Ein wichtiges Kapitel lokaler Zeitgeschichte hat heute seinen Platz im Warnemünder Heimatmuseum gefunden: Walter Vogt, langjähriger Chronist des Fördervereins Leuchtturm Warnemünde e.V., übergab feierlich seine über drei Jahrzehnte hinweg gesammelten Vereinschroniken an den Museumsverein. Ein Werk mit Gewicht – rund 1.200 Seiten umfasst das einzigartige Nachschlagewerk, das nun dauerhaft im Museum archiviert wird.
„Hoffentlich interessiert sich noch jemand dafür und blättert darin rum“, sagt Walter Vogt bescheiden. Der 88-Jährige blickt auf ein bewegtes Vereinsleben zurück und verabschiedet sich aus Alters- und Gesundheitsgründen mit der 2024er Chronik von seiner Aufgabe.
Für das Heimatmuseum Warnemünde ist die Übergabe ein Geschenk von unschätzbarem Wert. „Eine schöne Bereicherung! Bei uns sind die Chroniken bestens aufgehoben, wir freuen uns sehr darüber“, betont Uwe Heimhardt, Vorsitzender des Museumsvereins. „Wir bewahren das von unseren Vorvätern Übermittelte für die Nachwelt – und dazu gehört ganz selbstverständlich auch die Geschichte des Leuchtturmvereins.“
Walter Vogt war von Anfang an dabei. 1994, arbeitsuchend und in einer ABM-Maßnahme tätig, traf er dort auf Gerhard Lau – Initiator und „Gallionsfigur“ des späteren Vereins. Nur wenige Tage nach dem Ende der Maßnahme wurde öffentlich zur Gründung eines Helferteams für den wiedereröffneten Warnemünder Leuchtturm aufgerufen. Vogt war pünktlich am Treffpunkt. „Keiner kannte Keinen“, erinnert er sich. Die tägliche Besteigung der 135 Stufen war nichts für ihn – aber Vogt erkannte schnell, wie wichtig Organisation war. Unter Gerhard Lau wurde er damit Geschäftsführer des Vereins – und blieb es viele Jahre.
Die Anfangszeit war geprägt von Improvisation und Leidenschaft. „Die ersten Eintrittskarten gab es über ein Kino, Uniformen mussten her, ein Dienstplan geschrieben und sogar Merchandise besorgt werden“, erzählt Vogt. Früh schon war ihm klar, dass dieses Engagement dokumentiert werden musste. So entstand die Idee zur Vereinschronik. Layout, Stil und Satz entwickelte er selbst – mit MS Word, Excel, und einem enormen Maß an Genauigkeit. Er sichtete Zeitungsartikel, sammelte, datierte, und dokumentierte mit Fotos – akribisch und mit dem klaren Ziel, Geschichte für kommende Generationen festzuhalten.
Museumsleiter Christoph Wegner würdigt die Arbeit Vogts mit einem klaren Bekenntnis zur Zugänglichkeit: „Eine digitale Fassung der Chroniken werden wir dem Landesportal Ortschroniken Mecklenburg-Vorpommern zur Verfügung stellen. Die Originale in unserer Sammlung archiviert.“
Mit dieser Geste endet zwar das aktive Schaffen eines Chronisten – doch seine Arbeit beginnt gerade erst, ihre Wirkung zu entfalten: ein Nachschlagewerk für Forscher und Interessierte – und ein Denkmal für den Leuchtturm, der über Warnemünde hinausstrahlt.
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