Kurpark Pflege verbessern?


27. Oktober 2022

Jede Innovation beginnt im Kleinen – da, wo wir uns fragen: Wie geht das besser? Im Sinne der Erhaltung und nachhaltigen Pflege des Warnemünder Kurparks scheint das eine durchaus berechtigte Frage zu sein. Erst Ende vergangener Woche lief wieder eine der regelmäßigen Grünpflegemaßnahmen. „Es war total laut, gefühlt hat der ganze Park gedröhnt, die Luft war voller Abgase – da sind wir wieder weggegangen“ erzählt eine junge Mutter auf dem Weg zum Rutschenspielplatz. Eingebettet zwischen großen Bäumen und umgeben von Büschen und Sträuchern sind auch die Spielplätze im Kurpark ein beliebtes Ziel – für Warnemünder genauso, wie für Gäste des Seebades.

Auch Anwohner und Passanten zeigen sich besorgt angesichts des Ergebnisses der dreitägigen Pflegemaßnahme. Wieder hätten währenddessen Autos mit Anhängern mitten auf den Grünflächen geparkt, die mitgebrachten Aufsitzmäher seien nicht nur auf den Rasenflächen im Einsatz gewesen, mit leistungsstarken Laubbläsern sei sogar sämtliches Laub zwischen den Büschen und Sträuchern herausgepustet und abtransportiert worden – es blieb nur feste, blanke, schwarze Erde.

Was für manche Menschen auf den ersten Blick „ordentlich und aufgeräumt“ aussieht, ist auf lange Sicht schädlich für den natürlichen Kreislauf, warnen Experten. Durch den regelmäßigen wiederholten Einsatz von Mähfahrzeugen werde der Boden zunehmend verfestigt, dadurch könne er Wasser immer schlechter aufnehmen und speichern. Gerade in Zeiten des Klimawandels bräuchten allerdings auch Bäume und Sträucher lockeren und gesunden Boden.

Deswegen sollte Laub unter Büschen, Sträuchern und in Hecken jetzt im Herbst auf jeden Fall liegen bleiben, raten Naturkundler. Es ist Lebensraum, Winterquartier und wichtiger Nährstoffspender. Die gefallenen Blätter schützen den Boden vor Austrocknung – Mikroleben siedelt sich dort an. Kleinstlebewesen finden einen Unterschlupf, u.a. Spinnen, Käfer, Insekten oder Larven tummeln sich im Laub – die wiederum sind Futter für Singvögel, wie Amsel, Meise, Kleiber oder Zaunkönig. Sie alle leben im Warnemünder Kurpark.

„Gestern haben wir hier sogar einen Specht klopfen gehört und ein Eichhörnchen gesehen“ freuen sich zwei kleine Jungs auf dem Spielplatz. Damit auch ihre Kinder später den Kurpark mit den vielen großen Bäumen noch erleben können, dürfen wir ihn nicht kaputt pflegen. Kurz zur Erinnerung: Vor gut 150 Jahren hat der Rostocker Kaufmann Alexander Louis Wachtler große Anstrengungen unternommen, damit auf diesem ursprünglich sandigen Boden überhaupt etwas wachsen kann. Damals ließ er eigens Blumenerde aus Holland und Mutterboden aus der Region herankarren, um den Warnemünder Kurpark anzulegen. Das hat gut funktioniert – große Buchen, Eichen, Kastanien, Ahorn oder Eiben wachsen seitdem hier. Nachgepflanzte Eichen der vergangenen Jahre hingegen haben es nicht geschafft, sie sind nicht angewachsen.

Also, was können wir künftig besser machen? Ein guter Anfang wäre es, die im Herbst fallenden Blätter nicht komplett zu beseitigen, sondern zumindest rund um Büsche, Sträucher und in den Hecken einfach über Winter liegenzulassen. Das bunte Laub bietet nicht nur Lebensraum für Tiere, es ist auch voller wichtiger Nährstoffe – Laub wird von Mikroorganismen zersetzt, in Humus umgewandelt und die Nährstoffe und Spurenelemente gelangen so wieder in die Erde, bereichern den Boden, geben den Pflanzen neue Lebenskraft – ein ganz natürlicher Kreislauf. Innovation heißt manchmal vielleicht auch: Weniger ist mehr.

RikeM


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