300 neue Bäume und Büsche im Warnemünder Küstenwald gepflanzt


13. Januar 2023

„Bestes Pflanzwetter, schön nass, die Wurzeln haben ihr Wasser und können gut anwachsen“ freut sich Forstarbeiter Marc Elgert. Vorsichtig senkt er die Wurzeln der nächsten Hainbuche in das Pflanzloch, das sein Kollege Kevin Hoepner ausgehoben hat. Der Regen der vergangenen Wochen hat den Waldboden bereits auf mehr als eine Spatentiefe durchnässt und es regnet schon wieder. „Das stört uns nicht, wir sind wetterfest angezogen und arbeiten uns warm“ sind beide sich einig. Die ersten Strauchreihen haben sie schnell gesetzt – Hagebutte und Schlehe entlang des Zaunes.

Seit kurz nach 8 Uhr waren die Mitarbeiter des Rostocker Stadtforstamtes gestern vor Ort im Warnemünder Küstenwald – rund 300 Sträucher und Bäumchen, alle zwischen 50 und 80 Zentimeter klein, haben sie im Gepäck, um sie in den beiden eingezäunten Waldflächen nachzupflanzen. Wenn alles gut läuft, würden sie ab 9 Uhr Unterstützung von freiwilligen Helfern bekommen (DWM berichtete 10.01.2023). Diese Pflanzaktion zum Schutz und zur Verjüngung des gut 120 Jahre alten Küstenwaldes ist lange vorbereitet, in enger Absprache mit dem Ortsbeirat Warnemünde/ Diedrichshagen.

„Wir haben das so lange vorangetrieben und wenn es jetzt nicht mehr nur um´ s Reden geht, sondern um’ s Tun, dann ist es mir wichtig, dabei zu sein“ bekennt der Vorsitzende des Umweltausschusses Mathias Ehlers, bevor er seinen Spaten wieder in den sandigen Waldboden treibt. Etwa eineinhalb Jahre habe es gedauert – von der Idee, den extremen Besucherdruck aus diesem Waldstück zu nehmen, bis zur Umsetzung. An diesem Donnerstagvormittag hat sich der Warnemünder von seiner Arbeit frei genommen und bringt allein gut 20 Jungpflanzen in die Erde – trotz des Dauerregens. Auch Annette Boog, Sprecherin der Bürgerinitiative „Rettet den Küstenwald“, ist mit dem Fahrrad gekommen: „Ich finde das gut mit dem Zaun, denn man sieht ja, hier wird sonst langgeritten und die Querwege der Fußgänger vermehren sich exponentiell, das verursacht zu viele Trittschäden, so dass der Wald keine Chance zur natürlichen Verjüngung hat.“

Kurz nach 9 Uhr ist klar – mehr freiwillige Helfer lassen sich zu dieser Pflanzaktion nicht blicken. Revierförster Christoph Willert nimmt es gelassen: „Bei diesem nass-kalt-windigen Wetter haben wir schon damit gerechnet, dass nicht viele kommen, es war ja auch eher ein Angebot an die Bürger. Natürlich schaffen wir es auch allein mit unseren Forstarbeitern.“ Im Abstand von etwa eineinhalb Metern setzen sie, wo es passt, Jungpflanzen in den hügeligen Boden zwischen die stehengebliebenen großen Buchen. Marc und Kevin arbeiten gut gelaunt Hand in Hand, forsten auf im Minutentakt. „Manchmal ist das Wetter hier an der Ostsee eben ruppig, wir nehmen es, wie es ist und ziehen das heute durch“ sagen die beiden Forstwirte. Nach knapp drei Stunden stehen alle mitgebrachten neuen Sträucher und Bäume im Stoltera Küstenwald, es regnet nach wie vor.

„Es ist für uns das erste Mal, dass wir mit einem Wildzaun Menschen aussperren, damit der Wald sich erholen kann und mit den Nachpflanzungen wollen wir die Verjüngung beschleunigen“ erklärt der Revierförster. Christoph Willert schätzt die Gesamtkosten für die Maßnahme auf knapp 2.000 Euro, bezahlt von der Hansestadt Rostock. Die Pflanzen und den Zaun hätten sie neu gekauft, die Eckpfeiler selbst angefertigt und die Metallpfähle, die die Zäune halten, seien eine Nachnutzung – sie waren bereits in der Rostocker Heide verbaut. Insgesamt sei versucht worden, die Kosten durch Eigenleistungen des Forstamtes zu minimieren.

Durch die Nachpflanzungen innerhalb der Zäune soll nun ein Dickicht entstehen, wo niemand mehr durchläuft. Als äußere Riegel haben sie deswegen stachelige Hagebutte gewählt, gefolgt von Weißdorn und Schwarzdorn (Schlehe). Mit ihren kleinen weißen Blüten sind die einheimischen Sträucher im Frühjahr gleichzeitig Nahrung für zahlreiche Insekten, die dann wiederum Vögel anlocken. Neben dutzenden Hainbuchen sollen hier, im sandigen Boden nahe des Strandes, erstmals auch Esskastanien anwachsen. Die Maronenbäume gelten als robust in Zeiten des Klimawandels.

„Wir werden auch noch kleine Kiefern aus der Rostocker Heide herbringen, die dort angeflogen sind, sich also selbst ausgesät haben. Wir denken, dass sie den besonderen Bedingungen, hier in erster Reihe an der Ostsee, gut gewachsen sind und Windflüchter sind ja auch ein typisches Bild für den Küstenwald“ gibt Revierförster Willert einen Ausblick. Ob zur kommenden Sommersaison noch Erklärungsschilder für Touristen an den umzäunten Flächen angebracht werden, sei noch nicht entschieden.

Nun warten erstmal alle gespannt auf das Frühjahr, dann wird sich zeigen, ob die neugepflanzten Bäumchen und Büsche zartes Grün austreiben. Gut angegossen – mit reichlich frischem Regenwasser – sind sie auf jeden Fall.

RikeM


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