Warnemünder Seenotretter begehen 150. Geburtstag


08. Februar 2016

Fast schon selbstverständlich ist für viele Menschen Deutschlands in der heutigen Zeit die Arbeit der Seenotretter. In Warnemünde gibt es neben dem Seenotrettungskreuzer sogar ein hochmodernes Informationszentrum und auch die Spendenschiffchen mit Malteserkreuz sind allerorts zu finden.

Begonnen hatte alles unter schwierigsten Bedingungen in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Jährlich verunglückten seinerzeit etwa 50 Schiffe allein vor den deutschen Nordseeinseln. Mangelnde Ausrüstung und das noch geltende Strandrecht verhinderten nur allzu oft die Rettungsmaßnahmen. Es war also dringend an der Zeit zu handeln. An den Küsten entstanden erste Seenotrettungsvereine, die auf Initiative von Dr. Arwed Emminghaus am 29. Mai 1865 in Kiel schließlich zur Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, DGzRS, zusammengeschlossen wurden. Der aus Thüringen stammende Bremer Redakteur hatte die Vision, dass Rettungseinsätze unter einheitlicher Flagge, getragen von nur einer unabhängigen Organisation und ausschließlich spendenfinanziert stattfinden sollten. Heute erinnern die deutschen Seenotretter an den 100. Todestag ihres Gründervaters.

An der Ostseeküste war es seinerzeit noch üblich, dass Lotsenkommandeure auch die Aufgaben der Vormänner lokaler Seenotrettungsstationen übernahmen. Die Seenotrettungsstation in Warnemünde wurde 1866, also vor 150 Jahren, gegründet. Zwei Ruderrettungsboote – ein 28'-Boot und ein 8,4 Meter langes Francis-Boot mit Namen Vorwärts – gehörten seinerzeit zur spärlichen Ausstattung. Nur ein Jahr später wurde das Inventar im Verzeichnis der Deutschen Stationen zur Rettung Schiffbrüchiger folgendermaßen erfasst: „ein Schoppen an der Westseite des Ortes… in der Nähe des Herrenbades“, hier lag neben einem eisernen Francis II-Boot mit einer Länge von 28‘ auch der Raketenapparat, „Im Strome vor Anker“ lag ein hölzernes Rettungsboot mit 30‘ Länge und im „Schoppen an der Westseite vom Hafen“ ein 26‘ langes weiteres Francis-Boot. In den folgenden Jahren entwickelte sich das Rettungswesen an der Warnowmündung merklich. Der Lotsenkommandeur Stephan Jantzen war am Aufbau der Station Warnemünde maßgeblich beteiligt und rettete während seiner aktiven Zeit als Vormann zusammen mit seinen Besatzungen 80 Menschen aus Seenot. Eine Rettungsaktion im November 1872, als Jantzen große Umsicht bei der Bergung einer Familie mit einem Raketenapparat während einer Sturmflut bewies, und mit seiner Mannschaft sechs Personen in Sicherheit bringen konnte, ist beispielhaft.

Das ehemalige Wohnhaus Jantzens, Am Leuchtturm 1, dient heute als Informationszentrum Mecklenburg-Vorpommern der DGzRS. Hier werden ganzjährig Vorträge, Veranstaltungen und Führungen angeboten. Nur wenige Schritte vom Informationszentrum entfernt, Am Alten Strom, hat der moderne Seenotkreuzer Arkona seinen Liegeplatz. Neun fest angestellte und etwa 15 freiwillige Seenotretter sichern hier das Seegebiet zwischen Kühlungsborn und Wustrow. Rund um die Uhr ist der Seenotkreuzer mit vier Mann besetzt und immer einsatzbereit.

Das 150. Jubiläum möchten die Warnemünder Seenotretter natürlich gebührend feiern. „Ein Teil der Festlichkeiten soll eine kleine Ausstellung – geöffnet während der 79. Warnemünder Woche und zur 26. Hanse Sail – im alten Rettungsschuppen auf der Warnemünder Mittelmole sein“, kündigt der Leiter des Informationszentrums, Jörg Westphal, an. Dafür werden noch alte Bilder, Aufzeichnungen oder Gegenstände gesucht. „Unser Archiv und die darin gesammelten Informationen wurden im Zweiten Weltkrieg leider vollkommen zerstört aber auf so manch einem alten Speicher sind noch wahre Kleinode versteckt, die wir leihweise gern mit ausstellen würden.“

Die Arbeit der Seenotretter ist auch heute noch, wie von Dr. Arwed Emminghaus erdacht, rein spendenfinanziert und ohne die immerwährende Unterstützung vieler Ehrenamtlicher nicht denkbar.


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