Fährschiff "Berlin" heute getauft – Inbetriebnahme erfolgt mit Verzögerung


03. Mai 2016

Vier Jahre später als eigentlich geplant kann nun endlich Vollzug gemeldet werden: Die erste der beiden Scandlines-Hybridfähren mit Arbeitstitel „Hull No. 502“, einzusetzen auf der Route Rostock-Gedser, wurde heute auf den Namen Berlin getauft. Schon im Sommer 2010 bei P+S in Stralsund auf Kiel gelegt, stand das Projekt zunächst unter keinem guten Stern, denn die Berlin, wie auch ihr Schwesterschiff die Copenhagen, waren viel zu schwer geraten und mussten aufgrund des Tiefgangs dringend „abspecken“. Diese „Diät“ fand seit dem Sommer 2014 im dänischen Munkebo auf der Fayard-Werft statt.

Mittlerweile kann man dem Terminverzug durchaus seine guten Seiten abgewinnen, denn als hochmoderne und umweltfreundliche Hybridfähren waren die beiden Neubauten eigentlich gar nicht geplant.  Das innovative Antriebsystem kombiniert traditionellen Dieselantrieb mit elektrischem Batterieantrieb. Überschüssige Energie wird in Hochleistungsbatterien gespeichert und bei Bedarf, etwa bei komplizierten An- und Ablegemanövern, einfach dazu geschaltet. Beim Auslaufen aus dem Hafen ist die Fähre so allein mit Batteriebetrieb unterwegs. Erreicht sie das offene Meer wird der dieselelektrische Antrieb mit Abgasreinigern, so genannten Scrubbern, aktiviert und die Batterien wieder aufgeladen.  Die Fähren fahren somit in Küstennähe emissionsfrei. Scandlines ist weltweit die erste Fährreederei, die ein Hybridsystem dieser Größenordnung an Bord einsetzt.

Zur feierlichen Namensgebung fanden sich Wirtschafts- und Politprominenz am Liegeplatz 54 des Rostocker Seehafens ein. Taufpatin Ines Rehberg hebt in ihrer kurzen Ansprache die sehr guten Beziehungen zwischen Deutschland und Dänemark hervor und findet es selbstverständlich, dass als Namen die beiden Hauptstädte gewählt wurden. Nach dem Zerschellen der Sektflasche auf dem Parkdeck ertönten Typhone und anschließend die Nationalhymnen.

Ganz besonders und sogar ungewöhnlich ist die Tatsache, dass anlässlich der Schiffstaufe auch Dietmar Oeliger vom Naturschutzbund Nabu ein paar lobende Worte sagte: „Das Schiff hat eine Menge von dem was heute in Sachen Umweltschutz zum guten Ton gehört. Das ist der richtige Weg.“ Die Naturschützer beraten das Fährunternehmen auch künftig auf seinem Weg zur „Null Emission Fähre“.    

Aktuell wird die Route Rostock-Gedser durch die Fähren Prins Joachim und Kronprins Frederick bedient. Es wird auch noch ein paar Tage dauern, bis die Berlin regulär eingesetzt werden kann. „Noch stehen von dänischer Seite einige Betriebsgenehmigungen aus“, sagt Unternehmenssprecherin Anette Ustrup Svendsen. Erst nach der Inbetriebnahme kann auf die Prins Joachim verzichtet werden – die 1980 in Dienst gestellte RoPax-Fähre ist bereits nach Griechenland verkauft. Soviel steht aber schon fest, die Berlin wird komplett unter deutscher Besatzung und Flagge fahren – ihr Heimathafen ist Rostock. Auf der Copenhagen – sie soll bis zum Jahresende fertiggestellt sein – geht es im Gegensatz dazu ausnahmslos dänisch zu. Beide Schiffe fassen mit 460 PKW und 96 LKW mehr als doppelt so viele Einheiten, wie die Vorgängermodelle mit jeweils 210 PKW.

Die Route Rostock-Gedser hat eine lange Tradition. Am 30. September 1903 wurde die Eisenbahnfährverbindung zwischen Warnemünde und Gedser durch die Prinsesse Alexandrine eröffnet.

Durch die Fusion der beiden größten nationalen Fährgesellschaften Deutschlands und Dänemarks wurde Scandlines 1998 gegründet. Mit mehr als 90.000 Abfahrten verteilt auf zwölf Fährschiffe transportierte das Unternehmen 2014 insgesamt 14,8 Millionen Passagiere, 3,2 Millionen PKW, 900.000 Frachteinheiten sowie 60.000 Busse auf den Routen Puttgarden-Rødby, Rostock-Gedser und Helsingør-Helsingborg.


| | | |

Kommentieren Sie den Artikel

Name
E-Mail
(wird nicht veröffentlicht)
Kommentar
Sicherheitscode

Ich willige ein, dass DER WARNEMÜNDER die von mir überreichten Informationen und Kontaktdaten dazu verwendet um mit mir anlässlich meiner Kontaktaufnahme in Verbindung zu treten, hierüber zu kommunizieren und meine Anfrage abzuwickeln. Dies gilt insbesondere für die Verwendung der E-Mail-Adresse zum vorgenannten Zweck. Die Datenschutzerklärung kann hier eingesehen werden.*


|