Warnemünder Forscher entwickeln Unterwasserbiotop-Karte der deutschen Ostsee


18. September 2015

Die Wissenschaftler des Warnemünder Leibniz-Instituts für Ostseeforschung, IOW, haben erstmals eine Karte erarbeitet, die flächendeckend Unterwasserbiotope für die deutsche Ostsee beschreibt. Die neue Biotop-Karte verbindet Informationen zu auftretenden Artengemeinschaften mit denen zu abiotischen Lebensraummerkmalen. Das macht sie zu einer wichtigen Grundlage für die Umsetzung nationaler wie internationaler Naturschutzrichtlinien.

Die Ostsee ist mit neun Anrainerstaaten und rund 85 Millionen Menschen im Wassereinzugsgebiet in besonderem Maße menschlichen Einflüssen ausgesetzt. Um eine derart intensive Nutzung transparent und konfliktfrei regeln zu können, ist eine international abgestimmte maritime Raumordnung sehr wichtig. Diese legt fest, welche menschlichen Aktivitäten wann und wo auf See stattfinden können. Außerdem hat sie die wichtige Funktion, Naturschutzbelange sicher zu stellen. Den gesetzlichen Rahmen dafür bilden die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU. Für ihre Umsetzung sind gute Kenntnisse der Unterwasserlebensräume und zu den dort beheimateten Artengemeinschaften erforderlich. Obwohl die Ostsee zu den am meisten erforschten Meeresgebieten zählt, wurde bislang jedoch für keinen einzigen Anrainerstaat eine großflächige Information über die räumliche Verteilung von Unterwasserbiotopen publiziert. Grund hierfür ist vermutlich das Fehlen von flächendeckendem Datenmaterial zu Unterwasserlebensgemeinschaften, da ihre Beprobung und direkte Beobachtungen nur punktuell möglich sind.

Für die deutsche Ostsee und die angrenzende „Ausschließliche Wirtschaftszone“ Deutschlands ist diese Wissenslücke nun geschlossen worden. Ein Forscherteam um die IOW-Meeresbiologin Kerstin Schiele wertete mehrere tausend Proben von im Meeresboden lebenden Organismen aus, die über 14 Jahre, von 1999 bis 2013, an gut 2.000 verschiedenen Stationen genommen wurden. Bestimmt wurden Häufigkeit und Biomasse sogenannter „Makrozoobenthos“ Arten – im Wesentlichen Muscheln, Schnecken, Kleinkrebse und Würmer –, die als Charakterarten für bestimmte Biotoptypen gelten. In einem zweiten Schritt trugen die Forscher möglichst umfassende Informationen zu chemisch-physikalischen Umweltparametern zusammen, etwa zu Wassertiefe, Strömung, Salzgehalt, Wassertemperatur, Sauerstoffzehrung und Korngröße des Sediments.

„Insgesamt konnten wir 68 verschiedene Biotoptypen identifizieren. Für rund ein Fünftel der modellierten Fläche haben wir besonders schützenswerte Biotope ermittelt: Entweder stehen sie auf der Roten Liste stark gefährdeter Biotoptypen oder sind einfach generell sehr selten“, kommentiert Kerstin Schiele die Ergebnisse.

Grenzen von Unterwasserbiotopen unterliegen zwar einer stetigen Dynamik, aber da die Biotop-Karte die Daten aus über 10 Jahren berücksichtigt, bietet sie eine sehr gute Orientierung, wo im Vorfeld genaue Untersuchungen nötig sind, um Schutzbedarf festzustellen. „Außerdem schafft die von uns verwendete Biotop-Klassifizierung nach einem international anerkannten System eine gute Grundlage dafür, dass auch andere Ostsee-Anrainerstaaten kompatible Karten entwickeln können“, so Schiele abschließend.

Foto / Grafik: IOW


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