Themenpaket "Verkehr & Mobilität" sprach mehr Warnemünder an


25. November 2020

Im zweiten Themenforum mit Titel „Verkehr & Mobilität“, das in Vorbereitung der Fortschreibung des Strukturkonzeptes auch gestern Corona-bedingt online abgehalten wurde, diskutierten die Teilnehmer über die beiden Kernpunkte „Mobilitätskonzept für Warnemünde“ und „verkehrsarmer/autofreier Ort“. Erfreulicherweise fühlten sich bei diesem Themenpaket deutlich mehr Warnemünder angesprochen, als noch einen Tag zuvor.

Nach einer kurzen Einführung präsentierte Moderator Wolfgang Oehler vom Büro für Stadt- und ­Regionalentwicklung (BSR) mit „Starke Mobilität – weniger Verkehr“ zunächst den Entwurf eines Leitbildes. Wie setzt man das um?

Das Gros der Teilnehmer hatte im September die Aktiv-Ausstellung besucht, bei der mehr als 600 Besucher ihre Präferenzen, die Entwicklung Warnemündes betreffend, offenbarten. Zum Handlungsfeld Verkehr und Mobilität votierten sie mit großem Abstand dafür, das Parkraumkonzept zu aktualisieren und endlich umzusetzen. In diesem Zusammenhang sei auch ein Mobilitätskonzept zu erstellen. Hoch im Kurs standen darüber hinaus Wünsche wie ein autoarmes bzw. autofreies Warnemünde sowie Ausbau und Sanierung der Geh- und Radwege einschließlich Barrierefreiheit.

Das Mobilitätskonzept für Warnemünde soll ab dem ersten Quartal 2021 erarbeitet werden, verriet Reno Rudek, beim Amt für Mobilität verantwortlich für den Fachbereich Verkehrsplanung. Wohin die Reise geht, vermochte er noch nicht zu sagen: „Das erwarten wir aus dem Strukturkonzept.“ In jedem Fall müsse das Konzept den ÖPNV, Parkhäuser und auch den Rad- und Fußverkehr beinhalten. „Ich denke, wir sollten nicht mehr so viel in neue Infrastruktur investieren, stattdessen die vorhandene verbessern und nutzen und Mobilität fördern“, so Rudek. Carsharing, E-Bikes – man muss schauen, was passt. In Warnemünde sei noch Vieles verbesserungswürdig. „Nach den vielen Jahren, in denen wir Parkkonzepte entwickelt haben, ist es jetzt an der Zeit, diese auch umzusetzen!“

Einerseits soll die Mobilität gesichert sein und gleichzeitig ist alles zu begrüßen, was den Individualverkehr ersetzt oder überflüssig macht, erklärte Uta Janssen vom Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung, die besondere Herausforderung. Sie brachte auch den Platzvermeidungsaspekt ins Spiel: „Wenn Mobilität so organisiert ist, dass man sein Auto nicht zwingend vor der eigenen Tür abstellen muss, ist was gewonnen.“ Das betreffe allerdings alle Stadtgebiete in Rostock. Ein Umdenken bedeute, dass man durch den Wegfall von Parkflächen mehr Qualität in öffentlichen Räumen erreichen könne. Mehr Platz für den Aufenthalt, Bänke, Fußwege und Außenbereiche der Gastronomie wünschte sich auch Amtskollegin Anja Epper: „Wenn wir den Individualverkehr reduzieren, haben wir mehr Platz für Dinge, die wir noch gar nicht wissen. Mehr Chancen für Neues, ohne dass man das gute Alte wegnimmt.“

Der ebenfalls zugeschaltete Christian Jentzsch vom kommunalen Wohnungsunternehmen Wiro sprach sich für eine bessere Koordinierung des fließenden und ruhenden Verkehrs zur Optimierung des Verkehrsaufkommens aus: „Wir wollen keine Verkehrsverbotskonzepte, sondern schauen, welche Möglichkeiten und Bedürfnisse wir im Ortskern für Bewohner und Besucher haben.“ Aus diesen Möglichkeiten gelte es das Optimum herauszufinden und dann in die Zukunft zu schauen: „Mobilität wird sich in den nächsten zehn Jahren wahrscheinlich grundlegend ändern – Stichwort selbstfahrende und elektrifizierte Kfz.“ Unter Einbeziehung der Beteiligten – Bewohner, Unternehmer und Besucher – sollte man sich Gedanken machen, wie so etwas aussehen kann. Für die von einigen Warnemündern angeregte Idee der Quartiersgaragen konnte er sich noch nicht uneingeschränkt erwärmen. Das sei eine Frage der Wirtschaftlichkeit.

Im Zusammenhang mit den geplanten Auffang-Parkpaletten an den Ortseingängen forderte Marc Hannemann vom Ausschuss für Stadt- und Regionalentwicklung, Umwelt und Ordnung der Bürgerschaft kostenfreie Shuttleverkehre im Ort, die über Parkgebühren und kommunale Zuschüsse finanziert werden könnten. Auch meinte er, dass perspektivisch die Straßenbahn nach Warnemünde verlängert werden sollte. Der Massenverkehr in der Hauptsaison müsse generell raus aus dem Ortskern. Er sprach gar von „anarchischen Verhältnissen“ an heißen Sommertagen. Generell müsse man jedoch sensibel vorgehen und die Verkehrsteilnehmer nicht gegeneinander ausspielen. Insbesondere Anwohner und Gewebetreibende sollten gesondert berücksichtigt werden.

„Den Individualverkehr nicht abschaffen, sondern (ab)regeln“, forderte Uwe Jahnke, der sich im Warnemünder Strukturausschuss und im Verkehrsausschuss engagiert. „Wir müssen an die Einwohner denken, denn nicht jeder lässt sein Auto am Stadtrand stehen und buckelt seine Sachen nach Hause.“ Unklar ist ihm, warum man den leidigen Parksuchverkehr nicht durch geeignete Verkehrsführung eindämmen kann.

Die Warnemünderin Annette Boog sprach für die Bürgerinitiative „Rettet den Küstenwald“ (BI) und gab zu bedenken, dass die Verkehrswende überall in Deutschland im Gange sei. „Wir als BI denken, dass man von einer Auto- zur Menschen-gerechten Stadt übergehen, den Fuß- und Radverkehr stärken und gleichzeitig eine klimafreundliche Stadt schaffen sollte.“ Als „Unterziel“ formulierte Boog ein autofreies Zentrum und maximal 30 km/h im restlichen Warnemünde aus. Dafür gäbe es in anderen Tourismusorten genügend gelungene Beispiele. Ihr Vorschlag: „Wir könnten mit einer Sperrung der Mühlenstraße für PKW an den Wochenenden beginnen.“

In einer kleinen Sofort-Online-Umfrage positionierten sich 18 Prozent der Teilnehmer für einen autofreien Ortskern, 27 Prozent sprachen sich für die Light Version „autoarmer Ortskern“ mit zulässigem Be- und Entladen aus. Ein „bedingt autoarmer Ortskern (für Teilbereiche, mit Ausnahmen etc.)“ ist für 45 Prozent denkbar und nur neun Prozent meinten, dass man alles so belassen sollte, wie es ist.

Die angeregten Maßnahmen und Ideen mögen vielleicht radikal erscheinen, aber so ist das nun mal mit Konzepten, die in die Zukunft blicken. „Wir müssen Visionäre sein und endlich anfangen, was zu tun“, fordertet dann auch Wolfgang Oehler, der die Projektleitung für die Fortschreibung des Strukturkonzeptes Warnemünde/Hohe Düne innehat.

Und wie geht es jetzt weiter? Alle Diskussionsbeiträge werden aufbereitet und ausgewertet. Anfang kommenden Jahres soll die Diskussion erneut aufgenommen werden. „Wenn es die Corona-Verordnung zulässt, werden wir versuchen im Januar in die analoge Beteilung zu gehen – draußen vor Ort, warm angezogen“, stellte Anja Epper in Aussicht. Unter der E-Mail-Adresse fsk-warnemuende@bsr-hamburg.de sind weiterhin auch Kommentare zu den einzelnen Themen willkommen.

Drei weitere virtuelle Veranstaltungen sind am 30. November mit „Grün- und Freiraum, Umwelt- und Klimaschutz“, 3. Dezember mit „Wohnen & Infrastruktur“ und am 9. Dezember mit „Städtebau & Ortsbild, Mittelmole“ geplant. Anmeldungen zur Teilnahme werden unter fsk-warnemuende@bsr-hamburg.de entgegengenommen.

Alle Onlineforen werden mitgeschnitten und im Internet unter www.strukturkonzept-warnemuende.de/veranstaltungen/ veröffentlicht.

Foto: Archiv


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