Einen Schritt zurück in Sachen Mittelmole


12. November 2020

Es klang vielversprechend, was Constanze Ackermann vom Hamburger Büro Urbanista in einer Videokonferenz mit dem Warnemünder Ortsbeirat am Dienstagabend zum Beteiligungsverfahren Mittelmole vorstellte. Das Büro für Stadtentwicklung und urbane Zukunftsstrategien gehört zu den deutschlandweit führenden im Bereich der Co-Kreation – die Beteiligung aller relevanten Akteursgruppen an einem Entwicklungsprozess.

Mitte des Jahres hatte Urbanista von der Stadt Rostock den Auftrag bekommen, im Planungsprozess um die Mittelmole auf Stopp zu gehen und einen 360-Grad-Rundumblick zu wagen. Gemeinsam mit Geschäftsführer Tristan Lannuzel wird Constanze Ackermann als Projektleiterin den Neustart begleiten.

Über Gebäudehöhen wolle man dabei nicht diskutieren und auch einen städtebaulichen Entwurf für die Mittelmole werde man nicht vorlegen. Es gehe vielmehr darum, welche Zukunft die Mittelmole an sich habe: „Wir wollen die Planungen für die nächsten 30, 40 Jahre in die richtigen Bahnen  lenken“, betont die Stadtplanerin. Dabei nehme man sich die Freiheit, auch in andere Richtungen zu denken. Geliefert werde am Ende eine Art öffentliches Gutachten als strategische Entscheidungshilfe für die Bürgerschaft und Arbeitsgrundlage für die Stadtverwaltung. Ein neutraler Expertenblick sozusagen.

Geklärt werden soll, ob dieses Stückchen Land auch das Filetstück ist, als welches es immer bezeichnet wird, und unter welchen Rahmenbedingungen es dazu werden könnte. „Um das herauszuarbeiten, wollen wir mit den Menschen vor Ort ins Gespräch kommen“, kündigt Ackermann an. Wir stellen Fragen zur Rolle und Bedeutung der Mittelmole: Wie wichtig ist sie für die Wirtschaft, den Tourismus, für Warnemünde und seine Einwohner aber eben auch für Rostock? Dabei fange man auf der Mittelmole im kleinen Maßstab an, um sich bis nach Rostock und die Region vorzuarbeiten. „Unsere Philosophie ist, dass wir immer aus der Beteiligung herausoperieren, das heißt, dass wir zunächst zu Ihnen kommen um Informationen einzuholen, diese dann auswerten und damit weiterarbeiten.“

Und so soll das Beteiligungsverfahren im Einzelnen aussehen: Schon im Oktober war man mit einem digitalen Verwaltungsworkshop gestartet. Als nächster Schritt ist Anfang Dezember eine digitale Gesprächsrunde mit den sogenannten Stakeholdern geplant. Das sind alle beteiligten Gruppen, wie Entscheider der Stadt, zivilgesellschaftliche Akteure, Eigentümer der Flächen, Nutzer der Flächen und die Politik. „Ziel ist es, eine strategische Orientierung zu gewinnen, in welchem Spielraum wir uns eigentlich bewegen. Was ist geplant, was ist denkbar und vorstellbar an diesem Ort?“, konkretisierte Ackermann.

Im Dezember bis in den Januar hinein sind dann die Vor-Ort-Gespräche in Warnemünde und Rostock geplant. Dafür werden beispielsweise auf der Promenade kleine Stände aufgebaut. „Wir sprechen mit Ihnen über die Rolle und Bedeutung der Mittelmole“, kündigt die Projektleiterin an. Parallel dazu gibt es eine Online-Beteiligung mit denselben Fragen. Alle Termine sollen rechtzeitig auf der noch im Aufbau befindlichen Projekthomepage veröffentlicht werden. Darüber hinaus sind Pressemitteilungen, Plakate, Postwurfsendungen geplant.

Alle gesammelten Inhalte fließen im Februar in einer sogenannte Prüfwerkstatt zusammen und bilden die Grundlage für verschiedene Optionen. Auch die Überlegungen, die im Rahmen der Fortschreibung des Strukturkonzeptes gesammelt wurden, sollen hier einfließen. Das öffentliche Gutachten könnte im März kommenden Jahres an die Rostocker Bürgerschaft übergeben werden. Aus fachlicher Sicht wird Urbanista hier zwar eine Empfehlung abgeben, im Interesse der Transparenz aber auch alle anderen diskutierten Optionen aufführen. Das Gutachten, so führte Anja Epper vom Rostocker Stadtplanungsamt weiter aus, soll der Ansatz für die Verwaltung sein, endlich den Auslegungsbeschluss für einen Bebauungsplan Mittelmole vorzubereiten.

Skepsis regte sich indes bei einigen Anwohnern: So vermutet Uwe Jahnke, dass, wenn es ein Gutachten mit mehreren Optionen gibt, sich dann – wie gewohnt – daran der Streit entzündet. Irritiert zeigte sich auch Hansi Richert vom Warnemünde Verein. Seit Jahren war er „stramm“ in die Ausarbeitungen zum Strukturkonzept involviert und man habe bis heute keinen Konsens gefunden: „Aus dem was ich von Ihnen jetzt gehört habe, soll es ein weiteres Konzept geben, das erneut zu Diskussionen führt und wir warten wieder fünf Jahre, bis das neue Konzept beschlossen wird.“ Positiv bewertete er, dass vor Ort persönliche Gespräche mit den Menschen geführt werden sollen.

Der kommissarische Beiratsvorsitzende Stephan Porst betonte, dass es zunächst wichtig sei abzuklären, welchen Gestaltungsspielraum man überhaupt habe. Dazu müsse mit der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Wiro, als Grundstückseigentümerin, gesprochen werden. Diese präferiere auf der Mittelmole nach wie vor den Wohnungsbau. Geschäftsführer Ralf Zimlich könne sich jedoch vorstellen, Teile des Grundstücks zu verkaufen.

Foto: Taslair


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