Warnemünder Grenzschützer aus der Ägäis zurückgekehrt


03. Mai 2016

Seit Anfang März waren die beiden Kontroll- und Streifenboote der Bundespolizei See Uckermark und Börde, stationiert in Warnemünde und Stralsund, für drei Monate im Mittelmeer-Einsatz. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex hatte die Einheit aus dem Personalbestand der Seeinspektionen Cuxhaven, Neustadt und Warnemünde zur Unterstützung der griechischen Küstenwache angefordert. Eine Aufgabenstellung für diesen Einsatz in der Ägäis war klar formuliert: Es ging um den Schutz der EU-Außengrenzen und die Unterbindung der Schleppertätigkeit. Schnell kristallisierte sich jedoch heraus, dass humanitäre Hilfe überwiegen würde.

Insgesamt 833 Stunden waren die beiden deutschen Boote im Einsatz. Polizeioberkommissar Dirk Pfefferkorn von der Dienststelle Rostock und Polizeihauptmeister Thomas Wegner aus Stralsund gehörten dem 21köpfigen Freiwilligen-Team an und für beide steht heute trotz der außergewöhnlich hohen Belastung fest, dass sie wieder dabei sein werden, sollte Hilfe gebraucht und das Frontex-Mandat verlängert werden. 778 Menschen haben sie mit an Bord nehmen können – sechs davon leider nur noch tot.

„Mittels Wärmebildkameras und Nachtsichtgeräten konnten wir die vornehmlich nachts auf See befindlichen Flüchtlingsboote ausmachen“, berichtet Dirk Pfefferkorn, der den Einsatz im Stab mitkoordinierte. „Nach typischer Schleusermentalität handelte es sich zumeist um acht Meter lange Einkammer-Schlauchboote chinesischer Bauart und auch die Rettungswesten waren alles andere als seetauglich“. Im schleswig-holsteinischen Neustadt hatten die Beamten zuvor geprobt, 20 Hilfesuchende mit an Bord zu nehmen – bis zu 63 waren es dann tatsächlich. „Hatten wir die Menschen an Bord, wurden sie mit dem Nötigsten versorgt und in den Hafen von Malagari auf Samos gebracht. Dort übernahmen die Hilfsorganisationen den Weitertransport in das Auffanglager Vathy.“ Für den Rostocker war erschreckend, dass 70 Prozent der Seeflüchtlinge  Frauen und Kinder sind – selbst Neugeborene und Rollstuhlfahrer waren dabei: „Man ist einfach nur schockiert und zugleich baut sich eine unglaubliche Wut gegen die Schleuser auf – das sind Verbrecher!“

Der in Stralsund stationierte Thomas Wegner war leitender Maschinist an Bord und macht die emotionale Tragweite der Mittelmeer-Mission deutlich: „Man ist einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt: Zum einen die Freude und Dankbarkeit unter den Geretteten und zum anderen die Bestürzung, wenn tote Kinder auf dem Oberdeck liegen.“ Der Stralsunder erinnert sich auch an einen Fall, kurz nach Inkrafttreten des Flüchtlingsabkommens, Anfang April, als die Menschen in ihren Schlauchbooten misstrauisch waren und sich partout nicht helfen lassen wollten: „Sie drohten mit Selbstverbrennung oder damit, die eigenen Kinder über Bord zu werfen. Zu groß war die Angst, wieder zurück in die Türkei geschickt zu werden.“ Einen Schleuser konnten die Beamten der Bundespolizei See während ihres Einsatzes erwischen und dingfest machen.

Die Vorbereitung auf diesen ganz besonderen Einsatz im Maritimen Schulungs- und Trainingszentrum Neustadt schätzen beide Bundespolizisten als hervorragend ein; ebenfalls voll des Lobes sind sie in Bezug auf die Zusammenarbeit mit den schwedischen Seenotrettern, die immer auch einen Arzt mit an Bord hatten. Die Beamten aus Deutschland waren direkt der griechischen Küstenwache unterstellt und bei jeder Fahrt war ein griechischer Verbindungsoffizier mit an Bord. Der Grenzverlauf zwischen Griechenland und der Türkei ist in der Ägäis sehr umstritten, was die Sache nicht einfacher machte.

Auch an den beiden Booten Patrouillenbooten geht der Einsatz nicht spurlos vorbei. Die Schiffe waren eigentlich für den Einsatz in Nord- und Ostsee konzipiert und müssen aufgrund des deutlichen höheren Salzwassergehaltes im Mittelmeer häufiger gewartet werden.

„Die Einstellung uns Deutschen gegenüber hat sich auf jeden Fall stark zum Besseren gewandelt und wir haben am Ende viel Lob bekommen“, freut sich Pfefferkorn über den Dank vor Ort. Ein Fernsehteam des ZDF hat den Einsatz der Bundespolizei See auf Samos begleitet. Die Reportage wird am 8. Mai um 18.00 Uhr ausgestrahlt.


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