Zweite Scandlines-Fähre mit Rotorsegel nachgerüstet


17. Mai 2022

Dass es für die Monteure und Techniker gestern Nachmittag nicht das erste Mal war, war bei der Installation des Rotorsegels auf der Scandlines-Hybridfähre Berlin deutlich zu spüren. Butterweich schwebte der 30 Meter hohe und etwa 42 Tonnen schwere Zylinder an Bord des Schiffes. Jeder Handgriff saß. Bis in die späte Nacht hinein wurde der an einen XXL-Schornstein erinnernde Metallkörper mit dem Schiffsrumpf verschraubt. Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren wurde das Norsepower-Rotorsegel bereits auf der Copenhagen nachgerüstet. Damit sind jetzt beide „Schwestern“ wieder baugleich – unmöglich, sie aus der Ferne auseinanderzuhalten.

Mit dem Ziel, bis 2040 emissionsfrei zu werden, hat sich die deutsch-dänische Fährreederei höhere Ziele gesetzt, als das Pariser Klimaabkommen einfordert. Mehr als 300 Millionen Euro hat Scandlines seit 2013 in umweltfreundliche Hybridtechnologie investiert. Mit der Installation eines Rotorsegels auf der Hybridfähre Copenhagen auf der Rostock-Gedser-Route 2020 hat das Unternehmen die umweltfreundliche Windkrafttechnologie in die Liste ihrer grünen Initiativen aufgenommen. Das Rotorsegel bietet Potenzial, die Emissionen der Hybridfähre um durchschnittlich vier Prozent reduzieren – an guten Tagen sogar um bis zu 20 Prozent. Dadurch können die Dieselgeneratoren gedrosselt und der Treibstoffverbrauch reduziert werden.

Gestern wurde auch auf dem Berlin ein Norsepower-Rotorsegel installiert. Die Fähre wurde dazu für einige Stunden außer Betrieb genommen. „Wir haben mit dem Rotorsegel auf der Copenhagen gute Erfahrungen gemacht und deshalb die Schwesterfähre ebenfalls für die Nachrüstung eines Rotorsegels vorbereitet. Erfreulicherweise erfolgte die Installation problemlos, weshalb die Fähre schon heute Morgen wie geplant wieder in Betrieb genommen werden konnte“, berichtet Scandlines COO, Michael Guldmann Petersen.

Bei dem Rotorsegel von Norsepower handelt es sich um eine vollautomatisierte Lösung. Das System misst die Windgeschwindigkeit und -richtung und berechnet anschließend, ob das Rotorsegel die CO2-Emissionen reduzieren kann. Ist dies der Fall, schaltet sich das Rotorsegel automatisch ein. Um das Manövrieren des Schiffes nicht zu stören, wurden vor den Häfen in Rostock/Warnemünde und Gedser Bereiche festgelegt, in denen das Rotorsegel nicht zugeschaltet wird.

Scandlines nehme die internationalen Ziele zur Verringerung der Treibhausgasemissionen sehr ernst und stehe bei Investitionen in alternative Lösungen an vorderster Front, lobt Tuomas Riski, CEO von Norsepower, das Engagement: „Die Tatsache, dass die von uns entwickelte Rotorsegeltechnologie nun auf der Schwesterfähre montiert wurde, zeigt deutlich, wie nützlich die Windenergie und wie wichtig die Reduzierung von Emissionen ist.“

Das Rotorsegel – eine 30 Meter hohe rotierende Säule – ist eine moderne Version des Flettner-Rotors. Die Technologie basiert auf dem Magnus-Effekt. Trifft der Wind auf den rotierenden Zylinder, wird der Wind auf der einen Seite des Zylinders beschleunigt und auf der anderen Seite des Zylinders verlangsamt. Der Unterschied in der Windgeschwindigkeit führt zu einem Druckunterschied, der eine Kraft senkrecht zum Wind generiert. Diese Kraft hilft dabei, das Schiff vorwärts durch das Wasser zu schieben.

Die Technologie funktioniert optimal, wenn der Wind von der Seite 20 m/s quer bis leicht von hinten zur Fahrtrichtung kommt. Die Strecke zwischen Rostock im Süden und Gedser im Norden ist beinahe rechtwinklig im Verhältnis zu dem überwiegend aus Westen (oder etwas seltener aus Osten) kommenden Wind. Deshalb sind die Verhältnisse für Rotorsegel auf dieser Scandlines-Route besonders günstig.

Fotos 1 und 2: Taslair
Fotos 3 bis 6: Holger Martens


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