Warnemünde: Die Hübner-Bienen fliegen aus


10. Juni 2020

Kürzer und effektiver kann eine Lieferkette kaum sein: Frischer Honig kommt in den Warnemünder Hübner Hotels ab Ende Juli aus eigenem „Anbau“ auf den Frühstücksteller der Gäste. Auf dem Dach des Park-Hotel Hübner wurden heute Morgen nämlich zwei Bienenvölker „installiert“ – ein größeres „Wirtschaftsvolk“ mit etwa 25.000 „Insassen“ und ein halb so großes Jungvolk. Schon Ende Juli soll der erste eigene „Strandhonig“ geerntet werden. Das Hotel ist das erste in Warnemünde mit eigenem Bienenvolk auf dem Dach.

Schon vor drei Jahren sind die Hübner Hotels eine Bienenpatenschaft eingegangen. Wie es dazu kam, erklärt Direktor Dietmar Karl so: „Wir hatten den Wunsch, etwas für die Bienen zu tun, die immer mehr vom Aussterben bedroht sind. Da wir als Hotel sehr von unserer Heimat mit ihrer Umwelt profitieren, ist es uns ein Bedürfnis, der Natur etwas zurückzugeben. So kamen wir auf die Idee, eine Bienenpatenschaft zu übernehmen.“ Das Konzept des sympathischen Imkerpaares, Kerstin und Wolfgang Zell, aus Calau überzeugte ihn sofort: „Ihr Umweltbewusstsein, die Liebe zu den Tieren und ihre Kreativität bei der Honigherstellung sind einfach toll“, hebt Karl hervor. Der Kontakt war schnell hergestellt und alles begann mit der Lieferung mehrerer Gläser frischen Honigs für die Hotelgäste. Dabei sollte es nicht bleiben…

Etwa vier Stunden Autofahrt mussten die Bienen in ihren „Häusern“ auf der Reise aus dem Brandenburgischen an die Ostsee überstehen: „Für die Tiere kommt das einer mehrstündigen Achterbahnfahrt gleich“, erklärt Wolfgang Zell. Problematisch sei das jedoch nicht. Jetzt würden sie sich neu sortieren und „einfliegen“, um das neue Revier zu erkunden. Viel Interessantes gibt es für sie zu entdecken, denn so Zell: „Den Bienen in der Stadt gehe es besser, als denen auf dem Land. Irgendwas blüht hier schließlich immer und wenn es der hoteleigene Blumenkasten ist.“ In der näheren Umgebung findet sich zudem der Kurpark und hier steht die Lindenblüte kurz bevor – ein Fest für die Bienen.

Der Aufwand, einem Bienenvölkchen Logis zu bieten, ist überschaubar. Je Volk benötigt man eine Beute – die Bienen-Wohnung – Rähmchen und Mittelwände als „Mobiliar“ aus dem die Bienen ihre Waben bauen und natürlich ein Bienenvolk. Die Zells haben alles fix und fertig nach Warnemünde geliefert und kümmern sich auch um die Pflege, Ernte und Aufbereitung des Honigs, der in Gläsern abgefüllt zurück an die Ostsee kommt. „Anders als viele andere Imker lassen wir die Bienen machen und schauen nur etwa sechs Mal pro Jahr nach dem Rechten“, erklärt Wolfgang Zell. Einen Teil der Brut hat er bereits im Vorfeld entnommen, um den Insekten genügend Raum zu bieten, damit sie nicht auf die Suche nach einem größeren „Haus“ ausschwärmen. Ein Bienenschwarm sei allerdings das Friedlichste überhaut und ganz und gar ungefährlich. „Stechen tun Bienen eigentlich nur, wenn sie gedrückt werden oder wenn sie sich bedroht fühlen.“

Klimatisch sind die Bedingungen direkt am Strand von Warnemünde natürlich schon sehr speziell und um auch Stürmen zu widerstehen, wurden die Bienenhäuser auf dem Dach gut verzurrt. Direkte Sonneneinstrahlung sei kein Problem und die Belüftung erfolgt durch ein Gitter an der Unterseite. Gefahr droht hingegen von Wespen, die einem Bienenvolk innerhalb nur weniger Woche den Garaus machen können. Besonders gern begeben sich die Tierchen bei feucht-warmem Wetter auf die Suche nach Nektar und Pollen.

Begonnen hat das Imkerdasein von Familie Zell mit der in Deutschland weit verbreiteten Carnica Biene. Diese hat sich mittlerweile zur „Brandenburgischen Landbiene“ vervielfältigt, denn Bienen vermehren sich gern und frei mit allen anderen umherfliegenden Artgenossen. „Der einmalige Versuch, eine teuer eingekaufte, reinrassige Bienenkönigin zu etablieren, schlug fehl und wir konnten ihr nur noch beim Wegfliegen zuschauen“, erinnert sich Kerstin Zell lachend. Im Unternehmen hat sie den kreativen Part übernommen und experimentiert mit verschiedensten Honigsorten, darunter auch Marzipan- oder Nougathonig.

Die Geschäftsidee von Kerstin und Wolfgang Zell, Bienenvölker auf Hoteldächern einzubürgern, passt in die Zeit einer immer stärkeren Akzeptanz rund um die so lebenswichtigen Insekten. Seit 30 Jahren Hobbyimker verdienen sie seit 2016 ihren Lebendunterhalt mit den Nützlingen. Sie betreiben eine eigene Imkerei und Honigmanufaktur und möchten ihre große Leidenschaft mit möglichst vielen Menschen teilen. Zufriedene Hotelgäste gelten als ideale Multiplikatoren und Bienenvölker haben sie mittlerweile an über 50 Standorten in ganz Deutschland untergebracht.

Für alle, die es des Hübner Hotels gleichtuen und so ebenfalls ihren Beitrag für den Umwelt- und Naturschutz leisten wollen, hier ein paar Tipps: Eine Bienenpatenschaft über Kerstin und Wolfgang Zell eingehen zu wollen, bedeutet, die Kosten für den Aufbau und Betrieb eines neuen Bienenvolkes zu übernehmen. Zehn Prozent der Summe fließt in Saatgut für Blühstreifen, welches Landwirten kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Der Pate erhält im Gegenzug seinen Anteil am Honigertrag, den „sein“ Volk produziert.


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