Ein „Mädchenprojekt: Lehmbau im Heimatmuseum


09. Februar 2021

Seit fünf Wochen gehen im Heimatmuseum Warnemünde wieder einmal die Lehmbauer ein und aus. Nachdem im vergangenen Jahr Schlafstube, Wohnstube und Diele mittels Lehmputz und -anstrich wieder in ihren Originalzustand zurückversetzt wurden, sind jetzt das Altenteil und der dazugehörige Flur an der Reihe (DWM berichtete).

Dazu mussten zunächst bis zu drei Millimeter dicke Schichten alten Spachtels, Tapeten und Farbe abgefräst werden. Eine staubige Angelegenheit, doch mit dem Neuaufbau wurde alles besser: „Zwei Schichten Lehmputz, natürlich mit Trocknungsphasen zwischendurch“, erklärt Dagmar Ehlert, die mit einer Farbrolle weiße Lehmfarbe als Finish aufträgt. Die Warnemünderin hat ihr Interesse am Lehmbau entdeckt, verfügt über das notwendige handwerkliche Geschick und nutzt jetzt die Gunst der Stunde, um einfach mal reinzuschnuppern in die Materie. Sie ist eine der beiden Helferinnen, die der versierte Lehmbauer Uwe Krempien auf der Baustelle im Heimatmuseum im Einsatz hat. Denn Lehm sei, so der Fachmann, nun mal ein echter „Mädchen-Baustoff“.

Insgesamt etwa eine Tonne dieses Gemisches aus Lehm, Sand und Strohanteil wurden auf eine Gesamtfläche von etwa 120 Quadratmetern aufgebracht. Bei einer Stippvisite vor Ort fällt sofort auf, dass es sehr angenehm riecht. „Überhaupt nicht altbacken wie bei Oma, sondern frisch und das kommt bei meinen Kunden sehr gut an“, weiß „Lehm-Uwe“, der seine Leidenschaft für den natürlichen Baustoff vor etwa 20 Jahren entdeckte und das Handling sogar noch perfektionierte. So stellt er unter Zuhilfenahme von natürlichen Pigmenten selber farbige Lehmputze her. Beim Geruch setze ein weiteres Experiment an: „Wir arbeiten zunehmend mit Kräutern, die dem Naturprodukt zugesetzt werden und je nach Luftfeuchte ihr Aroma freigeben.“ Solch ein Wandputz in einer Dusche, ergäbe eine regelrechte Duft-Explosion, schwärmt der erfahrene Lehmbauer. Den Putz könne man auf allen Untergründen aufbringen und somit auch Ferienwohnungen oder Eigenheime nachhaltig gestalten. „Die Luft in Räumen, wo wir Lehm verarbeitet haben, ist einfach anders. Denn das Material absorbiert Gerüche und Staub. Das haben auch die Besucher des Heimatmuseums schon festgestellt“, freut sich Uwe Krempien.

Seine Begeisterung teilt er vornehmlich mit Frauen, denn 70 bis 80 Prozent seiner Kunden sind eigenen Angaben zufolge weiblich und darüber hinaus sehr gut informiert. Entscheidendes Kaufkriterium sei fast immer das deutlich bessere und gesündere Raumklima. Von diesen Annehmlichkeiten will der 63-Jährige seine Kundschaft künftig im eigenen Mehrgenerationenhaus – es entsteht im Ostseebad Nienhagen und soll nach Fertigstellung als Musterhaus dienen – überzeugen.

Die Baustelle im Heimatmuseum Warnemünde ist so gut wie abgeschlossen. Mit einem Augenzwinkern bezeichnet Lehmbauer Krempien das Vorhaben als „reines Mädchenprojekt“. Er sei nur ab und an vor Ort gewesen um Material abzuliefern. Seine beiden „Mädels“ hingegen durften ihre Liebe zum Naturmaterial voll ausleben und Aspirantin Dagmar Ehlert ist vollauf begeistert: „Es geht mir richtig gut! Die Arbeit macht Spaß und gleicht eher einem angenehmen Workout“, befindet die Hobby-Lehmbauerin.


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