Mission completed: Scandlines-Fähre „Copenhagen“ mit Rotorsegel nachgerüstet


26. Mai 2020

Blauer Himmel hinter der Abendsonne und dazu praktisch kein Wind. Die Bedingungen am gestrigen Abend im Rostocker Überseehafen hätten nicht besser sein können, als sich der riesige weiße Zylinder langsam nach oben bewegte. Ein gewaltiger Mobilkran hatte das Rotorsegel aus seinem Testfundament empor und auf die am Liegeplatz 25 festgemachte Scandlines-Fähre Copenhagen gehoben. Die Spannung unter den anwesenden Fachleuten und Ingenieuren war zu spüren. Würde auch alles passen? Und wie es passte! Als Punktlandung und ohne Komplikationen schwebte der riesige Flettner-Rotor in die vormontierte Hülse auf dem Oberdeck des Schiffes.

Einmal mehr präsentiert sich die deutsch-dänische Reederei Scandlines als Pionier auf dem Gebiet der grünen Fährschifffahrt. Ab sofort ist die Hybridfähre Copenhagen auf der Route Rostock-Gedser unterstützt durch ein Rotorsegel unterwegs. Klare Zielstellung ist die weitere Reduzierung von CO2-Emissionen.

Der Zylinder ist 30 Meter hoch, hat einen Durchmesser von fünf Metern und wiegt etwa 42 Tonnen. Die Montage war gut vorbereitet und dauerte deshalb nur wenige Stunden. Schon im letzten Herbst wurden im Zuge eines planmäßigen Werftaufenthalts an Bord die nötigen Kabel verlegt und ein Stahlfundament eingebaut. Weil die hintere Positionsleuchte der Fähre vor dem Rotorsegel platziert sein muss, wurde zudem noch ein zusätzlicher Mast montiert.

Geliefert und installiert wurde das Rotorsegel von Norsepower Oy Ltd. aus Helsinki. Das Cleantech- und Ingenieurunternehmen gilt als Vorreiter im Bereich der modernen Windantriebstechnologie. Es handelt sich um eine moderne Version des Flettner-Rotors, einem rotierenden Zylinder, dessen Technologie auf dem sogenannten Magnus-Effekt basiert. Trifft der Wind auf den Zylinder, wird er auf der einen Seite beschleunigt und auf der anderen verlangsamt. Das führt zu einem Druckunterschied, der eine Kraft senkrecht zum Wind generiert. Es ist diese Kraft, die dabei hilft, das Schiff vorwärts durch das Wasser zu schieben. Die Strecke zwischen Rostock im Süden und Gedser im Norden liegt nahezu rechtwinklig zum überwiegend aus Westen kommenden Wind. Die Bedingungen für ein Rotorsegel sind auf dieser Strecke daher besonders günstig.

„Wir sind hocherfreut darüber, dass die Nachrüstung ohne längere Unterbrechungen oder Ausfälle des täglichen Betriebs durchgeführt werden konnte“, freut sich Norsepower CEO Tuomas Riski. Das Rotorsegel mache die Copenhagen zu einem der energieeffizientesten Fährschiffe weltweit. Mit zunehmendem Druck auf die maritime Industrie zur Reduzierung der CO2-Emissionen sei es wichtig, dass die Branche den Wert einer der ältesten Antriebsformen erkenne – den Wert des Windes. Die Installation zeige, dass die Kombination aller Optimierungsverfahren der Schlüssel zu umfassenderem Fortschritt sei. Scandlines CEO Søren Poulsgaard Jensen hebt hervor, dass sein Unternehmen auf innovative Technologien setzt, um die CO2-Emissionen zu reduzieren: „Die Zusammenarbeit mit Norsepower hat unsere Werte und Ziele in Bezug auf nachhaltige Schifffahrt ideal ergänzt. Damit werden wir nicht nur die Effizienz, sondern auch die Rentabilität verbessern. Wir freuen uns darauf, die unmittelbaren Vorteile dieser Technologie zu sehen.“

Das Norsepower-Rotorsegel ist die erste geprüfte und kommerziell funktionstüchtige Zusatz-Windantriebstechnologie der globalen maritimen Industrie. Die Lösung ist vollautomatisiert und erkennt, wenn der Wind stark genug ist, um Emissionseinsparungen zu bewirken und startet das Rotorsegel automatisch. Der Zylinder lässt sich auf neuen Schiffen montieren, kann aber auch nachgerüstet werden. Durch die Installation eines Rotorsegels können die CO2-Emissionen um voraussichtlich vier bis fünf Prozent reduziert werden, ohne dabei die Geschwindigkeit und Reisezeit zu beeinträchtigen.

Noch etwa eine Woche wird es dauern, bis der Rotor fix und fertig installiert in Betrieb genommen werden kann. So lange läuft auch die Testphase im Zusammenspiel mit allen drei Maschinen an Bord des Schiffes. Unabhängig davon ist die Copenhagen, unverwechselbar durch das markante Rotorsegel, seit heute Morgen wieder zwischen Rostock und Gedser unterwegs.


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Der Warnemünder - 27.05.2020 um 08:24 Uhr
Ich denke, dass all das die Zukunft zeigen wird. Wir warten ab und können zu gegebener Zeit bewerten, ob sich der Aufwand gelohnt hat, oder nicht.
Kerstin - 26.05.2020 um 20:03 Uhr
Hallo, mich würde interessieren, wie sich das enorme Zusatzgewich von 42 T plus Stahlfuß sowie der Windwiderstand des Rotorsegels in Fahrtrichtung auf die Effektivität dieser Anlage und den Kraftstoffverbrauch des Schiffes auswirkt. Steht eine Ersparnis von nur 4-5% in Relation zu den Kosten der Anlage?
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