Warnemünde: Hotel Neptun startet ins Jubiläumsjahr


11. Januar 2021

Seit Anfang des Jahres ist es für alle ersichtlich: Das Hotel Neptun wird 50. Die riesige Zahl erscheint an der Ostfassade, dort wo hell erleuchtete Zimmer schon ein Herz, einen Tannenbaum und die Jahreszahl 2021 abbildeten. Mit der „50“ wurde am 2. Januar das Jubiläumsjahr eingeläutet und sie soll, so der Leiter für Marketing und Vertrieb im Neptun, Mario Derer, noch bis Mitte Januar angeknipst bleiben.

Angefangen hat die Geschichte des weltweitbekannten Fünf-Sterne-Hauses an der Seepromenade von Warnemünde 1969 eher geheimnisvoll. Erst auf Druck aus der Öffentlichkeit äußerte sich die SED-Parteileitung in Rostock nämlich dazu, dass hier ein Interhotel für ausländische Gäste als Devisenbringer entstehen würde. Was das schwedische Unternehmen Svenska Industribyggen Aktiebolag (SIAB) nach Plänen der Architekten Jähnecke-Samuelson aus Malmö da bauten, sprengte allerdings alle Dimensionen der bisherigen Bautätigkeit im Seebad: ein 64 Meter hoher Hotelkomplex mit 19 Etagen. Der Clou: Alle 350 Zimmer sollten über einen Balkon mit Meerblick verfügen. Trotz DDR-Mangelwirtschaft betrug die Bauzeit nur ganze 20 Monate. Die Eröffnung fand am 4. Juni 1971 statt.

Das Hotel Neptun am Strand von Warnemünde war schon zu DDR-Zeiten eine Legende. Bereits damals gab es eine Kurmittelabteilung mit hauseigenem Meerwasseranschluss – heute umfassend modernisiert das Arkona Spa. Der Naturforscher Manfred von Ardenne führte im Neptun seine Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie ein. Im angeschlossenen Meeresbrandungsbad – dem seinerzeit einzigen an der deutschen Ostseeküste – lernten die Rostocker Kinder schwimmen. Zu den acht gastronomischen Einrichtungen, zählten auch die legendäre Sky-Bar mit aufschiebbarem Dach, natürlich die Broilerbar und die unvergessene Eis-Milch-Mocca-Bar. Für alle Nachtschwärmer konnte sich die Diskothek „Daddeldu“ im Keller sehr schnell etablieren und selbstredend gab es einen Intershop.

Nach dem Machtwechsel von Walter Ulbricht zu Erich Honecker wurden etwa 80 Prozent der damals etwa 700 Betten für einheimische Gäste freigehalten. Die Zimmer wurden größtenteils durch den Feriendienst des FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) belegt und über die Ferienkommissionen der Betriebe vergeben. Obwohl sich die Zimmerpreise auch für FDGB-Urlauber von Beginn an im oberen Level bewegten, war das Hotel Neptun in Warnemünde von 1971 bis 1989 jeden Tag zu 100 Prozent ausgebucht.

Etwas ganz Besonderes ließ man sich einfallen, damit auch alle Hotelgäste – egal ob aus der DDR, Westdeutschland oder dem Ausland – wirklich gleichbehandelt würden. Von 1971 bis 1990 existierte ein sogenanntes Hausgeld. Es wurde eigens in der Staatsbank der DDR gedruckt und galt als fälschungssicher. Der Wechselkurs von 1:1 war für alle Gäste gleich.

Am 1. Oktober 2007 übergab der langjährige Generalmanager Klaus Wenzel die Geschäfte an Guido Zöllick, ein „Eigengewächs“. Der heute 50-Jährige absolvierte von 1986 bis 1988 im Neptun eine Lehre zum Restaurantfachmann und sammelte später Berufserfahrungen in verschiedenen Häusern. Seit 2016 ist Guido Zöllick zudem Bundesvorsitzender des Deutscher Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga).

Im Neptun fühlten sich immer auch Staatsgäste und Prominente bestens aufgehoben. Zu den wohl Bekanntesten zählen neben Fidel Castro, Udo Lindenberg, Till Lindemann, Boxpromoter Don King, Armin Müller-Stahl, Uwe Seeler auch Willy Brandt, Helmut Schmidt, Helmut Kohl, Frank-Walter Steinmeier, Angela Merkel sowie das niederländische Königspaar Máxima & Willem-Alexander.

Die Corona-Pandemie stellt auch das Hotel Neptun vor nie dagewesene Herausforderungen, was sich auf die Jubiläumsfeierlichkeiten niederschlagen wird. „Es gibt zwar viele Ideen, allerdings wird viel davon abhängen, wann wir wieder öffnen dürfen und unter welchen Vorzeichen dies erfolgt“, sagt Mario Derer. Erst dann werde man sagen können, welche Maßnahmen aus wirtschaftlicher Sicht auch umsetzbar seien. „Aus heutiger Sicht denke ich, dass wir ein bescheidenes Jubiläumsjahr erleben werden.“

So gesehen hat sogar der Corona-Shutdwon sein Gutes, denn die zur „50“ formierten beleuchteten Zimmerfenster wären mit bewohnten Zimmern kaum machbar gewesen.

Foto: Holger Martens


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