Der Stromnetzbetreiber 50Hertz plant in Warnemünde ein bedeutendes Offshore-Kompetenzzentrum, das als zentrale Basis für die Wartung und Instandhaltung seiner Offshore-Plattformen in der Ostsee dienen soll. Dazu hat das Unternehmen bereits im vergangenen Sommer einen Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt Rostock über eine Laufzeit von mindestens 60 Jahren abgeschlossen und sich ein Grundstück am alten Werftbecken gesichert.
Zum Stand der Dinge sprach Lars Leupold, verantwortlicher Projektleiter bei 50Hertz, in der letzten Ortsbeiratssitzung.
Derzeit entsteht hinter dem ehemaligen Verwaltungsgebäude ein provisorischer Standort in Form von Containern. Für rund 1,3 Millionen Euro wird so eine temporäre Lösung geschaffen, die bis zur Fertigstellung des eigentlichen Rostocker Offshore Quartiers (ROQ) im Jahr 2028 genutzt wird. „Dann wird der Interim restlos zurückgebaut“, betont Lars Leupold.
Das Offshore-Kompetenzzentrum wird Teil eines neuen Gewerbeparks für erneuerbare Energien, der auf dem Gelände des alten Werftbeckens entsteht. Durch die direkte Wasserlage können Instandsetzungsteams im Notfall mit kleineren Booten zu den Offshore-Windparks ausrücken. Zudem werden gelegentlich zwischen 150 und 200 Meter lange Spezialschiffe mit Seekabeln dort anlegen. Eine große Infrastruktur- und Logistikhalle soll Platz für essenzielle Komponenten bieten, um auf Vorfälle in der Ostsee sofort reagieren zu können.
Das Werftbecken wird im Zuge der Baumaßnahmen angepasst: Es wird verkürzt, aufgeweitet, begradigt und auf eine Wassertiefe von 10,50 Metern ausgebaut, um den Anforderungen großer Schiffe gerecht zu werden. Auch die Altlastensanierung spielt eine bedeutende Rolle. Während an Land Abbrucharbeiten, Beräumung und die Gewerbegebietserschließung durchgeführt werden, kümmert sich das Hafen- und Seemannsamt um die wasserseitige Infrastruktur, einschließlich der Liegeplätze und der Hafenerweiterung.
Der neue Standort umfasst ein etwa 20 Meter hohes Bürogebäude für 180 Mitarbeiter sowie eine 180 mal 50 Meter große und bis zu 18 Meter hohe Infrastruktur- und Logistikhalle. Beide Gebäude werden durch einen Verbindungsbau, der als Sozialtrakt dient, miteinander verknüpft. Die Belegschaft des Offshore-Kompetenzzentrums wird voraussichtlich aus rund 100 Männern und 20 Frauen bestehen, die im Notfall und für Wartungsarbeiten in die Ostsee ausrücken.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf einer nachhaltigen Gestaltung des Areals. Die Parkplatzlösung wurde in Verbindung mit dem Hochwasserschutz optimiert: Stellplätze befinden sich im Erdgeschoss, während das eigentliche Gebäude darüber beginnt. „Formal gehen wir also ins erste Obergeschoss hinein und damit das nicht auffällt, sorgt eine begrünte Anböschung für eine harmonische Einbettung in die Umgebung“, erläutert Leupold. Generell wolle man viel mit Grün arbeiten – sowohl auf den Dächern als auch an Teilen der Fassade.
Trotz der sicherheitskritischen Infrastruktur soll das Offshore-Quartier keine hermetisch abgeschlossene Anlage werden. Die Kaianlage bleibt für die Öffentlichkeit nutzbar, wobei lediglich während der Anlieferung von Materialien temporäre Absperrungen vorgesehen sind.
Der Bauantrag für den neuen Standort soll noch in dieser Woche eingereicht werden. Die Verkehrsanbindung erfolgt weiterhin über die Werftallee, die für den Transport der benötigten Verbrauchsteile ausreichend dimensioniert ist. Besonders schwere Seekabel, die bis zu 160 Kilogramm pro laufendem Meter wiegen, werden hingegen ausschließlich über den Seeweg angeliefert.
Mit dem Rostocker Offshore Quartier setzt 50Hertz ein klares Zeichen für die Energiewende und den Ausbau der Offshore-Windenergie in der Ostsee. Das neue Kompetenzzentrum wird eine Schlüsselrolle in der Sicherstellung der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien spielen und zur wirtschaftlichen Entwicklung von Warnemünde beitragen.
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