Kurpark bekommt Zeit für Erholung – zartes Grün mit bunten Tupfen


25. April 2023

Früh am Morgen, wenn es dämmert und die meisten Menschen noch schlafen, geben die Singvögel im Warnemünder Kurpark ein vielstimmiges Konzert. Meisen, Amseln, Rotkehlchen, Spatzen, Kleiber oder Heckenbraunellen zwitschern fröhlich in den Tag. Wer sich still auf eine der Bänke setzt, kann ihnen lauschen – und sie beobachten beim fliegenden Wechsel zwischen Bäumen, Sträuchern und dem Boden – emsig auf der Jagd nach Insekten, Käfern und Würmern – Futter für sich und ihren Nachwuchs, der in den Nestern auf das Frühstück wartet.

Seit Mitte März sind die maschinellen Pflegemaßnahmen im Kurpark ausgesetzt – die Fläche bekommt Zeit, sich natürlich zu erholen. Das für die Parkpflege zuständige Rostocker Amt für Stadtgrün hatte sich vor Ort selbst ein Bild von der Ausführung der Arbeiten durch die beauftragte Firma gemacht und sie sofort gestoppt. Der Auftrag zur Frühjahrsreinigung meine nicht, mit Aufsitzmähern alles platt zu machen, den Boden zu rasieren und die sich bildende Humusschicht abzutragen – eigentlich sei gemeint gewesen, im Winter heruntergefallene Ästlein und Holz aufzusammeln und Laubreste von den Gehwegen zu beseitigen.

Was war passiert? Nach den letzten umfangreichen Laubbeseitigungsaktionen im Oktober, November und Dezember (DWM berichtete 27.10.2022) waren die Grünpfleger bereits Mitte März wieder mit schweren Fahrzeugen in den Kurpark gerollt und mit Aufsitzmähmaschinen stundenlang über die Grünflächen, um die Bäume und durch die Rabatten gekurvt. Hinterlassen haben sie wieder deutliche Fahrspuren und nochmals verdichtete, an vielen Stellen blanke schwarze Erde. Wieder hatten Einheimische und Passanten hinterfragt, welchen Sinn diese lärmenden Arbeiten zu dieser Jahreszeit machen. Seit Monaten wurde immer wieder über die offensichtlichen Nachteile dieser Pflege geredet und debattiert, geändert hatte sich dadurch bislang nichts.

Das scheint nun anders zu sein. Als erste Sofortmaßnahme ließ das Grünamt noch im März großflächig Rasen nachsäen. Inzwischen sind die in Handarbeit verteilten und eingeharkten Grassamen aufgelaufen, auf den ehemals schwarzen Flächen zeigt sich zartes Grün. Schön anzusehen – offenbar verfolgen grundsätzlich doch alle das gleiche Ziel – den vor mehr als 150 Jahren mühe- und liebevoll angelegten Kurpark in seiner Vielfalt zu erhalten – von den riesigen alten Bäumen, über flankierende Büsche, Sträucher und Stauden, bis zu den zierlichen Frühblühern, die aktuell verschiedenste Farben in die Parkanlage tupfen. Das Gesicht des Parks ändert sich mit den Jahreszeiten und im Laufe der Jahre. Die Frage, welche Pflege zeitgemäß ist, muss immer neu beantwortet und die Maßnahmen dementsprechend angepasst werden – vor allem angesichts der Klimaveränderungen mit den letzten heißen, trockenen Sommern.

Künftig soll die Mähhöhe auf mindestens sieben Zentimeter eingestellt werden, das heißt, es wird nicht mehr so tief gemäht, wie bisher. Außerdem soll der Rasenschnitt als Mulch auf der Fläche verbleiben und nicht mehr abtransportiert werden, ebenso, wie das Laub zwischen den Büschen und Sträuchern. Die Idee dahinter – im Laufe der Zeit kann sich wieder eine nährstoffreiche Humusschicht voller Mikroorganismen bilden, die Nährstoffe gehen zurück in den Boden und damit in den natürlichen Kreislauf. Lebendiger Boden kann übrigens auch Wasser besser speichern.

Der denkmalgeschützte Park ist nicht nur Erholungsort für Menschen, er ist gleichzeitig Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Und wir Menschen sollten nach bestem Wissen dafür sorgen, dass dieser Lebensraum erhalten bleibt – damit auch unsere Kinder und Enkel sich noch über das allmorgendliche Konzert der Singvögel, die altehrwürdigen Bäume und all die weiteren Schönheiten des Warnemünder Kurparks freuen können.

Anfang Mai soll es die nächste Vorortbegehung und Begutachtung durch das Amt für Stadtgrün geben, erst danach soll entschieden werden, wie es mit der Pflege des Warnemünder Kurparks weitergeht.

RikeM


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