Seltene Flatterulme im Warnemünder Kurpark ist gefällt


11. Dezember 2021

Es ist ein frostiger Morgen mit Temperaturen knapp unter Null. Gedämpfte Stille liegt über dem Ostseebad – bis gegen 8.30 Uhr Motorkettensägen aus dem Warnemünder Kurpark dröhnen. Die etwa 160 Jahre alte, 30 Meter hohe Flatterulme wird gefällt.

Diese Maßnahme dulde nun doch keinen weiteren Aufschub, da während des Sturmes in der vergangenen Woche ein neuer senkrechter Riss im Stamm entdeckt worden sei, erklärte David Schröder vom Grünamt der Hanse- und Universitätsstadt Rostock. Der Baum drohe auseinander zu brechen, die Verkehrssicherheit sei nicht mehr gegeben, so der für Warnemünde zuständige Baumkontrolleur.

Schon ein vom Grünamt in Auftrag gegebenes Gutachten aus dem Sommer dieses Jahres hatte der Ulme keine Reststandzeit an ihrem Standort mehr attestiert. Dieses Gutachten war von der Bürgerinitiative „Rettet den Küstenwald“ (BI) bemängelt und angezweifelt worden. Auch der Ortsbeirat Warnemünde/ Diedrichshagen hatte auf seiner letzten Sitzung am 9. November beschlossen, bei der Stadtverwaltung zu beantragen, dass dieser Baum von der vorläufigen Fällliste gestrichen und ein zweites Gutachten eingeholt werden soll (DWM berichtete). Das ist nun nicht mehr nötig.

Die Flatterulme galt als „ehrwürdiger Schatz im denkmalgeschützten Kurpark“ zumindest für die Warnemünder Baumschützer um Annette Boog (DWM berichtete). Die alte Ulme war einer der beiden letzten Ursprungsbäume im heute denkmalgeschützten Kurpark, gepflanzt um das Jahr 1860, als der Stadtdeputierte Wachtler den Park nahe der Ostsee anlegen ließ.

„Eigentlich sollte das Grund genug sein, sich für den Erhalt dieser besonderen Ulme einzusetzen, die rund 160 Jahre lang Wind, Wetter und Bodenverhältnissen getrotzt und sogar das große Ulmensterben durch den Ulmensplintkäfer überlebt hat“, so die BI-Sprecherin. Sie hatte bis zuletzt versucht, dass wenigstens der Baumstamm bis in eine Höhe von etwa zwei bis drei Metern als Habitatbaum stehen bleiben darf, quasi als lebendige Erinnerung. Dazu waren die Verantwortlichen des städtischen Grünamtes nicht bereit, da es in der Nähe des Kinderspielplatzes zu gefährlich sei.

„Das macht mich wirklich traurig“, sagt Annette Boog, die während der Fällarbeiten mit vor Ort ist. Wieder habe das Grünamt einfach Tatsachen geschaffen, bevor mögliche Alternativen zur Rettung des alten Baumes geprüft worden seien.

Kurz vor 10 Uhr fallen die letzten großen Äste aus rund 30 Metern Höhe herab. Der Steiger, auf dem der Mitarbeiter des Grünamtes mit der Motorsäge an der Baumkrone arbeitet, ist voll ausgefahren. Die maximale Arbeitshöhe von 27 Metern reicht gerade so, um auch an die darüber hinausragenden dicken Äste zu gelangen. Die vom Amt beauftragte Gutachterin hatte der Ulme in diesem Sommer übrigens eine Höhe von etwa 20 Metern bescheinigt. Das entspricht einer Abweichung von immerhin rund 30 Prozent.

Punkt 10.13 Uhr – ein bis zum Kirchenplatz spürbarer dumpfer Aufprall bebt durch den Warnemünder Kurpark. Der massive Baumstamm der Flatterulme ist gefallen. Große Teile werden jetzt noch mit der Motorkettensäge zerkleinert und per Kran auf den bereitstehenden Laster gehoben. Andere Stammteile werden mit einem großen Radlader verladen. Kurz vor 11 Uhr verlassen die Männer mit ihren Fahrzeugen den denkmalgeschützten Kurpark.

Dann liegt – an diesem frostigen Donnerstag – wieder gedämpfte Stille über dem Ostseebad Warnemünde und leichter Schneefall setzt ein.

RikeM


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