Warnemünde: Kantor hofft auf baldiges Ende des Singverbots


15. Februar 2021

Wie kommt eigentlich die Warnemünder Kantorei durch die Corona-Zeit? 1969 als ökumenischer Kirchenchor gegründet, stellt die Pandemie mit den einhergehenden Gesangsverboten die bislang größte Herausforderung für die Laien-Musiker dar. Zum letzten Mal getroffen habe sich die Warnemünder Kantorei im Dezember – breit verteilt über die gesamte Kirche – bei den musikalischen Andachten, weiß Kantor Sven Werner. Jetzt darf noch nicht einmal mehr geprobt werden – von stimmungsvollen Konzerten ganz zu schweigen.

Auf gar keinen Fall will der Kirchenmusiker den verantwortungsbewussten und ernsthaften Umgang mit der Pandemie in Frage stellen. Doch er hegt auch Bedenken: Wie bekommt man etwa die Hiobs-Botschaft, dass das Singen im Chor für vermehrte Infektionen verantwortlich ist, wieder aus den Köpfen heraus. „Zweifelsfrei entstehen beim Singen Aerosole. Mehr noch, als beim Sprechen oder Atmen. Entscheidende Faktoren sind aber auch die Verweildauer in einem Raum und die Raumgröße“, weiß Sven Werner. Die Warnemünder Kirche habe ein Raumvolumen von etwa 8.000 Kubikmetern, was für Chorproben auf Abstand und in kleinen Gruppen mit Sicherheit unproblematisch ist. Noch dazu gäbe es eine Lüftung und in den Sommermonaten könne man darüber hinaus die drei Eingänge öffnen und so den Wind hindurchziehen lassen.

In der Warnemünder Kantorei musizieren aktuell knapp 90 Sängerinnen und Sänger. Etwa ein Viertel von ihnen hat der Chorleiter schon ein Jahr lang nicht mehr gesehen. Den Kontakt hält er entweder über andere Chormitglieder oder per E-Mail, das Gemeindeblatt oder Gottesdienste, die glücklicherweise zwar ohne Gesang aber immer mit viel Musik regelmäßig stattfinden dürfen. Jetzt stünde für die Gemeinschaft eigentlich das traditionelle Chorproben-Wochenende in Alt Schwerin auf dem Plan. Dieses hatte Sven Werner wohlweißlich schon rechtzeitig auf den April verschoben. „Doch was passiert, wenn das Beherbergungsverbot dann zwar aufgehoben ist, wir aber noch nicht singen dürfen?“ Angemeldet haben sich jedenfalls fast so viele Teilnehmer, wie in der Vor-Corona-Zeit.

Und dann stellt sich für Sven Werner noch eine spannende Frage: Was können wir für 2021 überhaupt planen? Es gibt viele Unbekannte aber er bleibt optimistisch: „Ich hoffe sehr, dass wir vom 10. bis 17. Oktober – wie geplant – das 150. Jubiläum der Warnemünder Kirche gebührend feiern können.“ Das musikalische Programm habe er schon im Kopf. „Es ist genauso wechselvoll, wie die Geschichte der Kirche und bildet Höhen und Tiefen der Jahrhunderte bis in die Neuzeit ab. Zu Gehör kommen Werke von Bach, Mozart und Morten Lauridsen“, verrät der Warnemünder. Allerdings: Die Zeit drücke und man müsse jetzt anfangen zu proben. Darf der Chor überhaupt als Gruppe auf dem Podest stehen? Schon wieder eine Unbekannte. Eine Option wäre vielleicht, den Chor über das gesamte Querschiff zu verteilen. Damit habe man bei einem schönen musikalischen Gottesdienst im Oktober gute Erfahrungen gemacht.

Doch wie ist das mit den Proben? Ganz sicher sind Videokonferenzen eine Möglichkeit. Etwa ein Drittel seiner Chorbegeisterten, so Kantor Werner, hätten in einer Umfrage bereits Interesse bekundet. „Es kann nur so funktionieren, dass ich am Klavier alleine singe und die anderen singen für sich zu Hause am Bildschirm. Eine Einbahnstraße zwar, aber immerhin. Das bringt vielleicht Entspannung für die Zeit, wenn man wieder proben darf, denn beim Singen ist es wie beim Sport – ungenutzte Muskeln werden abgebaut.“ Wahrscheinlich schon ab der nächsten Woche kann es losgehen – in die vier Stimmlagen aufgeteilt, jeweils ein Mal wöchentlich. Das Gute: Man sieht sich mal wieder, auch wenn es nur am Bildschirm ist. Auf gar keinen Fall ersetze das aber die soziale Komponente die für alle Musiker so wichtig ist. Bei den jetzt zu treffenden Entscheidungen hofft Sven Werner deshalb, dass die Laien-Musikgruppen nicht hintenanstehen. Für so manch einen ist das gemeinsame Singen nämlich genauso elementar und lebensnotwendig wie der Arztbesuch.


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