Touristiker fühlen sich im Stich gelassen und fordern klare Perspektive


18. März 2021

Ende Oktober hatten sich Bund und Länder auf den zweiten Corona-Shutdown innerhalb nur eines Jahres geeinigt. Die Folgen für den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern sind schwerwiegend: Betreiber von Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen dürfen bis heute keine Gäste empfangen und auch die gastronomischen Betriebe sind seit dem 2. November geschlossen. Viele Existenzen und Arbeitsplätze sind akut bedroht.

Die weltweite Corona-Pandemie hat auch die Rostocker Tourismuswirtschaft stark ausgebremst. Innerhalb nur eines Jahres sind die Übernachtungszahlen um ein Drittel zurückgegangen. Angesichts der aktuellen Lage fordert Rostocks Tourismusdirektor Matthias Fromm eine klare Perspektive, damit eine der wichtigsten Branchen des Landes, die Unternehmen und Beschäftigen eine Zukunft haben: „Wir brauchen einen starken Tourismus, setzen aber gerade alles aufs Spiel, was in den vergangenen Jahren aufgebaut worden ist.“

„Auch wenn es insbesondere im Sommer durchaus touristisch starke Monate gab, konnten die Verluste dadurch nicht aufgefangen werden“, so Fromm weiter. Und dabei war die Entwicklung zunächst mehr als vielversprechend. „Zu Beginn des Jahres 2020 und im September kamen sogar mehr Gäste als im Rekordjahr 2019 nach Rostock. Nun steuern wir auf das erste halbe Jahr zu, in dem der Tourismusbranche komplett die Grundlage entzogen wurde. Wenn es jetzt nicht zu einem Kurswechsel kommt, werden die Schäden irreparabel sein und uns um viele Jahre zurückwerfen“, befürchtet der Tourismusexperte. Der Dauerlockdown sei für ihn jedenfalls keine Lösung.

Dem schloss sich Frank Martens, Vorsitzender des Tourismusvereins Rostock & Warnemünde e. V., an. „Während wir im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Stadt und Rostock Marketing im engen Austausch mit der Politik standen und zusammen wirksame Konzepte für einen sicheren Tourismus unter Corona-Bedingungen entwickelt und umgesetzt haben, findet jetzt praktisch kein Dialog mehr statt. Die Politik hat eine der wichtigsten Branchen im Land komplett abgemeldet und sich selbst überlassen“, kritisiert Frank Martens. Dabei sei längst wissenschaftlich erwiesen, dass die Hotellerie oder Gastronomie keine Infektionstreiber sind. „Die Schutzmaßnahmen, die sich im letzten Jahr gut bewährt haben, haben weiter Bestand und sind sogar noch erweitert worden. Die Touristiker tun alles, um die Sicherheit für Gäste und Einheimische zu gewährleisten“. Umso unverständlicher ist für ihn die fehlende Reaktion seitens der Entscheidungsträger. „Die Stimmung in der Branche und bei den Mitarbeitern ist angesichts der totalen Sprachlosigkeit der Politik katastrophal. Wenn jetzt nichts passiert, wird sich die Tourismuslandschaft in Rostock deutlich ausdünnen“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Einziger Hoffnungsschimmer seien die treuen Stammgäste, die unermüdlich signalisieren, dass sie sofort nach Aufhebung der Corona-Maßnahmen wiederkommen werden.

Trotz Dauerlockdowns ist die Branche nicht untätig, betont Tourismuschef Fromm. „Viele Unternehmen haben die Zwangspause für Modernisierungsarbeiten genutzt und mit teils hohem Aufwand Hygienekonzepte für einen sicheren Tourismus weiterentwickelt. Wir sind optimistisch, dass es bald wieder losgeht und bereiten unter Hochdruck die Wiederöffnung vor. Es gibt viele bewährte und neue Möglichkeiten, trotz weiterer Infektionen sicheres Reisen zu ermöglichen.“ Dazu zählen vor allem die touristischen Hygienekonzepte, die Einhaltung der AHA-Regeln, die digitale Kontaktnachverfolgung durch die luca-App, eine intensive Teststrategie und das Impfen. Zudem lägen schon Konzeptionen vor, die einen vorsichtigen Neustart des Tourismus möglich machen. Auch eine Wiedereröffnung zu Ostern sei durchaus realistisch. „Jetzt ist es an der Politik, wieder Planungssicherheit für das Jahr 2021 zu schaffen.“

Unter dem Motto „SOS Gastgewerbe – lasst uns öffnen, lasst uns leben!“ lädt der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband MV morgen, 19. März ab 9 Uhr, zur Demonstration auf den Neuen Markt in Rostock. Es gelten die allgemeinen Abstands- und Hygieneregeln.

Foto: Taslair


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