Mit einem Hauch von Nostalgie und einer Prise Abenteuer hat der Gaffelschoner Phoenix die diesjährige Haikutter-Regatta gewonnen und damit den traditionellen Auftakt der Hanse Sail eingeläutet. Es war ein Rennen, das nicht nur durch seine sportliche Leistung beeindruckte, sondern auch durch die emotionale Bindung, die Segler und Zuschauer gleichermaßen verspürten.
Die Phoenix, ein stolzer Veteran der See, 1936 erbaut und reich an Geschichte, setzte sich gegen fünf ehrgeizige Konkurrenten durch und absolvierte die Regattastrecke in nur 72 Minuten. Die Strecke selbst war diesmal nur gut sechs Seemeilen (etwa elf Kilometer) lang – eine Entscheidung der Regattaleitung, die den Kurs stark verkürzen musste. Der Wind, zunächst sanft und einladend, flaute immer weiter ab, bis er schließlich ganz erlosch. Ein drohendes Gewitter hing wie ein leises Dräuen über dem Horizont, und die Zeit drängte.
„Wir wollten, dass alle Schiffe die Chance haben, sicher und noch vor dem Abend den Hafen zu erreichen“, berichtet Herbert Böhm, der das Rennen von Bord des Begleitschiffes Belle Amie aus verfolgte. Seine Stimme verrät die tiefe Verbundenheit zu den traditionellen Schiffen, die jedes Jahr aufs Neue ihren Weg nach Rostock finden, um die Hanse Sail auf ihre ganz eigene Weise einzuläuten.
Die Haikutter – sechs an der Zahl, darunter die Hanne Marie, Hansine, Ebba Aaen, Phoenix, Victor Jara und Norwind – starteten ihren Törn vom dänischen Nysted nach Rostock am Mittwoch, einen Tag vor der offiziellen Eröffnung der Hanse Sail. Punkt 12 Uhr hoben sich die Anker, und die Segel wurden gesetzt. Es war mehr als ein Rennen; es war eine Reise durch die Zeit, zurück zu den Wurzeln der Seefahrt, in eine Ära, in der der Wind der einzige Motor war.
Die Warnow erreichten die Schiffe am frühen Abend, und selbst die Letzten wurden von den ersten Anzeichen des aufziehenden Sturms angetrieben, die Segel straff gespannt, die Herzen schneller schlagend. Auf der Hanne Marie und der Hansine hatten Mitsegler die einzigartige Gelegenheit, das Rennen hautnah zu erleben. Sie halfen, die schweren Segel zu hissen, und spürten das Kribbeln, wenn das Schiff in die nächste Welle eintauchte. „Alle haben kräftig mit angepackt“, erzählt Böhm, dessen Augen leuchten, wenn er von den Erlebnissen an Bord spricht. „Ich schätze, zwei Drittel von ihnen haben sich mit dem Gaffelrigg-Virus infiziert: Sie werden es wieder tun.“
Die Hanse Sail, das größte jährlich stattfindende Treffen von Traditionssegelschiffen der Welt, ist eben nicht nur ein Fest für die Augen, sondern ein Erlebnis, das die Seele berührt.