Planungen für Seenotretter-Betriebsgebäude sorgen bei Warnemündern für Kritik


22. März 2024

Seit Oktober vergangenen Jahres wird am Liegeplatz 23, dort wo der Seenotkreuzer Arkona im Alten Strom seinen Platz hat, gebaut. Die Anlage muss für die Seenotretter nicht nur modernisiert, sondern auch an die zukünftigen Bedürfnisse angepasst werden, denn in weniger als zehn Jahren werde hier eine neue Rettungseinheit liegen und dafür würden zusätzliche Anlege- und Festmacherdalben benötigt, erläutert Jörg Westphal vom Seenotretter-Infozentrum. Vor Beginn der Wasserbauarbeiten wurde bereits der ebenfalls auf der Steganlage befindliche Seenotrettungsschuppen abgerissen. „Der stand dort schon mehr als 20 Jahre, hat einige Überschwemmungen erlebt und war daher arg in Mitleidenschaft gezogen“, sagt Jörg Westphal. Der Boden des neuen Betriebsgebäudes komme wegen des Hochwasserschutzes auch 50 Zentimeter höher.

Mit den Planungen wurde Architekt Enno Zeug beauftragt, der auch schon das Rettungsboot Adele unsinkbar in Warnemünde verankert hat. Seit 18 Monaten arbeitet er an dem neuen Betriebsgebäude. Nachdem es bereits 2022 eine positive Stellungnahme aus dem Amt für Denkmalpflege gab, durchlief das Projekt zwei Runden in im Gestaltungsbeirat der Stadt. Auch dieses beratende Gremium konnte schlussendlich zufriedengestellt werden. Nicht aber der Ortsbeirat Warnemünde/ Diedrichshagen, in dessen letzter Sitzung das Vorhaben präsentiert wurde.

Der Neubau ist etwa 1,80 Meter länger, aber genauso breit wie der alte Schuppen. Auf dem Dach hinter der Attika ist die Installation von Photovoltaikelementen vorgesehen. „Diese speisen eine Deckenheizung, um den Seenotrettern eine angenehme Aufenthaltsqualität zu bieten“, führt der Planer aus. Der Grundriss gliedert sich in drei Einheiten, bestehend aus einem kleinen Büro, einem Lagerraum mit Werkbank sowie einem Sanitär- und Trockenraum mit WC und Dusche zur Reinigung von Ölzeug. „Das ist das gesamte Bauprogramm. Es handelt sich um ein Technikgebäude, eine ‚Bretterbude‘, verkleidet mit naturbelassenen Holzelementen aus Lerche“, so Zeug.  Schmutzwasser vom Schiff werde künftig nicht mehr gebunkert, sondern über eine Hebeanlage und Druckleitung in den öffentlichen Kanal geführt. Die Leitungen befinden sich unterhalb des Gebäudes.

Für Diskussionen sorgte das Dach: „Was mir gar nicht zusagt, ist die äußere Gestaltung. Sie entspricht nicht dem Charakter des Alten Stroms, einem geschützten Ensemble. Warum haben wir nicht die alte Dachform übernommen?“, fragte etwa Ortsbeiratsmitglied Axel Tolksdorff. Das alte Gebäude habe sich an dieser Stelle doch wunderbar eingepasst, meinte auch Detlev Hammerschmidt, der keinerlei Verständnis dafür zeigt, dass man an dieser Stelle einen Container hinsetzen will. Er verwies auf das aus seiner Sicht gelungene Bootshaus der Fahrgastschifffahrt Rainer Möller. Beifall im Publikum. Auch der Warnemünder Bauausschuss hatte sich mit dem Thema auseinandergesetzt: „Mit der Holzverblendung können wir durchaus leben. Was uns stört ist der eckige Kasten. Warum nicht die Solarpanele als flaches Satteldach gestalten – das hätte den Touch der alten Fischerbuden, die früher am Alten Strom gestanden haben“, argumentierte Uwe Jahnke. Und Alexander Prechtel betonte, dass sich alle einig seien, dass an dieser Stelle ein neues Gebäude entstehen soll. „Es sieht aber wie ein Container aus. Egal ob Holzverkleidung, oder nicht. Bei der Dachform sehe ich Handlungsbedarf, denn ein containerförmiger Würfel passt dort einfach nicht hin.“

Architekt Zeug nahm den Verriss gelassen und betonte, dass sich der Gestaltungsbeirat nicht auf die Dachform, sondern auf die Gestaltung der Fassade konzentriert habe. Nach Rücksprache mit den Ämtern für Denkmalpflege und Stadtplanung habe man schlussendlich den Vorstellungen der Hochkaräter norddeutscher Architekturhochschulen entsprochen. „Dass wir kein Kapitänshaus errichten, ist aber auch klar. Wer mich kennt, der weiß, dass ich Argumenten offen gegenüberstehe und mir sehr wohl Gedanken mache.“ Der Planer kündigte auch an, dass der Kubus bereits in Fertigung sei. Mit Kränen werde er an Ort und Stelle auf zwei Stahlträger gehievt, wo letzte Innenausbauarbeiten vorgenommen werden.

Um dem Ortsbeirat entgegenzukommen, hat Enno Zeug bei unveränderter Kubatur zwischenzeitlich eine Satteldach-Variante erarbeitet und diese Peter Writschan vom Amt für Kultur, Denkmalpflege und Museen vorgelegt. Dieser spricht von einem sensiblen Ortsbereich und auch davon, dass die bereits vorliegende Variante vom Gestaltungsbeirat bestätigt wurde. „Herr Zeug hat jetzt tatsächlich die Anregungen vom Ortsbeirat aufgenommen und uns eine Variante mit Satteldach vorgestellt“, sagt der Denkmalpfleger. Das funktioniere so aber nicht, denn es sei vorgesehen, das Gebäude mittels Solarmodulen klimaneutral zu betreiben. „Bei der Attikavariante sind diese im öffentlichen Raum nicht sichtbar. Bei der Satteldachvariante hat man die spiegelnden, glänzenden Elemente sichtbar und das ist am Alten Strom nicht gewollt. Daher hat man diese Variante nicht weiterverfolgt. Wenn wir die Klimaneutralität haben wollen, muss man das baulich auch so anpassen.“

Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) betont, dass die Photovoltaikanlage zum Konzept des Betriebsgebäudes gehöre und die Südausrichtung wegen der Verschattung im Tagesverlauf unbedingt gewünscht sei. „Herr Zeug arbeitet in unserem Auftrag und wir sind im engen Austausch. Er macht nichts, was nicht den Auftraggeber im Hintergrund hat“, betont DGzRS-Sprecherin Antke Reemts.

Die Seenotretter sind unabhängig und arbeiten rein spendenfinanziert. Sie sind jederzeit einsatzbereit um Menschenleben zu retten – rund um die Uhr, bei jedem Wetter, ohne Ansehen der Person und Ursache, freiwillig, selbstlos, uneigennützig. Auch das neue Betriebsgebäude am Alten Strom von Warnemünde wird aus Spenden finanziert. Eine Dame aus Berlin hat zweckgebunden eine fünfstellige Summe bereitgestellt.


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Ulli Donner - 23.03.2024 um 18:09 Uhr
Grüß euch , Nordlichter
Wir waren schon 3× in Warnemünde auf Urlaub u. es war immer sehr schön !
Meine Highlights waren die mehrmalige Besteigung des Leuchtturm 's und die Besichtigung der ARKONA mit ausführlicher Erklärung ????!
Eine Frage : Wie bekomme ich das" Jahrbuch 2024 " , wenn ich
auf euer Bankkonto ( bitte mitteilen auf : ulli.donner@ipa.at )
spende ?
Meine Adresse : Ulli Donner , Feldberg 49 , A-6341-Ebbs/Tirol
Freundliche Grüße , U. Donner
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