Geplante Umgestaltung des Fischmarktes bedroht Existenzen – eine Warnemünderin macht sich Gedanken


08. September 2023

„Jetzt wollen sie wohl doch keine einheitlichen Container hier hinstellen, sondern Verkaufsstände auf Rädern und mit Deichsel, damit die bei Hochwasser schneller entfernt werden können“, das erzählt sich auf dem Warnemünder Fischmarkt gegenwärtig so herum. Ansonsten tappen alle weiterhin im Dunklen. Soviel zum Vorhaben der Stadtverwaltung, mit Fischern und Fischhändlern bei der geplanten Umgestaltung des Fischmarktes auf der Mittelmole „im Austausch“ bleiben zu wollen (DWM berichtete, 01.02.2023).

Die Stadt will nun also neue Verkaufsanhänger beschaffen, welche die Fischer dann von der Großmarkt GmbH mieten und auf eigene Kosten neu einrichten und ausbauen müssen? Dafür sollen dann die bereits vorhandenen Verkaufsanhänger, die eingerichtet sind und gut funktionieren, weg? Wo sollen sie denn hin? Auf den Müllberg? Die verbliebenen Fischer werden gezwungen, ihr Eigentum – ihre Geschäftsgrundlage – zu entsorgen, da sie dann keinen Stellplatz mehr haben.

Das heißt doch ziemlich klar: Umgestaltung des Fischmarktes Mittelmole auf Kosten der verbliebenen Fischer. Was soll das? Wer denkt sich dabei eigentlich was? Oder hat das Vorhaben längst eine komische Eigendynamik entwickelt? Ist es eben ein Projekt, an dem viele Menschen seit Jahren arbeiten und was jetzt einfach so läuft? Und inwieweit werden dafür Projektgelder ausgegeben, die eigentlich zur wirtschaftlichen Unterstützung der letzten Warnemünder Fischer gedacht waren? Hat die EU doch die erlaubte Fangmenge für Dorsch und Hering soweit verringert, dass diese von ihrer eigentlichen Arbeit seit Jahren schon nicht mehr leben können.

Und ist überhaupt irgendetwas nachhaltig an der Umgestaltung? Macht es irgendetwas besser für irgendwen? Fakt ist, Urlauber und Einheimische nehmen die Angebote auf dem Fischmarkt auch in diesem Jahr wieder gern an. Wenn das Wetter mitspielt, bummeln sie die Mittelmole entlang, genießen das Flair, frische Fischbrötchen, Back- oder Räucherfisch. Die verbliebenen Fischer haben vor gut zwei Jahren tapfer investiert in eigene neue Verkaufsanhänger. Das war teuer. Und damit sie ihre mobilen Verkaufsstände nahe ihrer Kutterliegeplätze aufstellen dürfen, müssen sie die Stellplätze nun von der Großmarkt GmbH anmieten. Schon diese Miete kostet erheblich mehr, als die Verkaufszelte für Frischfisch, die jahrzehntelang an den Liegeplätzen standen.

Wenn das Erscheinungsbild des Fischmarktes einheitlicher werden soll, was spricht dann dagegen, die vorhandenen Verkaufsanhänger einfach zu verkleiden oder zu bemalen, mit Folien zu bekleben oder was auch immer? Irgendwie scheint alles besser, als das sich ohnehin ziehende Projekt blind immer weiter zu verfolgen. Also, bitte zeitnah die Notbremse ziehen, falls noch irgendjemand sie erreichen kann. Sonst wird unsinnigerweise weiter Geld verbrannt – von Akteuren, die meinen „ich mache ja nur meinen Job“. Allerdings gefährden sie damit akut die Existenz der Fischer.

Ganz ehrlich, was soll das? Es gibt keinen Handlungsbedarf, solange etwas gut läuft. Und ich bin übrigens kein Fischer, kein Fischhändler und werde auch von niemandem dafür bezahlt, mich einzumischen. Ich finde es schlicht wichtig, regionales Leben mitzugestalten und das Gute zu erhalten, solange es funktioniert.

Es gibt viele Leute, die viel meckern, aber gleichzeitig nicht bereit sind, selbst irgendetwas anders zu machen. Die Fischer haben nicht nur gemeckert, sie haben sich mit der neuen Situation arrangiert, investiert und leben jetzt damit, dass ihre Tage völlig anders laufen, als damals, als sie noch immer in aller Frühe hinausgefahren sind aufs Meer.

RikeM


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Katzer - 14.09.2023 um 18:27 Uhr
Das ist ja mal wieder klar! Den kleinen Mann das Leben schwer machen. Ich freue mich jedes Jahr dort vom Fischer direkt bedient zu werden. Dieses Flair ist doch alteingesessen und das ist gut so.
Hier geht es doch nur wieder ums Geld, um für die Stadtkasse Gelder rein zu bekommen.
Hammerschmidt - 11.09.2023 um 08:37 Uhr
Ja, es ist nicht einfach für die "Nutzniessenden", die Konkurrenzen verhindern wollen, Angst haben, alte, verkrustete und profitgiergesteuerte 'Selbstläufer' zu verlieren oder zu verändern. Und immer schreien, Zuschüsse, Hilfen, Förderungen u.v.m. .... zu fordern. NEIN, FRISCHER WIND, WUNDERBARE GESTALTUNG und eine preisgestaltende Aufsicht mit verwaltungsrechtlichen Repressionen bei Nichteinhaltungen. Der Verbraucher/Besucher/Bürger hat im Vordergrund zu stehen, niemand wird erklären können, warum die angebotenen Waren/Artikel .... immer "nach oben bei grundsätzlich allen gleich sind?" Dazu ein Verbraucherwunsch/Gedanke an die Gewerbe- und Tourismusabteilung: Prämiert werden die Betreiber, die die 'preiswertesten Angebote' (vergleichend) machen, Transparenz ermöglichen, Ergebnis: Prämierte Herabsetzung der Betreiber/Standgebühren pro Anno (im Gegenzug Ausgleich und Erhöhung der Betreiber/Standgebühren der anderen). Letztlich schreien immer die, die (mit Sicherheit Profit'gierig' sind) niemals Änderungen wünschen, um weiter dem Verbraucher zu benachteiligen. ABER: Niemand muss dort stehen, anbieten, sich ärgern!!! Es warten so viele frische, nachhaltige, kreative, Moral und Sitte verpflichtete Menschen, etwas für Menschen zu machen. (An die Fischer und Seeleute: "immer eine Handbreit unterm Kiel oder dem Verkaufsstand", die Erde dreht sich!)
Elke-Irene Jäger - 09.09.2023 um 20:42 Uhr
Es war immer schön auf dem Fischmarkt, warum was ändern, wenn es denen die ihn betrieben so gefällt. Auch die langjährigen Urlauber lieben dieses Gewohnte Bild..
Christine Hirrich - 09.09.2023 um 15:28 Uhr
Ich finde es ganz schlimm das man überall reinfuschen muß, wer bekommt für den Plan der Umgestaltung des Fischmarktes eine riesen Prämie? Es läuft doch und wenigstens noch etwas Flair vom Fischerdorf W'mde. Ich habe mich früher wohler gfühlt in W'mde, jetzt muss alles nur noch modern werden????
Jörg Gillwald - 09.09.2023 um 14:25 Uhr
Dem kann ich nur zustimmen. Warum muss man den Fischern das Leben noch schwerer machen als sie es ohne hin schon haben.
Jörg Gillwald
Jörg Gillwald - 09.09.2023 um 14:23 Uhr
Last doch einfach mal alles so wie es jetzt ist.
Jörg Gillwald
Heinz W. - 09.09.2023 um 12:52 Uhr
So ein Quatsch!
Fischer sind Unternehmer. Und als solche genießen sie noch eine Menge Vorteile. Immer nach Hilfe schreien und dann noch meckern. Am Alten Strom sieht es bald aus wie in einem Museum. Mit einer Menge Gerümpel. Einige der Fischerboote sind schon ewig nicht mehr bewegt worden. Und die Wagen sind einfach oll. Wird Zeit,dass was passiert.
Schneider Matthias - 09.09.2023 um 11:34 Uhr
Wer denkt sich denn sowas aus. Lasst doch die Tradition nicht vergessen . Ein Anschauen der Kutter und der dazu gehörigen Buden ist doch ein Zuschauer Magnet.
F. Hammerschmidt - 08.09.2023 um 17:02 Uhr
Veränderungen und wertschöpfende politische Fortentwicklungen, zeichnen verantwortliche, nicht an verkrusteten Vorstellungen befangener „Fischer“ klebenden und objektive, zeitgemäße Verwaltungsarbeit aus.
Auf was berufen sich denn die vielen ‚angeblichen Fischer ohne Boote‘, haben sie ein Recht auf Bestand, ein Recht auf Generationsübertragung oder (angeblich uneigennützliche!?!) politische Arbeit zu manipulieren?
Nein, natürlich nicht. Die häufig durch Profitgier, Preisabsprachen und dadurch den Verbraucher schädigenden Verhaltensweisen der ‚eingeschworenen Fischer‘ widersprechen zutiefst dem Grundgedanken der verfassungsrechtlichen Erwartungen, zu denen auch kaufmännische moralische und sittliche Vorstellungen und Pflichten auch in der Warnemünder Gesellschaft gehören dürften.
Man darf der Kommunalpolitik und den Entscheidungsträgern Mut und Entscheidungswillen wünschen, ihren Weg der Beachtung des Gleichheitsgrundsatzes, sich in der sich drehenden, verändernden Welt nicht von
egoistischen Nutznießern aufhalten oder beeinflussen zu lassen. Richtig so, ein frischer Wind, aufbrechen der verschworenen Nutzergemeinschaften, Möglichkeiten für fremde, neue Pächter und so vieles mehr.
Herzlichen Glückwunsch an die Politik, die offenbar unbeeinflusst unangemessener „Fischerträume“ ernsthafte Politik betreibt!
Birgit - 08.09.2023 um 12:20 Uhr
Das ist völlig absurd, was die Stadt Rostock dort plant. Es stört bestimmt keinen Touristen, ist es doch gerade die Vielfalt, die den Fischmarkt so attraktiv macht. Es ist erbärmlich, wie Politiker mit Menschen umgehen und nicht mal ihren gesunden Menschenverstand einschalten.
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