Kurvenquietschen und kein Ende?


24. Juni 2021

Das lästige Quietschen der Bahnschienen zwischen dem Bahnhof Warnemünde Werft und Personenbahnhof nimmt kein Ende. Das von der DB Netz AG veranlasste Bearbeiten der Schienen und Weichen im vergangenen Herbst brachte keine Verbesserung (DWM berichtete). Ganz im Gegenteil hat die Lärmbelästigung sogar noch zugenommen, vor allem bei trocken-warmer Witterung. Die Erträglichkeitsgrenze der genervten Anwohner ist überschritten.

Zu ihnen zählt Karl-Heinz Schmaiduch, der gemeinsam mit seiner Frau seit 22 Jahren in der Alten Bahnhofstaße wohnt. Wegen des ohrenbetäubenden Quietschens habe sich die Wohnqualität dort in den letzten beiden Jahren allerdings erheblich verschlechtert: „Den zur Wohnung gehörenden Balkon können wir gar nicht mehr nutzen und Schlafen bei offenem Fenster funktioniert auch nicht“, schimpfte der Warnemünder in der Ortsbeiratssitzung am Dienstagabend, als das Kurvenquietschen nochmals auf der Tagesordnung stand. Gerade die heißen Tage in den vergangenen Wochen seien die reinste Katastrophe gewesen, weshalb der Umbau des Bahnhofs mit Gleisanlagen für ihn auch an Fahrlässigkeit grenzt. Schließlich habe er hier 20 Jahre lang in Ruhe leben können.

Das wollten Roberto Koschmidder, Lärmexperte bei der Deutschen Bahn AG und Olaf Körner als verantwortlicher Abschnittsmanager der DB Netz AG, so nicht stehenlassen. Beide standen in dieser Sache schon zum zweiten Mal Rede und Antwort vor dem Ortsbeirat. „Wir nehmen das Problem sehr ernst“, betonte Olaf Körner, der aber auch gleichzeitig einschränkte, dass es keine kurzfristige Lösung geben würde. „Wir haben nicht auf der grünen Wiese, sondern innerhalb einer vorhandenen Kubatur gebaut. Da sind viele Regelwerke zu beachten“, so Körner. Davon, dass das Kurvenquietschen nach wie vor da ist, konnte sich Roberto Koschmidder im Rahmen eines Vororttermins am 10. Juni persönlich überzeugen: „Bei 40 Prozent der vorbeifahrenden S-Bahnen trat das Quietschen auf.“

Ein unhaltbarer Zustand für Anwohner, Urlaubsgäste und Kreuzfahrtpassagiere, deren Aufenthalt im Ostseebad ebenfalls getrübt würde, findet der Geschäftsführer der Molenfeuer Wohnpark GmbH, Reinhard Köster. Er wohnt in der Straße Am Zollamt. Und weil als Hauptproblem die Beschleunigung im Kurvenbereich ausgemacht wurde, empfahl er, die Züge im Kurvenbereich auf einer Strecke von zwei- bis dreihundert Metern einfach langsamer fahren zu lassen. Das hätte sich bewehrt und würde, Berechnungen zufolge, nur 20 bis 30 Sekunden Mehrzeit ausmachen.

Darauf wollten sich die Bahn-Vertreter nicht einlassen. Sie streben nach wie vor eine technische Lösung für das sehr komplexe Problem an. Der Bund als Eigentümer der Bahn gäbe zudem vor, Infrastrukturkapazitäten so gut als möglich auszunutzen, erklärte Olaf Körner. Ist das nicht möglich, spricht man von so genannten Langsamfahrstellen: „Diese müssen aber immer begründet werden und in der gesamten Bundesrepublik ist nicht ein Fall bekannt, dass Aufgrund einer solchen Thematik eine Langsamfahrstellen eingerichtet wurde.“ Es gäbe allerdings Schmiereinrichtungen für Wagen und Schienensysteme, die gerade geprüft würden. Auch den Wunsch zur Temporeduktion wolle er mitnehmen und betriebsintern diskutieren.

„Die Bahn hat ein Problem, denn das Vertrauen der Bevölkerung ist hin“, befand Alexander Prechtel vom Warnemünder Bauausschuss. Der Bahnhofstunnel sei erst zehn Jahre später als angekündigt beseitigt worden. Auch hatte man angekündigt, der Gleisradius würde erweitert und das schon vorher vorhandene Quietschen damit weg. Fehlanzeige. Jetzt müsse endlich eine Lösung her.

Auf Versprechungen wollten sich Roberto Koschmidder und Olaf Körner nicht einlassen. Nur so viel: Man wolle unbedingt im Dialog bleiben und gemeinsam nach Lösungen suchen. Kurzfristig soll ein Termin für interessierte Bürgern zur Erklärung technischer Hintergründe anberaumt werden.

Foto: MaP


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Schmidt - 25.06.2021 um 09:42 Uhr
Es ist nicht denkunmöglich, wenn ich Kreuzfahrturlauber bin, Bewohner oder Übernachtungsgast bzw. Eigentümer, das mir bewusst ist: Wenn ich mir Unterkunft an einer S-Bahn Strecke aussuche, das es wohl zur Belastung kommt. Abgesehen von den Einwohnern die auch schon zu DDR Zeiten dort lebten, waren sich alle Nutzer danach darüber im Klaren oder hätten sich bewusst machen können, was es bedeutet an einer Bahnstrecke zu leben. Gleichwohl sollte die Bahn alles technisch Mögliche unternehmen um die Belastung zu reduzieren. Ich kaufe mir auch kein Haus in der Nähe vom Flughafen und beschwere mich im Anschluss über die Flugzeuge……
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