Gutachten zur Mittelmole Warnemünde vorgestellt


20. Juni 2022

Wer gemeint hat, bei der jüngsten Ortsbeiratssitzung würden Top-News zur Entwicklung zur Mittelmole vorgestellt, der wurde enttäuscht. Angekündigt hatte Anja Epper vom Stadtplanungsamt allenfalls die Veröffentlichung eines öffentlichen Gutachtens. Dieses ist das Ergebnis des durch das Hamburger Büro Urbanista im November 2020 neu angeschobenen Beteiligungsprozesses. Zuvor hatte Rostocks Oberbürgermeister, Claus Ruhe Madsen, einen sofortigen Planungsstopp für die Mittelmole verhängt. Zu festgefahren schienen ihm der bisherige Prozess, zu vielschichtig die Interessenlagen und Belange für dieses kleine Areal (DWM berichtete).

Jetzt, gut 18 Monate später, liegt das Gutachten vor. 48 Seiten stark und seit heute für jedermann nachzulesen unter www.vielemitteleinemole.de/gutachten. Es soll den Weg für eine attraktive Entwicklung des letzten Warnemünder Filetstücks und wasserseitigen Eingangstors der Stadt, des Landes und der gesamten Republik weisen und eine konsensfähige Planung ermöglichen.

Am Ende laufe es doch auf Wohnungsbau hinaus, denn die Wiro als Eigentümerin der Flächen sei nun mal ein Wohnungsunternehmen. In welchem Maße auf der Mittelmole künftig gewohnt wird – die Rede ist, so Epper, von 150 bis 300 Wohneinheiten – und welche anderen Interessen, Stichwort „Bürgerbegegungszentrum", ebenfalls Berücksichtigung finden sollten, geht aus dem Schriftstück vor. Ebenso sei klargeworden, dass die Grundzüge der Planung, die für die Entwicklung der Mittelmole vorlagen, nicht in Frage gestellt werden müssen, sondern in ihren wesentlichen Inhalten bestätigt wurden.

Der neu angestoßene Beteiligungsprozess „Viele Mittel, eine Mole – Rostock beteiligt“ hatte zunächst ein umfassendes Stimmungsbild erzeugt und dargestellt. Viele Akteure mit teils sehr unterschiedlichen Positionen kamen dafür in verschiedenen Formaten zusammen. Vor dem Hintergrund der langwierigen und emotional aufgeladenen Diskussion um die vermeintlich „richtige“ Entwicklung ging es dem Projektteam zunächst darum zuzuhören – aktiv und neutral. Gemeinsamkeiten wurden dabei ebenso wie nicht geklärte Konfliktpunkte herausgefiltert und ergebnisoffen gesammelt.

„Identifiziert“ werden konnten auch die wirkenden Kräfte: ein Ortsbeirat, der Position bezieht und damit den Eindruck erweckt, entscheidendes Gremium zu sein, es aber gar nicht ist, eine das Thema immer wieder vertagende Bürgerschaft, eine Wohnungsgesellschaft, die sich schon längst wieder ihrem Tagesgeschäft widmet und die Diskussion aussitzt sowie ein „recht kleiner, aber lautstarker Kreis mit überzogenen Erwartungen“, der den Bescheidungsprozess erfolgreich stört und ein „Wunschkonzert“ angestoßen hat. „Mitunter ist der Eindruck entstanden, dass der Konflikt eher in einem Kräftemessen zwischen Wohnungsgesellschaft und zivilgesellschaftlichen Akteuren liegt und die Sachdiskussion um die Zukunft Warnemündes darüber aus dem Fokus geraten ist“, heißt es daher auch im Fazit. Durch die bislang ausgebliebenen, klar und transparent kommunizierten, Entscheidungen der Bürgerschaft sei zwischen Wiro (Pro Wohnen) und Gegnern (Kontra Wohnen) vielmehr ein Vakuum entstanden, welches Kommunikation und Vorankommen nicht nur belaste, sondern zum Erliegen gebracht habe.

Die Wiro ist in erster Linie eine Wohnungsgesellschaft. Jetzt sei zu klären, welche Rolle sie in der weiteren Entwicklung der Mittelmole einnimmt. „Es sollte überprüft werden, ob die Rolle der Entwicklerin auch beispielsweise von der Landesentwicklungsgesellschaft MV oder ähnlichen Akteuren übernommen werden könnte.“ Eine externe Entwicklungsgesellschaft könnte sowohl privat als auch öffentlich sein.

Dass solche Grundstücke und Flächen einen hohen Grad an öffentlichem Interesse hervorrufen und es immer wieder auch zu Kontroversen kommt, sei nachvollziehbar und Teil einer guten Planungskultur. Auch, dass sich solche Prozesse über Jahre hinziehen. Daher sollte bei der zukünftigen Planung der Mittelmole vor allem Ruhe bewahrt und sich darüber bewusst gemacht werden, dass weitere (konstruktive) Auseinandersetzungen zu führen sind.

Foto: Taslair


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