Strandvogt im Einsatz: Wie Stefan Bischoff Warnemünde sicher durch die Ferienzeit bringt


25. August 2025

Die Sommerferien in Mecklenburg-Vorpommern sind in der zweiten Halbzeit. Während viele Einheimische die freie Zeit in der Heimat verbringen, zieht es derzeit unzählige Urlauber aus ganz Deutschland und dem Ausland an den Strand von Warnemünde. Das Ostseebad gilt als einer der beliebtesten Ferienorte an der Küste – mit perfekter Anbindung über die Stadtautobahn B103, die direkt von der A19 und A20 in den Ort führt, sowie mit dem S-Bahn-Endbahnhof in unmittelbarer Strandnähe.

Doch wo sich täglich Tausende erholen, braucht es Ordnung, Übersicht – und Menschen, die im Notfall konsequent handeln. Einer von ihnen ist Stefan Bischoff, seit vier Jahren Strandvogt in Warnemünde. Sein Revier: der sogenannte Brennpunkt-Strand, dort, wo die meisten Hotels stehen und die Gästedichte am höchsten ist.

Zwischen Badefreuden und Gefahr

Für Stefan Bischoff ist die Saison von Mai bis September alles andere als ruhig. Seine Hauptaufgabe: die Durchsetzung der Strandsatzung – und vor allem die Gefahrenabwehr. Gerade am Weststrand sorgt eine tückische Unterströmung regelmäßig für riskante Situationen beim Baden.

„Hier gehen die Leute auch bei Badeverbot ins Wasser – das ist extrem gefährlich“, warnt Bischoff. Erst kürzlich musste er gemeinsam mit der DRK-Wasserwacht alle Gäste aus der Ostsee holen, nachdem die rote Flagge gesetzt wurde. „Viele wissen gar nicht, dass sie weltweit für Badeverbot steht. Die Unwissenheit ist erschreckend, aber die allermeisten sind dankbar für Aufklärung.“

Die Zusammenarbeit mit der DRK-Wasserwacht beschreibt Bischoff als „hervorragend und unverzichtbar“. „Wir ziehen an einem Strang, um Badegästen größtmögliche Sicherheit zu bieten.“

Damit alle die Regeln verstehen, wünscht sich Stefan Bischoff zudem mehrsprachige Hinweisschilder. Deutsch und Englisch reichen längst nicht mehr, schließlich ist Warnemünde ein internationales Seebad. Oft hilft ihm nur die Übersetzungs-App.

Unterstützung und Augenmaß

Häufig ist Bischoff allein unterwegs – krankheitsbedingte Ausfälle oder Urlaube der Kollegen sind Alltag. Trotzdem setzt er auf Dialog statt Strafen. Bußgelder gibt es nur bei Wiederholung oder Missachtung. Mit drastischen Strafen müssen ganz Dreiste rechnen: „Ein Bootsführer schipperte erst kürzlich gleich drei Mal kurz hintereinander in den Badebereich. Wie sich herausstellte war er stark alkoholisiert. Den hat sich die Wasserschutzpolizei geschnappt“, berichtet der Strandvogt.

Immer öfter bekommt Bischoff Unterstützung von Strandbesuchern: „Viele beobachten unsere Arbeit und sprechen selbst ‚Falschbader‘ an. Das hilft enorm.“ Problematisch sei dagegen, dass Lautsprecherdurchsagen der Wasserwacht nur bei ablandigem Wind zu hören sind.

Dünen, Buhnen und andere Dauerbrenner

Neben der Sicherheit liegt dem Strandvogt auch der Küstenschutz am Herzen. Dünen sind tabu – und doch ein Dauerproblem. „Von ‚Ich wollte nur ein Foto machen‘ bis ‚Abkürzung nehmen‘ höre ich alles. Am schlimmsten ist Pinkeln in den Dünen. Dafür habe ich kein Verständnis.“

Ohne Anlass betritt auch er die Dünen nicht. „Wenn ich es dann doch einmal tue, bin ich jedes Mal erschrocken, wie vermüllt es dort ist.“ Oft trägt er eine Mülltüte bei sich – die schnell gefüllt ist.

Auch das Betreten der Buhnen ist ein ständiges Problem. Kinder und junge Erwachsene nutzen die Küstenschutzanlagen gern als Selfie-Spot oder Sprungturm. „Das ist hochriskant – Prävention ist hier das A und O“, betont Bischoff.

Zusätzlich gehören Möwenfütterer und Drohnenpiloten ohne Genehmigung zum Alltag des Strandvogts.

FKK, Alkohol und Cannabis – Regeln mit Spielraum

Am FKK-Strand haben sich die Probleme in den letzten Jahren deutlich reduziert. „Meist reicht ein kurzer Hinweis, und die Leute reagieren“, sagt Bischoff. Auch hier gilt Augenmaß: Bei Wind sei es selbstverständlich in Ordnung, sich etwas überzuziehen.

Generell werde der ausgewiesene Bereich vorwiegend von FKKlern genutzt. Dennoch ist trotz Beschilderungen eine regelmäßige Kontrollstreife nötig, da Textilträger diese Strandbereiche aus Gewohnheit oder Lage weiterhin aufsuchen. „Wir versuchen mit Aufklärung und Hinweisen, Strandbesucher über die geltende Regel zu sensibilisieren und verweisen bei Bedarf vom Platz. Das hat sich herumgesprochen.“

Dennoch stehe der FKK-Strand nach wie vor im Fokus, da gerade Besucher anderer Nationalitäten oder Gäste, die das erste Mal vor Ort sind, FKK bzw. die Regelung am Strand nicht kennen. „Ich betone aber, dass bei Gefahr für Leib und Leben oder der Suche nach vermissten Personen diese Situationen immer Priorität haben!“

Größere Herausforderungen bleiben Alkohol und – neu – Cannabis. „Wenn Familien sich unwohl fühlen, fordere ich die Betroffenen auf, Rücksicht zu nehmen. Meist klappt das. Ansonsten spreche ich auch mal einen Platzverweis aus.“ Beim Cannabiskonsum bittet er darum, mindestens 200 Meter Abstand zu Kindern einzuhalten.

Wildcamping und Naturschutz

Ein weiteres Thema sind Wildcamper, die sich regelmäßig am Strand oder im Naturschutzgebiet Stoltera niederlassen und oft durch Hinweise von Einheimischen oder der Wasserwacht „auffliegen“. „Wir fordern die Leute auf, ihre Zelte umgehend abzubauen. Bei Verstößen gibt es einen Bußgeldbescheid.“

Neu ist das Phänomen „herrenloser Zelte“, die ebenso wie Einweggrills oder zurückgelassene Stühle entsorgt werden müssen. Besonders problematisch: Lagerfeuer am Strand oder gar im Küstenwald. „Ein Schild mit der Eule reicht nicht – wir brauchen mehr Aufklärung.“

Hunde am Strand – das Dauerthema

Mit Abstand häufigste Ordnungswidrigkeit sind Hunde am Strand. Viele Halter glauben, eine Leine genüge. Tatsächlich sind nur ausgewiesene Hundestrände erlaubt – und die liegen in Warnemünde weit außerhalb, am Abschnitt 31 bis 33.

Bischoff und seine Kollegen plädieren deshalb für eine Änderung: „Am Abschnitt 1 gilt ohnehin auf 200 Metern Badeverbot. Wenn wir diesen Bereich als Hundestrand ausweisen würden, wäre den Gästen im Ort sehr geholfen. Hundehalter wünschen sich einen Sandstrand in Ortsnähe – nicht weitab an der Peripherie.“

Ein Job mit Leidenschaft

Trotz hoher Belastung liebt Stefan Bischoff seine Arbeit. „Es ist manchmal wie im Callcenter – das Telefon klingelt unaufhörlich. Aber meine Priorität liegt immer beim Schutz von Leib und Leben.“ Dennoch fordert er mehr Unterstützung: „Wir brauchen in der Hauptsaison zusätzliche Kollegen, die durchsetzungsstark sind und gern am Strand arbeiten.“

Es gibt auch gute Nachrichten: In diesem Jahr musste er bislang kein einziges Mal die Polizei hinzuziehen – ein deutlicher Fortschritt gegenüber 2024. Und dank eines Miet-Quads konnte das defekte Einsatzfahrzeug ersetzt werden – trotz angespannter Haushaltslage der Stadt.

Fazit

Warnemünde ist ein Magnet für Badegäste – und ein Ort voller Herausforderungen. Ob Badeverbote, Dünenverstöße, Hunde am Strand oder Cannabisraucher: Stefan Bischoff meistert seinen Job mit Klarheit, Geduld und Leidenschaft.

Sein Wunsch für die Zukunft: mehr sichtbare Präsenz am Strand. Denn je besser Regeln erklärt und durchgesetzt werden, desto sicherer und entspannter können Gäste ihren Ostseeurlaub genießen.


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