Vor 60 Jahren, am 9. Oktober 1965, erlebte Warnemünde einen ganz besonderen Besuch: Der sowjetische Kosmonaut Pawel Beljajew, Kommandant des Raumfluges Woschod 2, weilte im Ostseebad. Nach seinem rund 26-stündigen Flug mit Alexei Leonow, der als erster Mensch einen Weltraumspaziergang unternahm, wurde Beljajew in Warnemünde mit großem Interesse empfangen.
Einige Erinnerungen an dieses außergewöhnliche Ereignis blieben erhalten – dank des Warnemünders Lutz Müller, ehemaliger Geschichtslehrer, der vor über 20 Jahren einige Klassentagebücher und das Ehrenbuch der Pionierfreundschaft „Fritz Reuter“ vor der Entsorgung rettete. In diesem Ehrenbuch befindet sich ein Eintrag von Pawel Beljajew, inklusive einer Autogrammkarte und einer persönlichen Widmung.
„Der Kosmonauten-Besuch war eigentlich nie Gesprächsthema, erst mit leihweiser Übergabe der Bücher durch Lutz“, erinnert sich Uwe Heimhardt, Vorsitzender des Warnemünder Museumsvereins, der 1965 vier Jahre alt war.
Auch Lutz Müller, damals Schüler in der vierten Klasse, erinnert sich noch lebhaft: „Beljajew logierte im Hotel Stoltera und wir standen alle Spalier. Mein Schulfreund durfte sogar ins Zimmer des Kosmonauten. Ganz Warnemünde war auf den Beinen – alle freiwillig, niemand wurde gezwungen.“
Der Besuch war eine kleine Sensation für das Ostseebad: Als Kommandant von Woschod 2 absolvierte Beljajew vom 18. bis 19. März 1965 einen über 26-stündigen Raumflug. Sein Kollege Alexei Leonow unternahm dabei den ersten Weltraumspaziergang der Geschichte – ein Ereignis, das weltweit Aufsehen erregte.
Ende der 1990er Jahre nutzte Lutz Müller die Gelegenheit bei der Auflösung der Realschule „Fritz Reuter“, historische Unterlagen zu sichern, die ansonsten geschreddert worden wären. „Alle Räume standen offen, und ich habe geschaut, ob man etwas geschichtlich Interessantes finden kann“, erinnert sich Müller.
Nun möchte das Heimatmuseum Warnemünde diese besondere Episode wieder ins öffentliche Bewusstsein rücken. Gesucht werden Zeitzeugen, die den Besuch von Pawel Beljajew miterlebt haben, oder Bildmaterial aus dieser Zeit. Interessierte können sich gern im Heimatmuseum melden. Lutz Müller plant, auf Basis der gesammelten Erinnerungen und Dokumente einen Artikel für den Tidingsbringer zu veröffentlichen, unter dem Titel: „Besuch des sowjetischen Kosmonauten Pawel Beljajew vor 60 Jahren in Warnemünde“.
Dieses Ereignis zeigt, dass Erinnerungen an besondere Momente der Stadtgeschichte lebendig bleiben, wenn Menschen wie Lutz Müller sie bewahren.
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