Warnemünder Seenotretter ziehen Bilanz und schauen voraus


07. Januar 2016

Die großen Jubiläen gehen den Warnemünder Seenotrettern nicht aus: Wurde im vergangenen Jahr der 150. Jahrestag des Bestehens der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, DGzRS, gefeiert, geht es in 2016 mit dem 150. Geburtstag der Rettungsstation an der Warnowmündung weiter. Der Name Stephan Jantzens ist mit diesem Jubiläum untrennbar verbunden. Der Rat der Stadt Rostock wählte ihn 1866 zum Lotsenkommandeur von Warnemünde. Seinerzeit übernahmen die  Lotsenkommandeure oft auch die Aufgabe der Vormänner und so fanden in Warnemünde unter Federführung Jantzens zahlreiche spektakuläre Rettungseinsätze statt. „Das Jubiläum werden wir natürlich gebührend feiern. Denkbar ist neben Open Ship auch eine spezielle Ausstellung zu dem Thema während der stark frequentierten Sommermonate, angesiedelt möglicherweise im Rettungsschuppen auf der Mittelmole“, kündigt der Leiter des Seenotretter-Informationszentrums in Warnemünde, Jörg Westphal, an.

Für das Jahr 2016 wünschen er und Arkona Vormann Karsten Waßner sich, dass die Zeit der großen tragischen Unfälle vorbei ist. Beide denken dabei ganz konkret an das erste Septemberwochenende 2015, an dem allein im hiesigen Einzugsbereich bei Starkwind ein Motorbootfahrer und zwei Angler tödlich verunglückten. Nur einen Tag später, am Montag, versank an der Ostmole ein kleiner Fischkutter – auch bei diesem Unglück war ein Menschenleben zu beklagen.

Zu 52 Einsätzen – die meisten davon verliefen glücklicherweise glimpflich – wurden die Warnemünder Seenotretter in diesem Jahr gerufen. „Leider bekommen wir nur sehr selten Feedback. Der eine oder andere Gerettete bedankt sich auch mal persönlich, aber diese Fälle sind handverlesen“, sagt Vormann Karsten Waßner. Er berichtet von einem Mann, der sich seit 20 Jahren dankbar zeigt und immer wieder mit Kaffee und Kuchen in der Station vorbeischaut. „Sie waren seinerzeit zu viert in einem Motorboot unterwegs, das ihnen nicht seetauglich vermietet wurde. Drei Mann wurden vom Hubschrauber gerettet, einen haben wir rausgezogen.“ Jörg Westphal erinnert sich an ein junges Mädchen, die nach dem schicksalsträchtigen Septemberwochenende mit einem Präsentkorb im Infozentrum vorbeischaute und sich als Augenzeugin sehr beeindruckt vom Einsatzgeschehen zeigte.  

Die beiden Seenotretter sind übereinstimmend der Meinung, dass Leichtsinn und Risikobereitschaft im Allgemeinen nicht zunehmen: „Unfälle hat es immer gegeben und wird es auch künftig immer geben.“ Auch ist ihnen der Hinweis wichtig, dass Funktelefone im Notfall keine optimale Absicherung darstellen. Meist sind die Akkus leer und mit vor Kälte erstarrten Fingern lassen sich weder das Display noch kleine Tasten gut bedienen. „Peilen können wir die Geräte übrigens auch nicht“, so Waßner. Für ihn stellt ein kleines Seefunkgerät eine deutlich bessere und sicherere Alternative dar. „Zur Bedienung benötigt man zwar eine Ausbildung, aber die ist im Notfall zweitrangig und unwichtig. Diese Geräte können wir auch anpeilen.“ Auf zehn Ehrenamtler können die neun festangestellten Seenotretter auf der Arkona derzeit zurückgreifen. Sie alle müssen als Seemann zu 100 Prozent einsatzfähig sein und im Idealfall auch das Tochterboot Casper selbständig fahren können. „Pro Einsatz fahren wir mit vier Mann raus. Besonders im Urlaubs- oder Krankheitsfall ist es sehr von Vorteil, auf Freiwillige zurückgreifen zu können“, weiß der Vormann.  

Neu im Seenotretter-Einsatz war in diesem Jahr erstmals moderne Telemedizin-Technik. Über das von der Scandlines Reederei aufgebaute Funknetz können so Vitaldaten an ein Berliner Unfallkrankenhaus übertragen und medizinischer Rat eingeholt werden. Das Berliner Krankenhaus bringt quasi den virtuellen Notarzt hinaus auf See. „Wir habend die Technik schon getestet und alles lief stabil.“   

Im April ist für den Seenotkreuzer wieder ein 14tägiger Werftaufenthalt geplant. Die in Warnemünde gesammelten Spendengelder – auch die aus dem Lions Adventskalender-Verkaufserlös – werden in notwendige Reparaturen am Schiff gesteckt. Insgesamt 1.352 Sammelschiffchen sind in Mecklenburg-Vorpommern aufgestellt, 207 davon allein in Rostock und Warnemünde. „Gerade Gastonomen, Hoteliers und Geschäftsinhaber signalisieren so ihre Verbundenheit mit uns“, so Jörg Westphal.   

Foto: MaP


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