Lästiges Kurvenquietschen: Bahn stellt Lösungsansatz vor


15. Oktober 2020

Es nervt! Seit Freigabe der Bahnverbindung zwischen dem Bahnhof Warnemünde Werft und Personenbahnhof, am 19. Mai, sind quietschende Schienen im Kurvenbereich ein Ärgernis. Zu hören sich rote (S-Bahnen) und weiße (IC) Züge gleichermaßen, zu jeder Tages- und Nachtzeit – je nach Geschwindelt mal mehr und mal weniger. Anwohner und Gewerbetreibende fühlen sich belästigt.

Nur wenige Tage nach Wiederinbetriebnahme erreichte Roberto Koschmidder, Referent für Umweltschutz bei der Deutschen Bahn AG, die erste Beschwerde. Das Unternehmen reagierte prompt und lud zum Vororttermin. Bahn-Vertreter konnten persönlich „ein Ohr voll nehmen“. Das Problem wurde in den folgenden Monaten erfasst und dokumentiert. Das Ergebnis: Das Quietschen ist ganz besonders laut, wenn es trocken und warm ist. Ende September fand eine weitere Begehung mit DB Netz und einem auf Schienenbearbeitung spezialisierten Unternehmen statt. Dieses soll jetzt Abhilfe schaffen. Am Dienstagabend stellten Bahn-Vertreter ihren Lösungsansatz in der Ortsbeiratssitzung vor.

Der Ehrlichkeit halber muss man sagen: Gequietscht haben die Schienen auf diesem Gleisabschnitt schon immer ein wenig. Aus Sicht der Anwohner ist das Geräusch nach dem Umbau jedoch deutlich lauter geworden. „Eine Aufweitung der Radien der Gleisbögen im Rahmen der Möglichkeiten beim Bahnhofsumbau brachte nicht das gewünschte Ergebnis, das Kurvenquietschen zu verhindern“, sagte Roberto Koschmidder. Auch die Spurkranzschmieranlage funktioniere einwandfrei. Die Lösung des komplexen Problems hofft die Deutsche Bahn in der Dissertation „Kurvenquietschen: Untersuchung des Quietschvorgangs und Wege der Minderung“ von Yacin Ben Othman, Doktor der Ingenieurwissenschaften, gefunden zu haben. Danach handelt es sich beim Kurvenquietschen, physikalisch betrachtet, „um eine selbsterregte Schwingung, die ihre Energie aus der Reibung, die durch die Querbewegung des Rades auf der Schiene entsteht, bezieht.“ Vereinfacht ausgedrückt: Die Reibung von Stahl auf Stahl erzeugt Schwingungen, diese geraten in Resonanz und die wiederum verursacht unangenehme Geräusche. Das Phänomen wird auch als Stick-Slip-Effekt bezeichnet.

Behoben werden soll das Übel durch Anti-Verschleiß-Profile für die engen Schienenbögen, denn die inneren Schienen sind besonders betroffen. Die Sonderprofile verringern die Reibfläche Rad-Schiene. Auf einer Länge von 2.000 Metern sollen die Schienen ab Mitte November dahingehend geschliffen werden. Und ja, es wird dann auch wieder nachts gearbeitet – allerdings schonend, wie Koschmidder versicherte. Er rechnet damit, dass voraussichtlich Anfang 2021 erste Erfolge wahrnehmbar sind.


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