Warnemünde: Best Western Hanse Hotel kündigt Schließung an


24. August 2020

Wie in der vergangenen Woche bekannt wurde, hat die Gelsenkirchener Logistik-, Hafen- und Servicegesellschaft mbH (Gelsen-Log) als Betreiberin des Best Western Hanse Hotels Warnemünde angekündigt, den Hotelbetrieb am 15. Januar 2021 vorfristig einstellen zu wollen. Bewahrheitet sich das, stehen ab Mitte Januar auch die 60 Mitarbeiter des Hotels vor dem Aus. Und das, obwohl der Pachtvertrag für das Objekt erst 2022 ausläuft. Eine Übereinkunft, die unter abenteuerlichen Nachwendebedingungen geschlossen, aus Rostocker Sicht alles andere als lukrativ ist.

Das Grundstück, auf dem sich das Hotel in der Parkstraße 51 befindet, gehört der Hanse- und Universitätsstadt Rostock. Seit 1991 besteht ein Pachtvertrag zwischen der Stadt Rostock und der World Trade Center Ruhrgebiet GmbH, heute Gelsen-Log mbH als hundertprozentige Tochter der Stadt Gelsenkirchen. Der Kontrakt gestaltet sich für die Rostocker – freundlich ausgedrückt – finanziell ungünstig. Nur 100.000 Euro Pacht werden pro Jahr fällig. Man muss jetzt kein Rechenkünstler sein, um herauszufinden, dass sich der Jahresumsatz des besonders bei Familien so beliebten Vier-Sterne-Hotels mit 72 Appartements und Suiten in exponierter Lage ein Vielfaches beträgt. Das Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern stufte die Übereinkunft 2009 dann auch als „grob unwirtschaftlich“ ein und empfahl dringend, vorzeitige Beendigungsmöglichkeiten zu prüfen. Die Gespräche scheiterten und mündeten 2012 in einer Klage Rostocks mit dem Ziel der Herausgabe des Grundstücks. Landgericht, Oberlandesgericht und der Bundesgerichtshof wiesen die Beschwerde zurück. Der Pachtvertrag wurde als rechtsgültig angesehen.

Jetzt ergibt sich für die Stadt Rostock erstmals die Gelegenheit, die ungeliebte Vereinbarung ganz regulär zu beenden. „Nach Ablauf von 30 Jahren kann eine außerordentliche Kündigung erfolgen und die Vertragsbeendigung wurde bereits 2017 angekündigt“, verrät Sigrid Hecht, Geschäftsführerin des für die Immobilie zuständigen Eigenbetriebs Kommunale Objektbewirtschaftung und -entwicklung (KOE). Ideen, wie die Liegenschaft ab 2022 genutzt wird, würden aktuell entwickelt. Der Prüfprozess hierzu sei noch nicht abgeschlossen.

Neben dem Best Western Hanse Hotel ist die berufliche Schule Ecolea Hauptmieter in dem als „WTC“ bekannten Komplex direkt hinter den Dünen. Geschäftsführer Sven Olsen betont, nur für sich zu sprechen und strebt als neue Heimstatt für sein Institut einen Neubau an. Gespräche mit dem KOE liefen bereits. Bis zum offiziellen Ende des Vertrages wolle man die angemieteten Räume allerdings noch weiternutzen.

Das Gebäude entstand in den Jahren 1957 bis 1959 und wurde zu DDR-Zeiten als Ledigenwohnheim der Warnowwerft genutzt. Vertragsgemäß wird es nach 30 Jahren – und damit nach Beendigung des Pachtvertrages – in die Hände der Hanse- und Universitätsstadt Rostock zurückgeführt. Verhandlungen über andere Optionen zwischen der Stadt Rostock und der Gelsen-Log führten in der Vergangenheit zu keinem Ergebnis. „Um maximale Transparenz für die Mitarbeiter vor Ort zu ermöglichen, arbeitet die Geschäftsführung zurzeit an einem Konzept für eine kontrollierte Betriebsaufgabe“, erklärt Janin Meyer-Simon, Leiterin Unternehmenskommunikation bei Gelsen-Log. Die Geschäftsführung stehe hierzu im regen Austausch mit dem Betriebsrat. Eine Betriebsversammlung zur Situation ist für Donnerstag angekündigt.


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Ingo Westen - 03.08.2023 um 21:25 Uhr
Als das Wohnheim kurz nach der "Wende" angepachtet wurde, wusste niemand, wann sich Warnemünde wie entwickeln würde.
Der Bau war in einem desolaten Zustand, man möge sich die archivierten Fotos ansehen. Alles (!) musste für sehr viel Geld erneuert werden, was auch geschah. Heute würde man von Risikokapital sprechen. Die ersten Betriebsjahre waren denn auch wenig ermutigend weil defizitär. Aber alle in Warnemünde waren froh, denn dies war die allererste nennenswerte Investition in den brachliegenden Tourismus und zugleich die Schaffung gut bezahlter Arbeitsplätze. Alles das scheint vergessen zu sein. Und wer Umsatz mit Profit verwechselt, sollte mal seine betriebswirtschaftlichen Kenntnisse erweitern.
Fohlmeister - 21.08.2021 um 10:38 Uhr
Ist doch logisch.
Scheisse günstig vermieten und Kohle kassieren. Wenn dann einer was lukratives draus macht, will man es zurück haben.
Das hat der Osten schnell vom Westen gelernt.
Petra Kaminski - 05.03.2021 um 09:24 Uhr
schade für die Angestellten und natürlich dem Gast.jedoch verstehen wir auch die Stadt Rostock.Wir sind sehr traurig,da auch das Personal extra Klasse war.Wir wünschen Allen alles Gute für die Zukunft.

Mfg.Petra Kaminski nebst allen Mitreisenden
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