Weihnachtsgruß aus der Nordsee: Salzwassereinbruch in der Ostsee


07. Januar 2015

In der Zeit vom 13. bis 26. Dezember 2014 kam es in der Ostsee zu einem für ihr Ökosystem wichtigen, aber sehr seltenen Phänomen: Sauerstoffhaltiges Salzwasser strömte über mehrere Tage aus der Nordsee in die Ostsee ein. Nach Auswertung der gemessenen Werte steht damit fest, dass es sich um den größten Salzwasser-Einbruch der letzten 60 Jahre handelte. In der Liste aller seit Beginn der ozeanographischen Beobachtungen im Jahr 1880 erfassten Salzwassereinbrüche nimmt er mit einem Volumen von rund 198 km³ Rang 3 ein. Etwa vier Gigatonnen Salz gelangten auf diesem Wege in die Ostsee. Das Leibniz Institut für Ostseeforschung Warnemünde, IOW, wird in den kommenden Monaten untersuchen, wie sich diese Wassermassen in dem Binnenmeer weiter verbreiten und welchen Effekt sie haben. Weil das einströmende Wasser eine sehr gute Sauerstoffsättigung zeigte, geht man schon heute davon aus, dass es einen positiven Effekt auf die Sauerstoffmangel-Gebiete im Bornholm- und Gotlandbecken haben wird.

Vorausgegangen war dem Salzwassereinbruch eine Phase langanhaltender Ostwinde, die einen starken Ausstrom verursachten, sodass der Meeresspiegel deutlich fiel und der Ausstrom schwach wurde. Als dann am 5. Dezember 2014 der Wind auf Südwest und später auf West drehte, konnte das Nordseewasser einströmen. Diese Windsituation blieb drei Wochen lang unverändert. Große Mengen an Salzwasser konnten somit zuerst über den Öresund und mit leichtem zeitlichem Versatz auch durch die Belte in die Ostsee gelangen.

Dass die Warnemünder Ozeanographen rechtzeitig vor Ort waren, um während des Geschehens das Ausmaß des Einstroms zu vermessen, verdanken sie einem „Frühwarnsystem“ – den autonomen Stationen des Marinen Umweltmessnetzes MARNET des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Drei dieser fünf in der Ostsee postierten Geräteträger werden vom IOW betreut, darunter auch die Station Darsser Schwelle. Eine weitere Station ist im östlich davon gelegenen Arkona-Becken verankert. Beide Stationen sind mit Temperatur- und Salzgehaltssensoren in unterschiedlichen Wassertiefen ausgestattet. Sie messen rund um die Uhr und schicken ihre Daten per Satellit an IOW und BSH. Auf diese Art und Weise kann der Wasseraustausch zwischen Nord- und Ostsee sehr effektiv überwacht werden. Erste Signale für einen Einstrom kamen am 12. Dezember von der Station „Arkona-Becken“. Sie führten dazu, dass eine planmäßig für den 15. Dezember anberaumte Fahrt mit dem Forschungsschiff Elisabeth Mann Borgese genutzt wurde, um zusätzliche Informationen über die räumliche Ausdehnung der einströmenden Wassermassen zu erhalten.

Auf der nächsten Ausfahrt der Elisabeth Mann Borgese, die am 12. Januar starten soll, wird die Ausbreitung des Salzwassers im Bornholmbecken untersucht. Die Ozeanographen gehen davon  aus, dass mittlerweile erste Teile des eingeströmten Salzwassers den westlichen Teil des Bornholm-Beckens erreicht haben dürften.

Foto: Holger Martens


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