Baumfällungen rufen Warnemünder auf den Plan


17. Februar 2020

Soviel darf an dieser Stelle vorweggenommen werden: Die Alarmkette, initiiert von der Bürgerinitiative zur Rettung des Küstenwaldes (BI), funktioniert tadellos: Als Spaziergängerin wurde Claudia Moßhammer heute Morgen gegen 9.45 Uhr Zeugin von Baumfällungen, die so nicht angekündigt waren. Mitarbeiter des städtischen Grünamtes setzten die Kettensäge in der Parkstraße an zwei Erlen und eine Wildpflaume. Die Neu-Warnemünderin zögerte nicht lange, zückte ihr Mobiltelefon und informierte Annette Boog von der BI. Kurze Zeit später konnte die sich, verstärkt durch ihren Mann, Harry Boog, und Mitstreiterin Billy Parczyk, an Ort und Stelle selbst ein Bild machen. Die empörten Warnemünder glaubten ihren Augen nicht zu trauen, als sie den Haufen aus zersägtem Geäst und Baumstämmen vor sich sahen und es drängte sich förmlich die eine große Frage auf: Will man so etwa heimlich, still und leise, Tatsachen schaffen? Der zuständige Senator für Bau und Umwelt, Holger Matthäus, hatte zwar auf unbestimmte Zeit ein Fällstopp in der Parkstraße angekündigt (DWM berichtete), doch dem Frieden mag die neu gegründete Bürgerinitiative nicht so recht trauen. Zu groß ist das Unbehagen beim Gedanken an Ausdünnung und irreparable Schäden im Küstenwald. Und jetzt das!

Wie die zuständige Sachgebietsleiterin vom Team Stadtbäume, Steffie Soldan, auf Nachfrage mitteilt, handele es um reguläre Fällungen wegen der einzuhaltenden Verkehrssicherheit als Ergebnis der alljährlichen Baumkontrolle. Die Bäume waren aus dem Stubben ausgetreten, was für die Standsicherheit generell nicht förderlich sei. Ebenfalls gefällt würde in den nächsten beiden Wochen eine Kastanie mit Nummer „202“, die vom Pseudomonas-Bakterium und Brandkrustenpilz befallen sei. Dafür gebe es sogar ein Gutachten und man habe eine Fachfirma mit der Entfernung beauftragt. „Im Baumbericht 2019 sind die Bäume noch nicht enthalten, denn sie sind erst bei einem späteren Rundgang Ende September auf die Fällliste gesetzt worden“, erklärt die Mitarbeiterin des Stadtgrünamtes. Grundsätzlich habe man den Verkehrssicherheitsfällungen in der Parkstraße wegen des geplanten Neubaus eines Radschnellwegs und den damit verbundenen Eingriffen in den Küstenwald keine weitere Bedeutung beigemessen. Den ursprünglichen Planungen zufolge sollten die Bäume auf dem 900 Meter langen Küstenwaldstreifen sowieso schon weg sein. „Durch das Aussetzen der Fällgenehmigung mussten wir jetzt aber schnell handeln, denn wegen der einsetzenden Vogelbrut dürfen wir die Bäume nur bis Ende Februar wegnehmen“, so Steffi Soldan. Angeblich wurde Ortsbeirat vorab über die anstehenden Fällungen in Kenntnis gesetzt.*   

„Fragwürdig bleibt für uns, dass diese Bäume ausgerechnet im Projektgebiet gefällt werden mussten und zumindest als ‚verdächtig‘ darf die Tatsache eingestuft werden, dass es für die Abholzung weder auf der Straße noch am angrenzenden Fußgängerweg Absperrungen gegeben hat. Für uns kaum nachvollziehbar, denn die Stadtverwaltung verweist doch doch immer wieder auf die Verkehrssicherheit“, bleibt Annette Boog vorsichtig. Wollte man so Aufmerksamkeit vermeiden?

Erst in der vergangenen Woche hatte Boog vor dem Ortsbeirat über die Arbeit der Initiative gesprochen und die Warnemünder um weitere Ideen zur Rettung des Küstenwaldes gebeten. Die Variantenfindung sei ihrer Meinung nach nämlich noch lange nicht abgeschlossen. Auch mag die Juristin einfach nicht glauben, dass sämtliche Kastanien in der Parkstraße urplötzlich von der Seuche befallen seien. Die Abholzung der Kastanienallee kann und darf deshalb nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Am 4. März von 15.00 bis 18.00 Uhr und am 5. März von 10.00 bis 13.00 Uhr sind dazu in die Warnemünder Gaststätte „Am Moor“, Wiesenweg 4a, weitere Bürgertreffen geplant.

Foto (2): Claudia Moßhammer
Grafik (3): Baumbericht 2019 Hanse- und Universitätstadt Rostock

*Am Abend des 17. Februar erreichte das Ortsbeiratsmitglied Stephan Porst eine durch das Ortsamt weitergeleitete Nachricht des Grünamtes, wonach in der 8. und 9. Kalenderwoche aus Verkehrssicherheitsgründen notwendige Fällungen in Warnemünde vorgenommen würden: „Die diesbezüglichen Objekte finden Sie im aktuell ausgereichten Baumbericht. Wir möchten jedoch auch darauf hinweisen, dass zusätzliche, im Baumbericht nicht enthaltene Fällungen notwendig werden, wie z.B. eine Rosskastanie in der Parkstraße mit Pseudomonas-Befall. Diese Maßnahmen wurden nach dem 20.09.2019 vom Baumkontrolleur festgelegt und erscheinen demzufolge im nächsten Baumbericht. (Berichtszeitraum 01.10.-30.09.)“


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