Warnemünde mutiert zur Staffage – Unternehmer werden Kleindarsteller


31. März 2020

Dreharbeiten der ganz anderen Art fanden heute Mittag in Warnemünde statt: Anders als üblich standen weder der weiße Sandstrand, der Leuchtturm oder Teepott im Fokus des Geschehens. Gedreht wurden vielmehr nachgestellte Szenen für den Kriminalreport des Südwestrundfunks (SWR) „Vorsicht Verbrechen – Sicher im Südwesten“. Der touristische Hotspot wurde zur Staffage – ein unverfänglicher Ort, der überall sein könnte. Ganz zu Recht stellt sich jetzt natürlich die Frage, warum der SWR denn überhaupt in unserem Ostseebad drehen wollte? Das sei der derzeitigen Ausnahmesituation geschuldet, erklärt TV-Moderatorin Victoria Herrmann. „Wir haben die Drehorte aufgeteilt. Während die Schauspielszenen in Warnemünde und Brandenburg nachgestellt werden, kommen die O-Töne der Betroffenen von den Kollegen aus Süddeutschland“, führt die in Börgerende lebende Künstlerin aus. Sie agierte heute hinter der Kamera als versierte Autorin und Regisseurin. Als Drehteam konnte sie Hans Tanz und Andreas Stahl von der UnderDok Filmproduktion Stralsund gewinnen. Für die „grenzüberschreitenden“ Dreharbeiten in drei deutschen Bundesländern liegt ihr eine von der ARD ausgestellte Sondergenehmigung vor.

Drei „echte“ Kriminalfälle werden für das Fernsehpublikum aufbereitet: Der Hundeklau, die Geschichte eines versierten Heiratsschwindlers und der Enkeltrick in Corona-Zeiten. Immer steht eine miese Masche dahinter: Beim Hundeklau geht eine Dame mit ihrem Vierbeiner spazieren, als ein Auto neben ihr hält, eine junge Frau aussteigt und den Hund liebkost, um ihn vor den Augen seines perplexen Frauchens zu entführen. „Die geklauten Hunde werden für viel Geld weiterverkauft – eine Betrugsmasche, die schon erfolgreich mehrfach praktiziert wurde“, weiß Victoria Herrmann. Aufgeflogen nur, weil neue Hundehalter ihren Familienzuwachs stolz in den sozialen Netzwerken posteten.

Immer wieder klappt offenbar auch das Geschäft mit der Einsamkeit: Da ist der charmante Heiratsschwindler, der sich auf einschlägigen Dating Portalen tummelt, hier gleich mehrere Damen mit Komplimenten umwirbt, um sie dann ins finanzielle Fiasko zu stürzen. Und dann der Enkeltrick 3.0: Ein vermeintlicher Enkel ruft bei seiner Oma an und erklärt an COVID-19 erkrankt zu sein, jedoch kein Geld für die lebensrettende Behandlung zu haben. Die liebevolle Oma möge schnellstmöglich einen fünfstelligen Betrag vom Konto holen und wegen der drohenden Ansteckungsgefahr vor die Tür legen…

Für die szenische Darstellung musste Herrmann kurzfristig Kleindarsteller finden. In Warnemünde ist sie gut vernetzt und nutze ihre Kontakte: Dass der Warnemünder Unternehmer Jens Kunze einen ausgeprägten Hang zur Bühnenprofilierung hat, wurde schon am Neujahrstag beim Warnemünder Turmleuchten deutlich. Die Bitte seiner Freundin konnte er deshalb nicht abschlagen: „Victoria fragte mich gestern, ob wir gemeinsam drehen wollen. Unser Laden ist sowieso Corona-bedingt geschlossen und ich stimmte sofort zu“, sagt der Mitinhaber des Adenauer & Co Strandhauses Warnemünde, der sogar einwilligte, dafür seinen Bart abzunehmen – das erste Mal seit 20 Jahren. Noch mit Gesichtsbehaarung spielt er den Neu-Hundebesitzer, der gemeinsam mit seiner Filmpartnerin das neue Familienmitglied bei Facebook postet. Glattrasiert ist er der Heiratsschwindler, der sein weibliches „Opfer“ (Ines Traue, Mitinhaberin Hotel Zum Kater) abzockt. Kunzes acht Monate alter Dackel Konrad übernimmt die Hunderolle, Barbara Weidt, die Mutter von Victoria Herrmann, mimt in allen drei Szenen und die Warnemünderin Julia Bei versucht sich als „Hundediebin“.

Die Sendung „Vorsicht Verbrechen“ mit Szenen aus dem Ostseebad, das sich als solches nicht zu erkennen gibt, wird am Dienstag, 7. April um 21.00 Uhr, im SWR Fernsehen ausgestrahlt.


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Bettina S. - 03.04.2020 um 10:53 Uhr
Das schau ich mir an.

Im Übrigen: ich kann alles wunderbar lesen
Hubert Koffent - 01.04.2020 um 09:52 Uhr
Könnt ihr bitte mal eure Schriftfarbe etwas dunkler machen. Ich kann es trotz Brille fast nicht lesen, muss mich zu sehr anstrengen. Ich bin bestimmt kein Einzelfall. ????
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