Warnemünder Mittelmole: Bürgerbeteiligung als "Feigenblatt"?


20. November 2015

Der oberste Stadtplaner Ralph Müller hatte gestern Abend im Kurhaussaal keinen leichten Stand. Sollte er doch den Warnemündern  den zweiten Entwurf des Funktionsplan Mittelmole schmackhaft machen. Doch was den interessierten und diskussionsfreudigen Zuschauern da aufgetischt wurde, schmeckte ihnen gar nicht. Und noch weniger schmeckte ihnen, dass ihre Kritik am Ende doch als Erfolg für die Gegenseite umdekliniert wurde.  

Viel wurde in den vergangene Monaten und Jahren über die Bebauung der Mittelmole gestritten. Das vorläufige Ende im Oktober vergangenen Jahres stellte ein Bürgerschaftsbeschluss dar, in dem die Vorgaben für weitere Konzeptionen in zehn Punkten zusammengefasst sind. Die Planungen gerieten dann wegen der Olympiabewerbung ins Hintertreffen, sollen aber jetzt fortgeführt werden.

Gleich zu Beginn des Bürgerforums offenbarte sich, dass der Bürgerschaftsbeschluss von Seiten der Stadtverwaltung missverstanden wurde: „Die Veranstaltung in Sachen Mittelmole heute Abend dürfte es gar nicht geben und ihre Durchführung sollte unterbunden werden. Grund ist das Einladungsschreiben, in Form eines Flyers, mit Hinweis auf den Beschluss 2014/AN/0070, der als „Prüfauftrag“ ausgelegt wurde. Das ist falsch und verstößt gegen den tatsächlichen Beschluss, der alles bisher Geschehene bündelt“, schimpft Helge Bothur, Mitglied des Ortsbeirates Warnemünde und Bauausschusses der Bürgerschaft.

Interpretationsfehler von Seiten der Stadtplaner gab es auch in Bezug auf die im Beschluss verankerten Maßgaben: Statt der geforderten maximal drei- und viergeschossigen Bauweise sind im neuen Entwurf sogar sechs- und achtgeschossige Wohnbauten enthalten. Die nicht gewünschte Wohnbebauung im südwestlichen Teil der Mittelmole zwischen Gleisanlage und Alter Strom soll doch stattfinden und auch von maßvoller Gebäudedichte im Wohnquartier kann keine Rede sein. Die abgewählte 70-Meter-Landmarke hat sich in einen kompakten 16-Meter-Büro-Hotelkomplex in Sichtachse der Bahnhofsbrücke verwandelt – so hat das keiner gewollt.  Heiko Schulze von der Interessengemeinschaft Alter Fährhafen, IG,  macht seinem Unmut Luft: „Wir reden hier über einen Plan, der schon vor eineinhalb Jahren abgewählt wurde. Das ist reine Zeitverschwendung. Stadtplanung ist nun mal kein Bankgeschäft und wir fühlen uns veralbert.“  

Ralph Müller indes wurde nicht müde zu beteuern, dass auch andere Auffassungen Berücksichtigung finden würden: „Wir sind noch lange nicht am Ende.“ So richtig glauben mochte ihm das niemand, und Kritik wurde leider nur allzu oft in Lehrer-Schüler-Manier abgebügelt. Bürgerbeteiligung als Feigenblatt?  Der Warnemünder Hellrath Geier fasst in Worte, was viele dachten: „Man nutzt uns, um letztlich durchzusetzen, was von Beginn an geplant war.“

Heiko Schulze ist klar, dass ihm und seinen Mitstreitern von der IG, ein langer steiniger Weg bevorsteht. „Wir werden das Thema nochmals in den Ortsbeirat bringen und auch die Bürgerschaft wird sich erneut damit befassen müssen. Klein beigeben werden wir jedenfalls nicht“, lautet seine klare Ansage.


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