Teufelsgeiger Georgi „Joro“ Gogow verbindet mit dem Warnemünder Turmleuchten magische Momente


22. Februar 2025

„Magische Momente“ – so lautet das Motto des Warnemünder Turmleuchtens, das aufgrund des Sturms am Neujahrstag ausgefallen war und nun am 1. März nachgeholt wird. Es ist die 25. Auflage des Events – also ein Jubiläum. Was die meisten Gäste nicht wissen: Ein so großes Event lässt sich nicht einfach von einem Wochenende auf das nächste verschieben. Der gesamte bürokratische Prozess beginnt wieder von vorne. „Wir fangen dann quasi immer wieder bei Null an“, erklärt Torsten Sitte, der Regisseur und gleichzeitig Geschäftsführer der veranstaltenden Agentur Hanse Event. Viele Beteiligte seien zu dieser Zeit im Urlaub, und auch verkehrsrechtliche und andere Fragen müssten zum zweiten Mal geklärt werden. „Zum Glück funktioniert die Zusammenarbeit mit den Rostocker Ämtern gut, und jetzt läuft alles nach Plan für den Ausweichtermin am 1. März“, so Sitte. Auch die 35 Händler für die Meile auf der Promenade mussten erneut gefunden werden; diese öffnet vom 28. Februar bis zum 2. März.

Magische Momente kennt auch der ehemalige City-Geiger Georgi „Joro“ Gogow, der bei der Mega-Show gemeinsam mit Bad Penny-Frontmann Ola Van Sander den berühmten City-Song „Am Fenster“ performen wird. Das Lied wurde 1974 von Hildegard Rauchfuss geschrieben, während die Musiker von City die Musik komponierten.

Der bekannte Geiger hat in seinem Leben bereits viele magische Momente erlebt. „Es gibt viele solcher Momente in meinem erfüllten Leben. Ich habe mit fünf Jahren angefangen, Geige zu spielen, und sie wurde meine Muse“, schwärmt er. Für ihn ist die Geige die „Königin der Instrumente“. „Man kann überall spielen – auf Bühnen, am Strand, auf Straßen“, zählt er auf. Er verrät auch, dass die Entstehung des Kultsongs „Am Fenster“ für die ostdeutsche Rockband City ein großes Glück war und eigentlich das Ergebnis eines Tricks.

„Es war wie ein Blitz des Universums, dass ‚Am Fenster‘ so ein epochales Werk wurde“, sagt Joro, der dem Stück mit seinem Geigenspiel die markante Note und Seele verlieh. Eigentlich war es nicht das typische Lied für eine Rockband. „Normalerweise kamen bei City oft die Männer nach vorne, das waren noch andere Zeiten, da wurde viel getrunken und geraucht in den Clubs, aber bei diesem Lied standen plötzlich die Frauen vor der Bühne – es war eine total elektrisierende Atmosphäre“, erinnert sich der Geiger und fügt hinzu: „Dabei war das Lied wie aus dem Ärmel geschüttelt und mit über sieben Minuten ziemlich lang.“ Es war Zufall und ein bisschen List, dass „Am Fenster“ schließlich so berühmt wurde.

City war im Amiga-Tonstudio bei Tontechniker Helmar Federowski, um den „King vom Prenzlauer Berg“ aufzunehmen. Da noch Platz auf dem Band war, überredeten die Musiker den Tonmeister, auch „Am Fenster“ für sie privat aufzunehmen. „Helmar bestand darauf, dass es wirklich privat bleibt, sonst würde er Ärger bekommen – und den bekam er auch, als wir mit dem Band gleich Radioredakteur Wolfgang Martin konfrontierten“, blickt Gogow zurück. Da das Stück dort gespielt wurde, verlangten die Fans, es auf einer Platte kaufen zu können. „Die Fans machten der DDR-Plattenfirma Amiga die Hölle heiß“, schmunzelt der Geiger mit bulgarischen Wurzeln. Nur ihr hartnäckiges Drängen zwang Amiga, 380.000 Singles von „Am Fenster“ zu pressen. Wegen der Eile gab es nur ein Cover aus Tapetenmuster. Einige Textstellen sorgten zu DDR-Zeiten für Gänsehautmomente durch zweideutige Zeilen wie „Klagt ein Vogel, acht auf mein Gefieder / Nässt der Regen, flieg ich durch die Welt.“

Am 1. März erklingt der Song als Höhepunkt des Warnemünder Turmleuchtens. Die 30-minütige Show aus Feuerwerk, Licht, Lasershow und Musik beginnt um 19 Uhr. Teufelsgeiger „Joro“ Gogow wird „Am Fenster“ auf seine unverwechselbare Weise spielen, während Ola Van Sander den beliebten Song singt. „Aber nicht wie City-Frontmann Tony Krahl. Ich tue es auf meine Weise, ich bin kein Imitator“, kündigt Van Sander an. Er ist selbst ein großer Fan des Songs. „Es war damals mein zweites großes Konzert, das ich mit City in Waren an der Müritz erlebt habe“, erinnert er sich. In einem seiner eigenen Frühwerke, „Der Fischer und sin Frau“, aufgeführt im Hotel Neptun vor etwa zwölf Jahren, hatte er den Song bereits eingebaut. Jetzt mit „Joro“ gemeinsam auf der Bühne zu stehen, ist für ihn etwas Besonderes. Seit fast zehn Jahren wirkt der Rostocker Musiker beim Turmleuchten mit. „Es ist absolut magisch, wenn da bis zu 80.000 Menschen vor der Bühne stehen“, sagt er.

Für Ola Van Sander gehören Konzert-Touren durch Irland zu den persönlichen magischen Momenten. „Wir sind seit 25 Jahren in Irland auf Tour, und der magischste Moment war 2013, als wir einer der Hauptacts beim größten irischen Gitarrenfestival in Ballyshannon waren“, verrät der Musiker. Als Hommage an seine irische Lieblingsinsel enthält die neue Produktion von Bad Penny einen Song namens „Connemara“. Er wird diesen im Vorprogramm des Turmleuchtens mit seiner Band spielen, während Olivia Comfort aus New York an der Geige zu erleben ist. Das Vinyl-Schätzchen erscheint im Frühling. „Ein weiterer magischer Moment war 1992 die persönliche Begegnung mit meinem verstorbenen Idol Rory Gallagher, einem der größten irischen Gitarristen“, fügt er hinzu. Zu den besonderen Momenten im Alltag gehören die Treffen mit seiner langjährigen Partnerin Jenny.

Noch einmal zurück zu Geiger Georgi „Joro“ Gogow: Er lebt seit einigen Jahren in Wernigerode bei seiner Freundin. Nach Corona und der Auflösung von City befürchtete er eine Vereinsamung in Berlin. „In Wernigerode gibt es eine sehr lebendige Kulturlandschaft, das hat mich verjüngt“, sagt der 76-Jährige, der sich dort seinem eigenen Projekt „Der Wilde Garten“ widmet. Sein Sohn Nicolaj ist ebenfalls Musiker und hat eine Weile in den Bands Knorkator und Pothead gespielt. Nach dem Tod von City-Trommler Klaus Selmke hat er auch bei City ausgeholfen.

An seinen ersten Auftritt 2006 beim Warnemünder Turmleuchten erinnert sich Joro noch genau: „Ich hatte mir ein Matrosen-Shirt besorgt und kam mit einer weißen Geige an. Einen Tag zuvor hatte ich in der Koserower Bucht zu Silvester gespielt, dann kam ich nach Warnemünde“, erzählt der Musiker. „Ich wurde auf einer Plattform nach oben zum Leuchtturm gefahren. Es war hundekalt, minus acht Grad, aber als ich auf die vielen Menschen unten blickte, war es trotzdem ein erwärmender und magischer Moment. Es war der Wahnsinn“, sagt er und fügt hinzu, dass er sich geehrt fühlt, nun bei der Jubiläumsauflage mitmachen zu dürfen. „Ein großes Dankeschön an Torsten Sitte und Martina Hildebrandt für die Organisation dieses großartigen Events“, sagt der Musiker, der Warnemünde und den schönen Strand liebt und gerne zur Warnemünder Woche und Hanse-Sail nach Rostock kommt. Manchmal spielt er auch im Ursprung und übernachtet in der Pension der musikliebenden und engagierten Wirtin Astrid Hanisch am Alten Markt. Musik ist für Joro nicht nur sein Jungbrunnen, sondern zeitlebens eine gelebte Passion.

Ein persönlicher Wunsch beschäftigt ihn noch in diesen politisch unsicheren Zeiten: „Ich wünsche mir, dass die Menschen sehr genau aufpassen, was sie tun.“ Und abgesehen davon freut er sich auf das Warnemünder Turmleuchten, das so viele Menschen erfreut – und auch die Künstler selbst.

Maria Pistor


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