Hochsommerliche Bedingungen beim Warnemünder Brückenfest


10. September 2023

Es war ein Brückenfest, das sich gewaschen hatte, schwärmt Inge Regenthal vom Gemeinnützigen Verein für Warnemünde e.V., dem an den vergangenen sechs Veranstaltungstagen die Organisation oblag. „Natürlich haben wir angesichts des 120. Brückenjubiläums auch etwas mehr aufgeboten, als üblich, aber das wurde von den Besuchern auch so honoriert“, resümiert sich die 71-Jährige ein zwar sehr anstrengende, aber gelungene „Geburtstagsparty“.

Hauptveranstaltungstag war der Sonnabend. Los ging‘s am Vormittag mit der Bergung eines Bierfasses aus dem Alten Strom durch Akteure des Warnemünder Tauchsportclubs. Die Hanseatische Brauerei Rostock feierte in diesem Jahr ihr 145-jähriges Bestehen und hatte den Gerstensaft gestiftet. Dann die Brückendrehung. Ein Spektakel, das trotz Hitze Tausende Zuschauer live miterlebten. Mit Wasserfontänen sorgten die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Warnemünde für eine willkommene Abkühlung, denn Schattenplätze gab es entlang der „Ränge“ am südlichen Alten Strom nur wenige.

Zum vierten Mal in Folge begleiteten die Warnemünder Jungs die Brückendrehung musikalisch mit „Über diese Brücke musst du geh‘n“, eine Adaption auf den ähnlich lautenden Karat-Klassiker. „Das ist unser ganz spezielles Warnemünder Brückenlied“, verrät Warnemünder Jung Norbert Ripka.

Für Verzögerungen beim Schließen der Drehbrücke sorgten Außentemperaturen von um die 30 Grad. Es war einfach zu warm. „In der Hitze hat sich die Mechanik ein wenig verzogen. Unsere Bahnhofsbrücke ist eben schon etwas betagt“, weiß Tiefbauamtsleiter Heiko Tiburtius. Sein Amt ist von Rechtswegen für alle Rostocker Brücken zuständig und so konnte er während der Prozedur auch viele interessante Fakten aus der 120-jährigen Geschichte des Bauwerks beisteuern.

Am Abend dann der nächste ganz große Höhepunkt: „Es war der Hammer, die beiden Orchester auf der Brücke und dann die Licht- und Lasershow – mehr geht wirklich nicht! Das waren 20 Minuten Gänsehaut pur“, berichtet Inge Regenthal. Natürlich seien alle Beteiligten im Vorfeld sehr aufgeregt gewesen, schließlich veranstalte man so etwas ja nicht alle Tage. „Doch wenn man sich Partner wie JM-Security und die Freiwillige Feuerwehr mit ins Boot holt, dann klappt das.“ Es war rappelvoll und die Zuschauer applaudierten, was das Zeug hielt. „Der Beifall war unser aller Lohn und hat gezeigt, dass die Show als Glanzpunkt des Brückenfestes super angekommen ist“, freut sich Inge Regenthal, für die damit ein anstrengender 18-Stunden-Tag endete.

Nur gute Nachrichten gibt es auch vom traditionellen Kuchenbasar des Warnemünde Vereins: 21 selbstgebackene Kuchen wurden binnen kürzester Zeit verkauft. „680 Euro haben wir eingenommen und die fließen 1:1 in die Finanzierung dieses Festes“, so Regenthal. Ihr Dank gilt allen fleißigen Hobbybäckerinnen und -bäckern, die sich trotz heißer Temperaturen in ihre Küchen gestellt haben.

Dankende Worte gibt es abschließend auch von Tourismusdirektor Matthias Fromm: „Die Brücke wird auch nach 120 Jahren noch gebraucht und das wollen wir feiern. Das Brückenfest ist eine Art Abgesang des Sommers. Wir haben einen tollen Sommer erlebt und uns als gute Gastgeber gezeigt. Einen besseren Abschluss kann es nicht geben. Nur dank unserer Partner konnte das gelingen.“

Die drehbare Warnemünder Bahnhofsbrücke ist 29,5 Meter lang und wurde 1903 in Betrieb genommen. Die „alte Dame“ ist auch der Rostocker Stadtverwaltung lieb und teuer: Nachdem die Öffnung nach 1940 wegen Lagerschäden zunächst nicht mehr möglich war, erfolgte 1991 die erste Rekonstruktion. Bis zum 7. August 2000 war die Brücke dann auch wieder drehbar. An diesem Tag rammte ein Fahrgastschiff das Bauwerk und zerstörte dabei das Herzstück des Drehmechanismus, den Königszapfen. 2004 bis 2005 wurden die Schäden erneut repariert und ein neuer Zapfen eingebaut. Das Glück der Warnemünder über ihre nun wieder drehbare Brücke währte jedoch nicht lange, denn schon am 16. Dezember 2005 folgte der nächste Crash mit einem Fahrgastschiff. Schon im Jahr darauf konnte die Drehbarkeit wiederhergestellt werden. 2010 und 2011 folgte die Erneuerung des Korrosionsschutzes. Auch wurde der alte Bohlenbelag durch FSC-zertifiziertes Eichenholz aus der Rostocker Heide ersetzt. Die Drehmechanik wurde 2014 von Grund auf erneuert. 2022 folgte eine erneute Teilinstandsetzung inklusive Bohlentausch in den Gehwegbereichen und Korrosionsschutz aller Metallteile.

Und mit dem Warnemünder Brückenfest wurde noch ein weiteres Jubiläum gefeiert: Nahezu zeitgleich mit der Warnemünder Bahnhofsbrücke nahm nämlich die Trajekt Verbindung zwischen Deutschland und Dänemark ihren Dienst auf. Von 1903 bis 1995 gab es diese Eisenbahnfährverbindung die Warnemünde und Gedser direkt miteinander verband. Es handelte sich um die älteste deutsche Fährverbindung nach Skandinavien. In Deutschland hatte sie Anschluss an die Lloydbahn nach Berlin und in Dänemark über die Bahnstrecke Nykøbing-Gedser nach Kopenhagen. Am 25. September 1995 wurde der Verkehr zwischen Warnemünde und Gedser eingestellt. Die Fähren von und nach Skandinavien steuern seither den Rostocker Überseehafen an.


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