anders gewünscht. Als Warnemünderin sieht Martens die Einzelhandelssituation im Ostseebad kritisch: „Wir alle kennen die Situation im Rewe oder Edeka in der Hochsaison: Man steht vor leeren Regalen und an langen Warteschlangen.“

„Ich bin entsetzt, wie das jetzt hier weitergeschoben wird“, wetterte Alexander Prechtel, der das Vorhaben als ehemaliger Beiratsvorsitzender Jahre lange begleitete. Schon lange vor 2018 habe es Kontakte mit dem Investor gegeben. „Zuerst hieß es, es gäbe keinen Bedarf, doch Diedrichshagen ist in den letzten Jahren massiv gewachsen. Nächstes Argument war die Siedlungszäsur und nachdem die aufgeweicht war, wurde dem Ortsbeirat die Falle gestellt: ‚Baut doch im Landschaftsschutzgebiet. Dort sind wir mit allem einverstanden.‘ Das war kurz nachdem der Ortsbeirat abgelehnt hatte, dass dort Einfamilienhäuser entstehen“, erinnerte der Warnemünder. Er kritisierte weiter: „Jetzt wird die Wohnraumprognose aus dem Hut gezaubert. Diese wird in Rostock offenbar immer so gestaltet, wie es gerade gewünscht ist. Als es um die Mittelmole ging, da hieß es noch: ‚Wir brauchen dringendst Wohnraum‘.“ Der Warnemünder empfahl dem Ortsbeirat, den Standort am Ortsausgang zu präferieren.

Der stellvertretende Ortsbeiratsvorsitzende, Stephan Porst, ist Diedrichshäger. Er wollte ein Meinungsbild einholen und hatte deshalb 600 Postkarten zum Thema an die Haushalte verteilt. Immerhin 60 Leute haben geantwortet. Die Aussagen halten sie sich die Waage: Ältere Bürger hätten sehr gerne einen weiteren, fußläufig erreichbaren Markt im Ort. Diejenigen aber, die ohnehin mit dem Auto unterwegs sind und unterwegs einkaufen, signalisierten, keinen Markt zu brauchen.

Ob es für den möglichen Norma-Standort am Ortsausgang schlussendlich eine Beschlussvorlage geben wird oder nicht, entscheidet der Ortsbeirat in seiner Klausurtagung am 29. Oktober.


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Rob - 15.10.2021 um 14:23 Uhr
Ich bin auch der Meinung, dass wir ihn in Diedrichshagen nicht wirklich brauchen. Bequemer wäre es natürlich, aber durch die Märkte in Elmenhorst und Warnemünde stehen doch problemlos Möglichkeiten für den Einkauf des täglichen Bedarfs zur Verfügung. Unabhängig davon stelle ich mir einen Standort am Ortsausgang Richtung Elmenhorst auch nicht ideal vor und würde aus meiner Sicht auch nicht ins Ortsbild passen.
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